Trotz Gefahren des Sports :Sein Traumjob: Profiboxer

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Der 21-jährige Simon Zachenhuber aus Reisen hat aus seinem Lieblingssport einen Beruf gemacht. Seit eineinhalb Jahren trainiert er in Stuttgart unter professionellen Bedingungen. Seine Bilanz glänzt makellos: neun Siege in neun Kämpfen, davon die letzten fünf durch K.o

Von Regina Bluhme, Erding

Gerade mal eineinhalb Jahre ist es her, dass Simon Zachenhuber aus Reisen, Gemeinde Eitting, seine Karriere als Profiboxer im Mittelgewicht gestartet hat. Der 21-Jährige lebt mittlerweile in Stuttgart, wo er von Conny Mittermeier trainiert wird. Mittermeier, ehemaliger Boxprofi und selbst aus Erding, sieht in dem jungen Boxer großes Potenzial.

Anfang September stand Zachenhuber wieder im Ring. Es war sein neunter Kampf und sein neunter Sieg. Der jüngste Wettkampf fand in Schwäbisch Gmünd statt und er endete mit einem K.o. für Zachenhubers Gegner, genauso wie bei den vier vorangegangenen Wettbewerben.

Zachenhuber bestreitet deutschlandweite Kämpfe, bei denen es für ihn vor allem darum geht, seinen Ranglistenplatz zu verbessern. Aktuell liegt er in seiner Gewichtsklasse bis 72,5 Kilo auf Rang 14. Der nächste Kampf ist für Oktober geplant.

"Simon hat nicht nur das Talent, sondern auch den Willen, den ein Vollprofi braucht", sagt sein Trainer Konrad Mittermeier. "Er tut alles dafür, ganz nach oben zu kommen." Mittermeier übertreibt nicht.

Simon Zachenhuber richtet sich nach einem strengen Trainings- und Ernährungsplan. Zwischen 8 und 9 Uhr beginnt die erste Trainingseinheit, nach einer Mittagspause folgt die zweite Einheit. Dazu kommen Physiotherapie, mentales Training und ein strenger Diätplan. Kein Tropfen Alkohol und fünf Wochen vor dem Wettkampf aufs richtige Kampfgewicht kommen. Nächtliche Kneipentouren, Kinobesuche oder Partys gibt es nicht, "dafür bin ich abends zu geschafft". Dafür hat er ein Fernstudium zum Ernährungsberater begonnen. "Erstens interessiert mich das Fach und ich kann es auch beruflich brauchen", und einen Plan B für den Beruf hat der junge Boxer damit auf jeden Fall auch.

Das Ganze klingt ein wenig nach verlorener Jugend, "da steckt schon ein Teil Wahrheit drin", erwidert der 21-Jährige, der seine einwöchige Trainingspause Mitte September daheim in Reisen verbracht hat. Doch fürs Boxen "opfere ich das gern, ich brenne einfach für den Sport". Wobei Boxen nicht nur der körperliche Fitness, sondern auch "Cleverness und eine vorausschauende Planung" erfordere, betont der junge Sportler. Jeder Boxer habe seinen eigenen Stil, "es gibt ja Tausende von Schlagkombinationen". Im Ring komme es daher neben der Physis auch darauf an, sich schnell auf sein Gegenüber einzustellen. "Man muss ein Konzept finden, den Gegner auszutricksen, und sich überlegen, wie man richtig taktiert".

Er sei auf einem sehr guten Weg, bescheinigt ihm sein Trainer. "Ich habe Fortschritte gemacht", sagt auch Simon Zachenhuber selbst. Sein nächstes Ziel ist die Teilnahme an den U 23-Weltmeisterschaften.

Ungefährlich ist sein Sport nicht. Im Juli war das Profiboxen durch zwei Todesfälle innerhalb weniger Tag in die Schlagzeilen geraten. Natürlich bringe ihn das zum Nachdenken, erklärt Simon Zachenhuber. Nicht umsonst gebe es nach einen harten Kampf eine Schutzsperre, die wohl eines Opfer missachtet habe. Er sei froh, dass ihm im Kampf immer der Eigenschutz wichtig sei: "Meine Stärke ist ein starke Verteidigung, nach dem Motto, viel austeilen, aber wenig abkriegen." Sein Ziel: "Eine Deckungsarbeit, an der die anderen verzweifeln".

Jetzt müsse er sich erst einmal in Deutschland als Boxprofi einen Namen machen. Investoren und Sponsoren ermöglichen ihm diesen Weg, darunter sind Privatleute wie Martin Rötzer aus dem Landkreis Erding, auch die Raiffeisenbank Erding und der Fertighaushersteller Kampa unterstützen ihn. Er kann von dem Geld leben, eine kleine Wohnung in Stuttgart bezahlen. Der junge Profiboxer steht beim dem Management unter Vertrag, das auch mit seiner Schwester Amelie Zachenhuber zusammenarbeitet. Die 15-Jährige ist international als Schwimmerin erfolgreich und diesjährige SZ Talentiade-Preisträgerin.

Trainer Conny Mittermeier (links) glaubt fest an den 21-Jährigen: "Er tut alles dafür, ganz nach oben zu kommen." (Foto: privat)

Die Zachenhubers aus Reisen sind eine Sportlerfamilie. Die Eltern betreiben in Erding eine Schwimmschule und auch Simon Zachenhuber hat zunächst mit dem Schwimmsport begonnen. Dann war er eine Zeitlang im Fünfkampf und danach sehr erfolgreich als Biathlet unterwegs. Mit zwölf, dreizehn Jahren habe er mit dem Kickboxen begonnen, zunächst um Mädchen mit den Muskeln zu beeindrucken, wie er verrät. Dann gab der Kickboxverein Erding Conny Mittermeier, der seit 1992 in Stuttgart als Profitrainer arbeitet, einen Tipp. Der kam nach Erding, sah sich Zachenhuber an und erkannte: "Der Simon hat Potenzial." Mittermeier holte Zachenhuber nach Stuttgart und trainiert ihn dort seit Januar 2018 unter professionellen Bedingungen.

Die Familie stehe voll hinter ihm, betont der 21-Jährige. Wobei seine Mutter schon Angst habe, wenn er in den Ring steige. "Sie ist bei Wettkämpfen auf jeden Fall aufgeregter als ich." Ihr wäre es sicher lieber gewesen, wenn er als Profi im Tennis, Fußball oder am besten im Schwimmen eingestiegen wäre.

Schwimmen mache ihm immer noch Spaß, sagt Simon Zachenhuber - aber nur im Urlaub.

© SZ vom 28.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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