Um 23 Uhr ist in Erding Schluss:Nachtruhe geht vor

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Im Stadtrat finden sich nur zehn Befürworter für einen Antrag von Erdinger Wirten. Sie wollten in den Sommermonaten an Freitagen und Samstagen ihre Gäste bis Mitternacht draußen bewirten

Von Antonia Steiger, Erding

Um 23 Uhr soll auch an warmen Sommerabenden in der Erdinger Innenstadt möglichst schnell Ruhe einkehren, und das wird auch so bleiben: Der Erdinger Stadtrat hat am Dienstag den Versuch eines Zusammenschlusses von Erdinger Wirten abgeschmettert, die Sperrzeit in den Monaten Juni bis August an Freitagen, Samstagen und an Abenden vor einem Feiertag um eine Stunde zu verkürzen. Bis um Mitternacht hätten die Gäste dann draußen sitzen können, doch daraus wird nun nichts. In dem 40-köpfigen Erdinger Stadtrat fanden sich nur zehn Befürworter für den Antrag.

Die farbige Debatte, die dieser Entscheidung vorangegangen war, hatte eigentlich ein anderes, zumindest ein knapperes Ergebnis erwarten lassen, doch die Bewahrer der jetzigen Sperrzeitregelung hatten sich in der Mehrzahl offenbar zurückgehalten. Sie hatten ja auch einige wortgewaltige Unterstützer ihrer Linie, zum Beispiel den Dritten Bürgermeister Hans Schmidmayer (SPD). Er plädierte gleich als erster Redner dafür, den Anwohnern in der Innenstadt so viel Ruhe wie möglich zu gönnen. Erding sei nicht mit München zu vergleichen, wo ein solcher Antrag angenommen worden war. Denn die engen Straßen in der Erdinger Altstadt reflektierten den Schall ungleich stärker. Es entstünde ein Lärmhintergrund, der Schlafen unmöglich machen würde. "Von Erstaunen bis Entsetzen" seien die Reaktionen von Anwohnern gegangen, mit denen er geredet habe, sagte Schmidmayer.

Den Stadträten schärfte er ein, dass sie über sehr viel mehr als um eine Stunde Sperrzeitverkürzung abstimmen würden. Es ginge um die "Wohnqualität in der Innenstadt". Als Stimmengemurmel stufte dagegen Harry Seeholzer (Erding Jetzt) den Lärm ein, den Gästen verursachen, wenn sie in lauen Sommernächten draußen bis Mitternacht vor ihrem Getränk sitzen. Wer an einer Straße wohne, sagte Seheholzer, müsse ja auch mit dem Krach leben. Da wäre ihm das "Gemurmel" schon lieber. Eigentlich ging es um höchstens 24 Tage, wie Robert Buckenmaier vom Ordnungsamt der Stadt Erding anfangs klar gestellt hatte. Er sagte, mit der jetzigen Regelung gebe es kaum Schwierigkeiten, es seien im vergangenen Jahr überhaupt nur zwei Beschwerden aktenkundig geworden.

Das spricht laut Jutta Harrer (SPD) dafür, dass die bestehende Reglung akzeptiert werde und die Anwohner tolerant seien. Dass eine Sperrzeitverkürzung nicht ohne mehr Kontrollen zu haben sei, hatte OB Max Gotz (CSU) klar gemacht. Auch Sanktionen für diejenigen, die bis Mitternacht ihre Gäste nicht erfolgreich in die Gaststube gescheucht hätten, standen zur Diskussion. Bislang jedoch hat die Stadt Erding mit der jetzigen Regelung eher weniger Probleme. Und auch das Landratsamt hatte signalisiert, dass bei entsprechenden Kontrollen eine Sperrzeitverkürzung möglich wäre. Buckenmaier hatte sich auch in München umgehört, dort habe man ihm zufolge gute Erfahrungen gemacht.

Eine Zeitlang schien es so, als wäre der Antrag der Erdinger Wirte nicht ohne Chancen: So sprachen sich auch Helga Stieglmaier (Grüne) und Hans Balbach (Erding Jetzt) für die Sperrzeitverkürzung aus, letzterer auch mit Hinweis darauf, dass Erding sich als Tourismusstadt etablieren wolle. Auf Seiten der ruhebedürftigen Anwohner standen Horst Schmidt (SPD), Burkhard Köppen (CSU) und Rainer Mehringer und Petra Bauernfeind (beide FW). Wenig Sympathien gab es für Kompromissvorschläge wie eine Sperrzeitverkürzung bis 23.30 Uhr oder eine Laufzeit von weniger als drei Monaten. Letztendlich durften sich die Anwohner, von denen einige die Debatte im Sitzungssaal verfolgten, darüber freuen, dass eine deutliche Mehrheit die Regelung belassen wollte, wie sie ist. Keiner müsse heimgehen um 23 Uhr, hieß es. Man könne ja schließlich auch im Inneren des Lokals weitermachen, wenn man wolle. Auch Gotz sprach sich kurz vor der Abstimmung dafür aus, die Sperrzeitregelung so zu lassen, wie sie ist.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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