Unternehmen in Erding:Technosan meldet Insolvenz an

Das Unternehmen hat unter anderem in einer Grube bei Dorfen giftigen Bauschutt deponiert. Wann und auf wessen Kosten das kontaminierte Material ordnungsgemäß entsorgt wird, ist nicht mehr absehbar

Von Sarah Schiek

Die Umwelttechnikfirma Technosan aus Krailling, gegen die wegen Betrugs und Umweltdelikten ermittelt wird, ist pleite. Offensichtlich kann das Unternehmen, das auch in einer Grube bei Dorfen belasteten Bauschutt abgelagert hat, die durch den Umweltskandals auf sie zukommenden Kosten nicht stemmen.

Der Technosan-Minderheitsgesellschafter Otto Dauer, der seit April mit der Abwicklung der Firma betraut war, hat in der vergangenen Woche einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Weilheim gestellt. Der früherer Geschäftsführer und Hauptgesellschafter sitzt seit Februar in Untersuchungshaft.

Wie es mit dem giftigen Schutt weitergeht, den Technosan in der Kiesgrube Ostermaier in Stollnkirchen bei Dorfen entsorgt hat, ist derweil unklar: "Wir stehen noch in Verhandlungen mit dem Abwickler", erklärte Geschäftsführer Felix Ostermaier. Technosan habe zugesichert, für die Ausgrabung, den Abtransport und die ordnungsgemäße Entsorgung des Gleisschotters aufzukommen, den es dort mit mutmaßlich absichtlich falsch deklarierten Papieren eingebracht hat.

Die Belastung mit krebserregenden Stoffen ist hoch

Ende November vergangenen Jahres hatte ein Gutachter festgestellt, dass das angelieferte mit Ziegel und Kies durchsetzte Erdreich stark mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet ist. Grundsätzlich, so Ostermaier, wäre es zulässig, in der Kiesgrube solches Material abzulagern, allerdings nur, wenn die Belastung mit den krebserregenden Stoffen wesentlich geringer wäre.

Weitere vom Landratsamt und der Kriminalpolizei überwachte Untersuchungen hätten inzwischen ergeben, dass etwa ein Drittel der 3000 Tonnen Material von Technosan, das sich in der Grube befindet, erhöhte Werte aufweist. Je nachdem an welcher Stelle die Probe genommen worden sei, lagen diese beim bis zu Zehnfachen des erlaubten Grenzwerts von fünf Milligramm pro Kilo.

"Etwa 1000 bis 2000 Tonnen müssen raus", schätzt Ostermaier. Nach seinen letzten Gesprächen mit Technosan-Liquidator Dauer hofft er weiter, dass in den kommenden vier Wochen mit dem Ausbau begonnen wird. "Wenn das Material weg ist, werden wir die Grube mit einer zusätzlichen Lehmschicht abdichten, dann ist der Fall erledigt."

Die Firma kann die Altlasten vermutlich nicht mehr entfernen

Ob dies tatsächlich in absehbarer Zeit vonstatten gehen kann, ist allerdings fraglich. "Dadurch, dass der Liquidator einen Antrag auf Insolvenz gestellt hat, sind wir jetzt in einer ganz anderen Situation", erklärte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Stefan Amman, den das Gericht mit der Konkursverwaltung der Technosan Umwelt GmbH beauftragt hatte. Es sei davon auszugehen, dass Technosan die Altlastenentsorgung nicht übernehmen könne, andernfalls hätte das Unternehmen wohl keine Insolvenz anmelden müssen.

Der Rechtsanwalt und Steuerberater der Pluta-Kanzlei in München hatte am Montag in einer Pressemitteilung erklärt, er werde sich in den kommenden Wochen "einen umfassenden Überblick verschaffen". Erst wenn das Insolvenzverfahren eröffnet sei, so der Sprecher, könnten auch die Gläubiger Forderungen stellen. Für Ostermaier heißt es bis dahin abwarten.

Bereits im Dezember 2012 war bekannt geworden, dass Technosan rund 1,4 Millionen Tonnen Bau- und Straßenschutt in 36 Kiesgruben, Deponien und Baustellen eingebracht hatte, die zum Teil mit krebserregenden Stoffen versetzt sind. Mit 21 Standorten liegt die Mehrheit davon im östlichen Oberbayern.

Wie aus einem Bericht des bayerischen Umweltministers Marcel Huber hervorgeht, sind im Landkreis Erding neben der Kiesgrube in Stollnkirchen drei weitere Gruben in den Gemeinden Hohenpolding und Lengdorf sowie eine Baustelle in Dorfen betroffen. Eine Untersuchung des Landratsamtes vom Dezember 2012 hatte ergeben, dass sich allerdings nur in Stollnkirchen belastetes Material befindet. Nach Einschätzung der Kreisbehörde sowie des Wasserwirtschaftsamtes bestehe keine akute Gefahr, dass die nur schwer löslichen Giftstoffe ins Grundwasser ausgewaschen werden könnten. Entfernt werden müssten sie aber trotzdem.

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