Überfüllte Schulen im Landkreis:Forderung nach viertem Gymnasium

108 Lehrkräfte müssen sich in Dorfen 65 Plätze im Lehrerzimmer teilen. Jetzt erwägt Landrat Bayerstorfer erstmals den Bau einer vierten Schule.

Florian Tempel

Erding - Erstmals hat Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) erkennen lassen, dass er den Bau eines vierten Gymnasiums im Landkreis Erding nicht mehr für gänzlich ausgeschlossen hält. Bezogen auf die Raumnot im überfüllten Dorfener Gymnasium, "stellt sich natürlich die Frage, ob wir an diesem Standort noch einmal zehn Klassenzimmer errichten sollten", sagte Bayerstorfer bei einem schulpolitischen Abend der Dorfener CSU mit Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle. Bayerstorfer sagte, er sei allerdings "ein bisschen vorsichtig, wenn es an die nächste Neubaumaßnahme geht". Er wolle zunächst die Ergebnisse der von ihm im Dezember 2010 bei der Fachhochschule für angewandtes Management Erding (FH) in Auftrag gegebene Prognosestudie zur Entwicklung der Schülerzahlen abwarten.

Überfüllte Schulen im Landkreis: Gymnasium Dorfen.

Gymnasium Dorfen.

(Foto: ERD)

Bislang war die Haltung Bayerstorfers und der Mehrheitsfraktion der CSU im Kreistag, dass die Kapazitäten der drei Gymnasien im Landkreis Erding ausreichend seien. Noch im vergangenen Dezember befand der Fraktionsvorsitzende der Kreistags-CSU Herbert Knur die 2008 formulierte "Handlungsempfehlung" der Fachhochschule Erding, insbesondere zur Entlastung des Gymnasiums Dorfen keine Schüler mehr aus benachbarten Landkreisen aufzunehmen, als probates Mittel. Da allerdings auch viele Schüler aus dem Landkreis Erding in den benachbarten Landkreisen aufs Gymnasium gehen, rückte Bayerstorfer von der Handlungsempfehlung der Fachhochschule ab.

Auch wenn in diesem Jahr zwei Abiturjahrgänge die Gymnasien verlassen, bleibt die Situation im Landkreis angespannt. Der Direktor des Dorfener Gymnasiums, Gerhard Motschmann, sagte, seine Schule werde auch im kommenden Schuljahr zehn Klassenzimmer und eine Turnhalle weniger haben, als es das Raumprogramm der Regierung von Oberbayern für ein Gymnasium dieser Größe vorsehe. Außerdem sei das Lehrerzimmer viel zu klein dimensioniert. 108 Lehrkräfte müssen sich in Dorfen 65 Plätze im Lehrerzimmer teilen. Motschmann betonte, eine Erweiterung seines Gymnasiums sei nicht etwa notwendig, damit die Schule wachsen könnte, sondern um einen vernünftigen Betrieb bei ihrer aktuellen Größe zu gewährleisten.

Auch das Korbinian-Aigner-Gymnasium in Erding ist im siebten Jahr seines Bestehens mit etwa 1250 Schülern bereits an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Das Anne-Frank-Gymnasium in Erding ist ebenfalls randvoll. Aktuell besuchen es 1250 Kinder und Jugendliche. Die Zahl der Gymnasiasten in Erding ist seit der Eröffnung des Korbinian-Aigner-Gymnasiums 2004 um fast 1000 Schüler gewachsen.

Kultusminister Spaenle sagte zwar in Dorfen, die Schülerzahlen würden in den kommenden Jahren in ganz Bayern deutlich sinken. Die von seinem Ministerium ausgefertigten "Schüler- und Absolventenprognose 2010" widerspricht dem aber. Nach der Studie sollen die Geburtenzahlen in ganz Bayern sogar zwischenzeitlich wieder steigen und 2025 auf dem Niveau von 2010 liegen.

Alle den Landkreis Erding betreffenden Bevölkerungsprognosen gehen darüber hinaus von einem weiterhin starken Zuzug aus. Dazu kommt schließlich auch noch, dass die Zahl der Viertklässler, die ans Gymnasium übertreten, künftig weiter zunehmen wird. In diesem Jahr werden wohl rund 600 Viertklässler an einem Gymnasium angemeldet werden. Bei gleichmäßiger Verteilung müssten somit im September an jedem der drei Gymnasien je sieben fünfte Klassen gebildet werden.

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