Süddeutsche Zeitung

Breitbandausbau in Langenbach und Wartenberg:"Der erfolgte Wortbruch ärgert mich maßlos"

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Die Firma "Unsere Grüne Glasfaser" (UGG) aus Ismaning zieht sich überraschend vom Glasfaserausbau in Wartenberg und Langenbach zurück. Jetzt hoffen die Bürgermeister der Gemeinden darauf, dass die Telekom auch die Außenorte erschließt.

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg/Langenbach

Was haben Langenbach im Landkreis Freising und der Markt Wartenberg im Landkreis Erding gemeinsam? Beide haben sich darauf verlassen, dass die Firma "Unsere Grüne Glasfaser" (UGG) aus Ismaning den Bürgern auch in den Außenorten mittels Glasfaser ein schnelles Internet verschafft. Flächendeckend. Sogar erste Verträge waren geschlossen worden. Und in beiden Gemeinden hat jetzt die UGG einen Rückzieher gemacht mit der Begründung, dass sich ein Ausbau für das Unternehmen nicht rentiere, wenn es einen Konkurrenten - in beiden Fällen die Telekom - vor Ort gibt. Das, so beide Kommunen, habe die UGG aber schon lange gewusst. "Der nun erfolgte Wortbruch ärgert mich daher maßlos", sagt Wartenbergs Bürgermeister Christian Pröbst (CSU). Langenbach und Wartenberg hoffen jetzt, dass die Telekom doch auch die Außenbereiche erschließt.

Die Begründung, warum das Unternehmen einen Rückzieher macht, ist in beiden Gemeinden identisch: Der Ausbau lasse sich aufgrund eines Teilausbaus durch einen Wettbewerber nicht länger wirtschaftlich darstellen. In einer UGG-Stellungnahme heißt es, wie der Geschäftsleitende Beamte im Langenbacher Rathaus, Bernhard Götz, mitteilt: "Natürlich aber müssen sich unsere Netze unterm Strich auch rechnen. Und das bedeutet, dass sich die vormals geplanten Ausbauvorhaben aufgrund wirtschaftlicher Neubewertungen derzeit nicht realisieren lassen."

Der Ausstieg der UGG sei kein Einzelfall, schreibt der Geschäftsleitende Beamte

Wartenbergs Bürgermeister ist angesichts dieser Aussage sauer. Richtig sauer. Dort sollte die UGG den Ausbau in den Ortsteilen Manhartsdorf, Pesenlern und Auerbach vordringlich übernehmen. Laut Pröbst habe die UGG schon bei der Vorstellung ihrer Firma im Gemeinderat im Sommer 2022 gewusst, dass die Telekom vor Ort ebenfalls tätig sei, sagt Pröbst. Man habe mit der UGG auch bereits Standorte für die Verteiler definiert, einen Kooperationsvertrag geschlossen und viel Zeit investiert. "Tatsache ist, dass die UGG im Hauptort Langenbach sowie in Ober- und Niederhummel mit ihrem Angebot in Konkurrenz zur Telekom stand. Diesem Konkurrenzkampf hat die UGG nicht standgehalten", schreibt Bernhard Götz. Der Ausstieg der UGG sei kein Einzelfall. Auch in benachbarten Kommunen habe sich der Breitbandanbieter vom Glasfaserausbau verabschiedet. Aus gleichen Gründen, schreibt der Geschäftsleitende Beamte.

Bürgermeister Probst, will sich jetzt dafür einsetzen, dass die Telekom das Netz in Wartenberg ausbaut - und auch die Außenorte an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Dazu soll es bald Gespräche geben. In Langenbach hält laut Götz die Telekom an ihren Plänen zum Glasfaserausbau bis vor die Haustür fest. Aktuell aber nur im Hauptort Langenbach, in Ober- und Niederhummel. "Nach Rücksprache mit dem Ausbauverantwortlichen der Telekom, kann jeder Bürger im Hauptort Langenbach sowie in Ober- und Niederhummel weiterhin kostenlos einen Telekom-Glasfaseranschluss buchen." Im Rathaus werde bereits Alternativen für die Außenbereiche geprüft, sagt Langenbachs Bürgermeisterin Susanne Hoyer (Freie Wähler). "Es wird eine Lösung für die Außenbereiche geben", zeigt sie sich überzeugt. Die Telekom habe bereits Verhandlungsbereitschaft gezeigt und zugesagt, die Angelegenheit noch einmal zu prüfen.

Eine Stellungnahme von UGG war bis Mittwochabend nicht zu erhalten

"Unsere Grüne Glasfaser" wurde 2020 als ein Joint Venture der Telefónica und Allianz gegründet. Laut Homepage des Unternehmens ist es ihr Ziel, in "möglichst vielen Gemeinden möglichst alle Haushalte mit einem Glasfaseranschluss direkt bis ins Haus zu versorgen - für mehr Lebensqualität und die Aussicht auf eine innovationsreiche Zukunft". Eine Stellungnahme von UGG über die LHLK Agentur für Kommunikation GmbH, ob dem Ismaninger Unternehmen von Anfang an klar gewesen sei, dass die Telekom ebenfalls vor Ort tätig ist, war bis Mittwochabend nicht zu erhalten. Es kam nur eine allgemeine Stellungnahme: "UGG schließt deutschlandweit Gemeinden und kleinere Städte an ein nachhaltiges Glasfasernetz an, um allen Bürgerinnen und Bürgern digitale Teilhabe zu ermöglichen. Wir tun dies eigenwirtschaftlich, ohne eine Mindestanzahl an bestellten Glasfaser-Hausanschlüssen und ohne andere Netzleitungen zu überbauen. Wir bedauern sehr, dass sich der Ausbau in Markt Wartenburg, Langenbach und im Landkreis Freising nicht aktuell wirtschaftlich darstellen lässt", teilt UGG-Pressesprecher Jens Lauser mit.

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