Umstrittener Auftritt:Straßengeruch über Erdings Dächern

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Der Rapper Farid Bang hat mit einem Auschwitzvergleich heftige Kritik entfacht. Jetzt tritt er im Erdinger "Roofs" auf.

Von Philipp Bovermann, Erding

Die erste Frage, die der Besuch von Farid Bang am heutigen Freitag im "Roofs"-Club aufwirft, ist wahrscheinlich die, wie der Gangsterrapper anreisen wird. Ist es der angebliche Privatjet, in dem er auf Instagram posiert, vor 1,7 Millionen Abonnenten? Der Porsche, aus dem er "auf Cops schießt", während sein "Dick von 'ner Pornomieze gesuckt wird", von dem er im Song "100 Bars" erzählt? Oder doch der gepanzerte Militärjeep auf dem Instagram-Foto vom 29. März? Vor dem steht er mit beiden in Richtung Kamera ausgestreckten Mittelfingern.

Das im vergangenen Monat eröffnete "Roofs" holt sich mit der Einladung eine deftige Portion von dem ins Haus, was in der feministischen Theorie "toxische Männlichkeit" heißt: Männlichkeitsvorstellungen, die auf Aggression und zwanghafter Dominanz fußen, um "harter Mann" zu spielen. Farid Bang rappt zum Beispiel, er habe "wie römische Statuen Eier aus Stein" und man sei "erst ein krasser G", also Gangster, "wenn deine Brieftasche mehr als deine Waffe wiegt". Rosen bringe er "bitches" erst ans Grab. Die "vier Elemente" dieser Musik seien "Geld zählen, Girls klären, Gangbang und McFit", heißt es in einem Song, den Farid Bang mit dem Rapper Kollegah aufgenommen hat. Zusammen erhielten die beiden im vergangenen Jahr den Musikpreis Echo für ihr Album "Jung Brutal Gutaussehend 3". Darauf findet sich unter anderem die Zeile "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen". Andere Preisträger gaben aus Protest gegen den Vergleich ihre Trophäen zurück. Auch aus der Öffentlichkeit gab es laute Kritik. Daraufhin wurde der Echo ganz abgeschafft.

Die beiden Rapper ließen sich mit reuevoll gesenktem Blick im Auschwitz-Gedenkzentrum fotografieren und entschuldigten sich öffentlich. Anschließend brüsteten sie sich damit, den Echo auf dem Gewissen zu haben. "Was kommt am Ende raus? Wir machen Welle wie nur sonst was, denn Prinzipien sind wichtiger als die Stellen hinterm Komma", heißt es im Song "In die Unendlichkeit." Sie blieben "gerade bis zum Tod".

In der Woche darauf tritt ein weiterer Rapper im "Roofs" auf: Veysel ist beim Publikum weniger für seine Musik bekannt als über die erfolgreiche deutsche Serie "4 Blocks". Dort spielt er einen der beiden Brüder, die einen Verbrecherclan in Berlin-Neukölln anführen. Der Rapper brachte ein bisschen authentische Knasterfahrung mit in die Rolle. Er war "3 Jahre weg", so lautet der Titel eines seiner Songs. Darin berichtet er, wie er, noch hinter Gittern, einen Anruf von "Aykut" bekommen hatte. Gemeint ist der Rapper "Haftbefehl", der ihm einen Vertrag bei seinem Label "Azzlackz" anbot. Anschließend durfte Veysel über die Dinge rappen, um die es auch in Farid Bangs Texten geht: Trophäen des Gangsterlebens in Form dicker Autos, dicker Uhren, dicker Brüste. "Und das Mädel schluckt/ in ihrem Edelschmuck."

Die Rapper lassen sich über die "Suga Agency" buchen. "Wir haben die Gesichter, die jeder kennt und die für die nötige Aufmerksamkeit sorgen", heißt es auf der Homepage. Die dürfte das "Roofs" mit den Einladungen bekommen. Warum er sich ausgerechnet diese beiden Musiker ausgesucht habe? Auf diese Frage reagiert Clubbetreiber Detlef Eglseder patzig. "Weil die Millionen Follower haben", sagt er. Und: "Weil es die Musikrichtung ist, die die Jugend hört. Punkt."

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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