Unterkunft im ehemaligen Gasthaus zur Post:Schwierige Frage

Unterkunft im ehemaligen Gasthaus zur Post: Dirk Urland, 1. Vorsitzender des Gewerbevereins, ist von dem Ergebnis der internen Umfrage überrascht.

Dirk Urland, 1. Vorsitzender des Gewerbevereins, ist von dem Ergebnis der internen Umfrage überrascht.

(Foto: Renate Schmidt)

Beim Thema Azubi-Wohnheim tut sich womöglich ein interessanter Weg auf: Der Verein Condrobs informiert beim Gewerbeverein über Pläne, seine ehemalige Jugendwohngemeinschaft in Taufkirchen für neues Klientel zu öffnen

Von Regina Bluhme, Erding

Ein Wohnheim mit erschwinglichen Mieten für junge Auszubildende - dieses Projekt wurde bereits 2016 aus den Reihen des Gewerbevereins Erding angestoßen. Am Dienstagabend präsentierte Dirk Urland, 1. Vorsitzender des Gewerbevereins, die Ergebnisse einer Umfrage unter Ausbildungsbetrieben aus der Stadt Erding. Zu Gast war an dem Abend Karin Wiggenhauser vom Verein Condrobs, der seine ehemalige Einrichtung für minderjährige Flüchtlinge in Taufkirchen eventuell für Auszubildene öffnen will.

Noch ist laut Karin Wiggenhauser, Bereichs-Geschäftsführerin nichts spruchreif. Nachdem Condrobs die Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im ehemaligen Gasthof Post aufgrund der geringen Zuweisungen geschlossen hat, befindet sich dorteine ambulante Erziehungshilfe. Im obersten Stockwerk sind noch elf Einzelzimmer mit je einer Dusche frei. Dort wäre zum Beispiel Platz für minderjährige Lehrlinge.

Angesichts des akuten Lehrlingsmangels und der horrenden Mietpreise im Landkreis hatte der Erdinger Bäckermeister Max Neumaier vor gut zwei Jahren bei den Unternehmertagen ein Azubi-Wohnheim ins Spiel gebracht. Die Idee: Eine Unterkunft zu erschwinglichem Preis könnte doch den einen oder anderen Lehrling von außerhalb anlocken. Gespräche und ein Runder Tisch mit Stadt, Handel und Wirtschaft haben bereits stattgefunden. Konkrete Pläne gibt es bislang nicht.

"Würden Sie weitere Ausbildungsplätze schaffen, wenn Sie mehr Wohnraum anbieten könnten", das wollte der Gewerbeverein in einer Umfrage von Erdinger Ausbildungsbetrieben wissen. Nur 18 der 72 Umfrageteilnehmer antworteten darauf mit einem "Ja", informierte 1. Vorsitzender Dirk Urland am Dienstagabend vor knapp zehn Zuhörern. Er persönlich sei von dem Ergebnis überrascht. "Es schaut fast ein wenig so aus, als ob die Geschichte im Keim erstickt worden wäre." Womöglich sei die Fragestellung aber "missverständlich" gewesen: Man könne es so auffassen, dass es um mehr Ausbildungsplätze gehe, oder auch um die Anwerbung von mehr Auszubildenden. Im Nachhinein sehe er die Sache dann schon wieder positiv: immerhin ein Drittel wäre bereit, mehr Ausbildungsplätze anzubieten. "Das ist eine gute Basis", so Dirk Urland.

Der Gewerbeverein werde an den Plänen dranbleiben, betonte der 1. Vorsitzende. Im Januar sei ein Runder Tisch mit Vertretern der Stadt Erding, des Landkreises, der Handwerkerschaft und der lokalen Wirtschaft geplant. Natürlich hätte er dort gern ein noch eindeutigeres Votum des Gewerbevereins präsentiert, räumte Urland ein. Eins könne er auf jeden Fall schon mal sagen: Weder der Gewerbeverein noch Ardeo kommen als Träger in Frage, "das haben wir Ehrenamtliche nicht im Kreuz". Karin Wiggenhauser informierte über die verschiedenen Organisationsformen und Finanzierungsmodelle für ein Wohnheim für Jugendliche und sie erklärte, dass oft Vereine wie Condrobs oder Mitglieder der freien Wohlfahrtspflege wie AWO oder Diakonie als Träger fungierten. Sie plädierte auf jeden Fall für eine sozialpädagogische Betreuungsperson als Ansprechpartner vor Ort für die jungen Bewohner.

Wolfgang Kraus, Vorsitzender der Händlergemeinschaft Ardeo, regte eine Art Untermiete "mit Familienanschluss" an: Azubis über 18 Jahren könnten mit Hilfe einer Vermittlungsplattform von älteren, alleinstehenden Menschen aufgenommen werden.

Was die notwendige Ausstattung eines künftigen Azubi-Wohnheims betrifft, so verweisen in der Umfrage 33 der 72 Firmen auf einen WLAN-Zugang und 24 der 72 auf eine Betreuungsperson vor Ort. Eine Anbindung des Gebäudes an den öffentlichen Nahverkehr hielten nur sieben Betriebe für wichtig.

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