Umfrage des ADFC zur Fahrradfreundlichkeit:Radfahrer fühlen sich in Erding und Dorfen nicht sicher

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Der Autoverkehr bedrängt und behindert andere Verkehrsteilnehmer, Radwege sind zu schmal und die Städte würden zu wenig unternehmen, um das Radfahren zu fördern

Von Thomas Daller, Erding

430 Radfahrer aus Erding und Dorfen haben im Herbst vergangenen Jahres an einer Umfrage des ADFC zur Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte teilgenommen. Das Ergebnis ist nun ausgewertet: Erding kam auf einen Notendurchschnitt von 3,8, Dorfen auf 4,0. Punktabzug gab es in beiden Städten vor allem für die mangelnde Sicherheit: Ein Großteil der Radfahrer kritisiert, dass sie auf der Straße von Autos bedrängt und behindert werden, zudem seien die Wege für Radfahrer oft zu schmal. Außerdem sei es versäumt worden, während der Corona-Zeit, als viele vom Auto auf das Rad umstiegen, fahrradfreundliche Signale zu setzen. Die Erdinger gaben ihrer Stadt dafür die Durchschnittsnote 5,3, die Dorfener sogar eine 5,6. Auffallend war zudem die enorm hohe Beteiligung der Dorfener: Während in Erding 160 Fragebögen ausgefüllt wurden, waren es in Dorfen 270. Das ist die zweithöchste Beteiligung in Bayern bei Städten und Gemeinden bis zu 20 000 Einwohnern.

78 Prozent Radler finden die Radwege in Erding zu schmal. Die Radler sind nicht nur mit der Breite der Radwege unzufrieden, 64 Prozent fühlen sich zudem beim Radeln auf den Radwegen nicht sicher. 54 Prozent der Befragten geben an, dass in Erding in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde, 61 Prozent meinen, es findet keine Werbung fürs Radfahren statt. Radler fühlen sich nicht wahrgenommen: 58 Prozent der Erdinger Radler fühlen sich beim Radeln nicht als Verkehrsteilnehmer akzeptiert. Ebenfalls 58 Prozent bemängeln die nicht auf Radfahrende abgestimmten Ampelschaltungen. 74 Prozent würden eine bessere Führung der Radwege an Baustellen begrüßen und 60 Prozent finden es schwierig, ihr Fahrrad im Öffentlichen Nahverkehr mitzunehmen. 71 Prozent der Befragten begrüßen die für Radfahrende in Gegenrichtung geöffneten Einbahnstraßen und 63 geben an, das Stadtzentrum gut erreichen zu können. Des Weiteren sagen 63 Prozent der Radfahrer, dass sie zügig radeln können und 61 Prozent finden die Radwege gut ausgeschildert. 82 Prozent der Befragten geben an, dass es in der Corona-Zeit in Erding keine handfesten Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit gegeben hat. Auch die kommunale Politik hat während der Corona-Zeit das Radfahren als Chance nicht mehr als üblich thematisiert, sagen 72 Prozent. Gleichzeitig hat die Bedeutung des Fahrrades nach Meinung von 62 Prozent der Befragten während der Pandemie zugenommen.

In der Langen Zeile in Erding begegnen sich viele Radfahrer und Autos. Dort müssen sie aber immer auf rückwärts ausparkende Wagen achten. (Foto: Stephan Görlich)

Die Bewertung der Fahrradfreundlichkeit in Erding stagniert im Mittelfeld bei bundesweit vergleichbaren Städten. Die in den letzten Jahren durchaus durchgeführten Maßnahmen reichen den Erdinger Radfahrenden nicht, um sich im innerstädtischen Verkehr sicher zu fühlen. Die stetig wachsende Bedeutung des Radverkehrs wird in der Politik zwar wahrgenommen, noch fehlen aber vor Ort die Umsetzungen vorhandener Ideen.

Während Erding bei den Städten zwischen 20 000 und 50 000 Einwohnern bundesweit auf Platz 153 von 415 und landesweit auf Platz 16 von 49 Städten lag, schnitt Dorfen tendenziell schlechter ab: Bei den Städten und Gemeinden bis 20 000 Einwohnern lag Dorfen bundesweit auf Rang 274 von 418 und landesweit auf 72 von 101.

Dabei hat Dorfen für Radfahrer durchaus seine Stärken: Die Erreichbarkeit des Stadtzentrums wurde positiv bewertet, dass Radfahren zügig möglich ist, dass Alt und Jung das Rad nutzen und dass die Radwege gut gereinigt und im Winter auch geräumt und gestreut würden.

Aber wie in Erding fühlen sich auch die Radfahrer in Dorfen auf den Straßen von Autos bedrängt und behindert. Außerdem moniert ein Großteil der Teilnehmer, dass das Radfahren zu wenig gefördert werde, auch in der Corona-Zeit habe man diese Chance nicht genutzt: In jüngster Zeit habe die Stadt kaum etwas für den Radverkehr getan, fanden fast 40 Prozent, die dafür die Note sechs vergaben; weitere 28 Prozent vergaben eine fünf.

In Dorfen kommt es an den engen Stadttoren öfter zu gefährlichen Situationen für Radfahrer und Fußgänger. (Foto: Stephan Görlich)

Auch in Dorfen ist somit noch Luft nach oben. Aber die Umfrage weist ja auch darauf hin, wo Verbesserungen erforderlich sind. Und der Dorfener Stadtrat hat mit seinem Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) bereits signalisiert, dass man sich deren Unterstützung bei einem Gesamtkonzept für die Stadt erhoffe. Nun liegt das Profil für die Stärken und Schwächen vor, und Handlungsbedarf besteht offenbar.

© SZ vom 19.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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