U 18-Wahl:Die Jugend hat schon abgestimmt

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Im Landkreis Freising haben die Grünen die Nase vorn, die CSU landet nur auf Platz zwei. Am wichtigsten ist jedoch, dass sich die jungen Leute früh mit politischen Themen beschäftigen

Von Nadja Tausche, Landkreis

Rund 1400 Jugendliche haben im Landkreis Freising ihre Stimme bei der U-18-Wahl abgegeben. Die Ergebnisse unterscheiden sich dabei sichtbar von den gesamtbayerischen Zahlen. Während die CSU bayernweit mit 24,2 Prozent knapp vor den Grünen mit 23,3 Prozent liegt, kommen die Grünen im Landkreis Freising auf deutlich mehr Stimmen: Mit 28,5 Prozent übertrumpfen sie die CSU, diese kommt nur auf 18,2 Prozent. In Freising wie in Bayern liegen SPD und AfD mit Abstand auf dem dritten beziehungsweise vierten Platz.

Als Wahllokale dienten landkreisweit fünf Schulen, dazu gab es offene Wahlbüros: Unter anderem das alte Jugendzentrum und die Geschäftsstelle des Kreisjugendrings wurden dazu umfunktioniert, genauso wie das Rathaus in Au. Organisiert wird die U-18-Wahl vom Bayerischen Jugendring mit dem Ziel, dass Jugendliche sich mit dem politischen System beschäftigen und sich eine Meinung zu politischen Themen bilden. Bayernweit hatten über 60 000 Jugendliche bei der Wahl mitgemacht. Im Landkreis Erding gab es keine Wahllokale. Für Claudia Nertinger, Geschäftsführerin des Kreisjugendrings Freising, spielen die Ergebnisse keine große Rolle. "Der Fokus liegt darauf, das Wählen zu üben", sagt sie. Michael Steckenbiller, Lehrer an der Realschule in Moosburg, schätzt an der U-18-Wahl vor allem den Lerneffekt. "Für mich als Sozialkundelehrer ist es wichtig, dass sich die Schüler mit der Wahl auseinandersetzen."

Im Stimmkreis Freising sind die Grünen bei der U-18-Wahl klarer Sieger. (Foto: U18/Deutscher Bundesjugendring)

Die KJR-Geschäftsstelle sei als offenes Wahllokal nicht gut angenommen worden, berichtet Nertinger und ist überzeugt: "Das funktioniert besser an Schulen." Die Beteiligung an der Realschule Moosburg war tatsächlich recht hoch: Pflicht sei die Wahl nicht gewesen, insgesamt hätten trotzdem über 550 Schüler der Realschule daran teilgenommen, schätzt Steckenbiller. Das liege daran, dass der Wahlgang Teil des Unterrichts war: Die Schüler der achten bis zehnten Klassen waren am vergangenen Freitag, dem Wahltag, nach einem zeitlichen Ablaufplan in den extra dafür eingerichteten Wahlraum der Schule gegangen.

In der Umsetzung orientiert sich die U-18-Wahl an der Landtagswahl. Auch hier sind Erst- und Zweitstimmen abzugeben, wählbar sind die gleichen Parteien. Es gibt Wahlhelfer, für die eigens Schulungen angeboten worden waren: Dabei hatte zum Beispiel Michael Eberwein, Leiter des Bürgerbüros der Stadt Freising, den Jugendlichen erklärt, wie das Wahlsystem funktioniert und wer wählen darf. Man habe außerdem die Originalwahltische und -urnen der Landtagswahl benutzt, sagt Steckenbiller. Nur die Wahlzettel sähen zwar aus wie die echten, seien aber Kopien. Im Gegensatz zur Realschule Moosburg gab es im Alten Jugendzentrum im Freising keine Altersbegrenzung.

Bayernweit liegen CSU und Grüne gleichauf. (Foto: U18/Deutscher Bundesjugendring)

Die jüngsten Wähler seien etwa zehn Jahre alt gewesen, schätzt Leiterin Birgit Schwaiger: "Aber auch die hatten sich mit der Wahl auseinandergesetzt." Insgesamt waren etwa 30 Jugendliche ins JUZ gekommen, "ein großer Erfolg", wie Schwaiger findet. Die offenen Wahlbüros seien wichtig, weil es an den Schulen im Normalfall nur geschlossene Wahllokale für die eigenen Schüler gebe.

Die U-18-Wahl ist nicht die einzige, bei der Jugendliche vor der Landtagswahl ihre Stimme abgeben können. Auch die Juniorwahl hat das Ziel, junge Leute zu informieren und sie an einer Wahlsimulation teilnehmen zu lassen. "Ein ähnliches Konzept also", sagt Regina Renner, die beim Bayerischen Jugendring für die Organisation der Wahl mit zuständig ist. Den Hauptunterschied erklärt sie so: Bei der U-18-Wahl werden die Ergebnisse schon vor der Landtagswahl veröffentlicht, das sei ein wichtiger Bestandteil des Konzepts: "Wir wollen, dass die Anliegen der Jugendlichen wahrgenommen und diskutiert werden", so Renner. Bei der Juniorwahl werden die Zahlen dagegen erst nach der Landtagswahl publik gemacht.

Denn das Ergebnis der Juniorwahl könne ja durchaus "echte" Wähler beeinflussen, sagt Susanne Rötke, Lehrerin am Camerloher-Gymnasium, das an der Juniorwahl teilnimmt. Das könne durchaus kritisch sein, weil es keine Altersbeschränkung gebe. Dass es zwei Wahlen für Menschen unter 18 Jahren gibt, erschwert zwar eine gemeinsame Auswertung aller bayerischen Jugendlichen. "Aber mit beiden Wahlen findet politische Bildung statt", sagt Claudia Nertinger vom KJR - und das sei es, was zählt.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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