Umstrittene Nordumfahrung:Erding vor dem Verkehrskollaps

Nächste Runde im Streit um die Nordumfahrung: Der Planungsausschuss lässt weitere Varianten prüfen. Doch die Umfahrung alleine reicht nicht aus.

Antonia Steiger

Der Untersuchungsauftrag für die geplante Nordumfahrung Erding und ihre Anbindungen nimmt an Umfang zu: Am Dienstag hat der Planungs- und Umweltausschuss der Stadt Erding beschlossen, dass sowohl eine neue Trassenvariante als auch Möglichkeiten für Anbindungen der Stadt und des Freizeitgeländes am Kronthaler Weiher geprüft werden sollen. Vorangegangen war die mehrfach geforderte Diskussion über die Nordumfahrung, bei der sich Vertreter aller Fraktionen - mit Ausnahme der Grünen - grundsätzlich für die Umfahrung aussprachen. Umstritten bleibt die Frage, welche Trasse die beste sein wird.

"Die Nordumfahrung Erding kann nur ein Baustein sein", sagte Bürgermeister Max Gotz (CSU). Weitere Bausteine wären demnach der vierspurige Ausbau der noch immer nicht ganz fertig gestellten Flughafentangente Ost, der Bau des Ringschlusses und die B388-Südost-Umfahrung Erdings. Dieses Bündel an Maßnahmen soll helfen, den Verkehrskollaps in Erding abzuwenden.

Statt weiter abzuwarten, müssten Stadt und Landkreis die Nordumfahrung bauen, denn jetzt sei sie noch zu finanzieren, das sagten Gotz und der CSU-Sprecher Jakob Mittermeier. Auch SPD-Sprecher Horst Schmidt sagte, die Stadt sei gezwungen, tätig zu werden. Der Ausschuss stimmte für die zusätzlichen Untersuchungsaufträge in Ergänzung zu dem Entschluss des Strukturausschusses des Landkreises, den Südkorridor näher zu prüfen.

Doch es gibt auch skeptische Stimmen, unter anderem die von Hans Egger (Erding jetzt). Die weiteren Maßnahmen, die die Nordumfahrung ergänzen sollen, seien mit so viel Unwägbarkeiten belastet, dass er dies für "schwer kalkulierbar" halte, sagte Egger. Zweifel äußerte Egger auch an der Empfehlung des Staatlichen Bauamtes, das sich nach der Voruntersuchung für den Südkorridor ausgesprochen hatte. Er könne den Gedankensprung nicht nachempfinden, demzufolge die Verkehrswirksamkeit im Vergleich zu den Kosten und der Raumempfindlichkeit stärker gewichtet werde.

Die neue Trasse, die in die Untersuchung aufgenommen wurde, ist eine Modifikation der Trasse, die "Erding jetzt" vor wenigen Wochen vorgeschlagen und für die kürzlich auch die SPD die Urheberschaft für sich in Anspruch genommen hatte. Von Osten führt sie um Eichenkofen und Altham herum, schwenkt dann in Richtung Süden auf die Kreisstraße ED 19 und führt weiter auf die Flughafentangente Ost. Damit sei er nicht zufrieden, sagte Egger. Weil die Strecke zum Teil auf der ED19 verlaufe, kämen vermutlich andere Ergebnisse für die Verkehrswirksamkeit heraus, außerdem würde der Bau durch Knotenpunkte teurer. Die Variante wird trotzdem untersucht. Überprüft werden des weiteren die Anbindungen der Stadt Erding an die Süd- und Mitte-Trasse und zwei Anbindungen des Kronthaler Weihers.

Helmuth Ammerl vom Planungsbüro Obermeyer erläuterte den Stadträten und den Zuhörern nochmals die Untersuchung. Er wiederholte, dass die Südtrasse die größte Entlastungswirkung für die Anton-Bruckner-Straße habe, dass eine Mitte-Trasse weniger Entlastung für Erding, aber ebenso viel Entlastung für Eichenkofen und Tittenkofen bewirken würde. Die neue Mitte-Trasse werde eine größere Entlastungswirkung als andere Mitte-Trassen haben, die Anbindung Erdings über eine Parallele zur Alten Römer-Straße würde allerdings weniger Verkehr an sich ziehen.

Rundherum gegen die Nordumfahrung sind die Grünen: Günther Kuhn sagte, mit neuen Straßen würde man nur neuen Verkehr provozieren. Stattdessen sei es an der Zeit, sich alternative Konzepte zu überlegen, mit der sich der Individualverkehr reduzieren lasse. Man erinnerte ihn daran, dass Gotz bereits zugesagt hat, eine Anbindung Langengeislings an das Busnetz voranzutreiben.

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