Tradition in St. Wolfgang:Humorvoll derbleckt

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Beim Starkbierfest in St. Wolfgang nimmt Anton Silbernagel die Politik wieder mit charmanten Boshaftigkeiten aufs Korn.

Von Thomas Daller, St. Wolfgang

Was der Nockherberg für die Münchner ist, ist das Starkbierfest beim Schex in St. Wolfgang für den Landkreis. Hier ist das Derblecken Chefsache: Gastwirt Anton Silbernagel, genannt der Schexn-Toni, bereitet in seiner Fastenpredigt die Anekdoten auf, die er das ganze Jahr über am Stammtisch aufgeschnappt hat, würzt das Ganze mit ein paar Pointen und serviert es den Gästen auf seine charmante Art. Dabei bleibt er immer fair und humorvoll. Beleidigte Leberwürste stehen nicht auf der Speisekarte.

Dieses Rezept kommt an und auch heuer war der große Saal der Wirtschaft bis auf den letzten Platz gefüllt. Prominentester Gast war die Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Ulrike Scharf. Darüber hinaus ließen sich Lokalpolitiker wie der Gemeindetagssprecher im Landkreis, Hans Wiesmaier, und Bürgergemeister und stellvertretende Bürgermeister der Nachbargemeinden sowie Stadt- und Gemeinderäte das Spektakel nicht entgehen.

Traditionell nimmt Silbernagel neben den Geschehnissen in der eigenen Gemeinde auch die in der Nachbarstadt Dorfen aufs Korn. Ein paar Bilder vom geplanten Neubau des Rathauses habe er bereits gesehen, sagte er. Er empfahl in diesem Zusammenhang auch gleich die Tafeln am Dorfener Ortseingang abzureißen, auf denen für die historische Altstadt geworben wird. Man könne stattdessen neue aufstellen: "Dorfen - hysterischer Stadtrat".

Auch die Flüchtlingsthematik spielte in der Fastenpredigt eine wichtige Rolle. Dabei kam Sibernagel nicht an Landrat Martin Bayerstorfer vorbei, nachdem er "unseren Bundesinnenminister Thomas de Maizière vor versammelter Presse sauber zamm g'rammt had". Daraufhin sei er in die Talkshow von Maybrit Illner eingeladen worden, in der er dann gefordert habe, man solle die Flüchtlinge zumindest registrieren. Zur Flüchtlingsthematik rückte Silbernagel auch ein paar Maßstäbe zurecht, denn bislang hätten sie den Steuerzahler nicht annähernd so viel Geld gekostet wie die Bankenkrise oder Griechenland; "auch wenn noch ein paar Hunderttausend kommen". "Die Flüchtlinge kosten uns bis jetzt doppelt so viel wie der Berliner Flughafen", räsonierte Silbernagel. Wenn man also den Berliner Flughafen an Georg Scharl, den großen Immobilienunternehmer aus dem Landkreis, verkaufen könnte, hätte man die Hälfte der Kosten schon wieder herin. Darüber hinaus habe die aktuelle Situation auch seine guten Seiten: So habe er kürzlich in der Zeitung gelesen, dass die Polizei wegen der Flüchtlinge mit anderen Aufgaben beschäftigt sei und deswegen ihre Verkehrskontrollen vernachlässigen müsse: "Also wenn sie kein größeres Problem haben, als dass sie nicht mehr so viele Führerscheine zwicken können - damit können wir leben."

Auch einen Witz zum Starkbierfest gab es noch: Gehen zwei Betrunkene vom Starkbierfest nach Hause, als ihnen ein langer Ast, der auf den Gehweg ragt, den Weg versperrt. Der erste biegt den Ast nach vorne, geht vorbei und lässt den Ast dann wieder zurückpeitschen, wobei er den zweiten mitten ins Gesicht trifft. "Öha", sagt der zweite, "samma scho dahoam?"

Insgesamt wieder eine gelungene Mischung aus netten Boshaftigkeiten und verbalen Attacken, die immer über die Gürtellinie zielten. Es gab viel Beifall für den Schexn-Toni und auch für seine Tochter Juliane, die bei einem Klavierstück einen Vorfall mit einem Hundebiss musikalisch verarbeitete. Zur heiteren und ausgelassenen Stimmung trug natürlich auch das gute Starkbier bei, dem man fleißig zusprach.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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