Tourismus in Erding:Therme spült Gäste in die Erdinger Hotels

Tourismus in Erding: Blick vom Balkon des Hotels Victory: Die Therme war das Flaggschiff für die Hoteliers in der Kreisstadt.

Blick vom Balkon des Hotels Victory: Die Therme war das Flaggschiff für die Hoteliers in der Kreisstadt.

(Foto: Renate Schmidt)

Seitdem das Spaßbad wieder geöffnet hat, ist auch die Zahl der Übernachtungen in der Stadt angestiegen. Die Lage in der Hotellerie bleibt jedoch stark von den Corona-Beschränkungen abhängig und die Messebesucher fehlen gewaltig

Von KOnstantin Daum, Erding

Die Gäste kamen im Sommer langsam aber stetig wieder zurück in die Kreisstadt und füllten die Zimmer der Hotels. Für den vergangenen Sommer zogen die Erdinger Hoteliers eine unterschiedliche Bilanz, nur bei einem Punkt waren sich alle einig: mit Öffnung der Therme am 25. Juni sind wieder spürbar mehr Gäste in die Unterkünfte gekommen. Diese Einschätzung belegt die Statistik des Freistaats Bayern. Im Vergleich zum Juni (8 100) übernachteten im Juli (29 548) mehr als dreieinhalb Mal so viele Gäste in Hotels in Erding, für den Monat August lag die Zahl der Übernachtungen nur noch knapp zwölf Prozent unter der des August 2019 und circa auf dem Niveau der Jahre 2017 und 2018. Bei manchen ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Entwicklung des Frühjahrs machte sich zum Beispiel im Best Western Hotel München-Airport "schon im März bemerkbar, als asiatische Reisegruppen ausblieben", so Christian Wolf, Direktor des Hotels und 2. Vorstand des Tourismusregion Erding, die Schließung der Therme war dann die nächste Hiobsbotschaft. Im April habe es "quasi keine Belegung gegeben, im Mai und Juni blieb das Hotel gänzlich geschlossen", erzählt er weiter. Seitdem die Therme ihre Tore wieder geöffnet hat, steige die Auslastung nur sehr langsam an. Auch die erhoffte Welle von Urlaubern, die ihre Sommerferien in Deutschland verbracht haben, beziehungsweise Reisende aus den Nachbarländern Italien, Österreich und Schweiz, hätten sich nur geringfügig bemerkbar gemacht, deshalb sei die Auslastung des Hotels weit unter den Werten der letzten Jahre geblieben, lautete das Resümee.

Ähnliches berichtete die Geschäftsführung des Hotels Kastanienhof, hier würden sich vor allem die ausgefallenen Messen, Tagungen und Feste, sowie Crews der Fluglinien, die normalerweise das Tagesgeschäft ausmachten, bemerkbar machen. Zusätzlich hatte die Einstufung von München als Risikogebiet für weitere Stornierungen gesorgt. In beiden Hotels ist aktuell der Großteil der Belegschaft in Kurzarbeit, Entlassungen wollen sie vermeiden. Einig ist man sich für die Prognose des restlichen Jahres: weitere Beschränkungen müssten vermieden werden, der Flugbetrieb und Dienstreisen wieder zunehmen, so könnten sich die Betriebe erholen, wenn auch nur sehr langsam.

Ganz anders stand um das Thermenhotel Victory und das gleichnamige Gästehaus, die laut Direktor Jens Bernitzky seit der Wiedereröffnung der Therme voll ausgebucht seien. Denn ein Platz im Hotel bedeutet garantierten Eintritt in die Thermenanlage. Vorerst war einzig der Monat September das Sorgenkind, denn durch den Ausfall von Messen und dem Oktoberfest wurden Gruppenbuchungen storniert. Nun schlage sich auch das Beherbergungsverbot für Reisende aus innerdeutschen Risikogebieten nieder. "Es gibt eine große Unsicherheit unter den Gästen" und "es sind auch schon Stornierungen eingegangen", sagt Bernitzky. Die Maßnahmen würden auf die Falschen abzielen, die Bäder und Hotels seien sicher und "arbeiten hart an der Umsetzung ihrer Hygienekonzepte". Generell reagierte der Direktor des Victory mit Unverständnis auf die Maßnahmen. Er spricht von "Aktionismus in die falsche Richtung", denn die steigenden Infektionszahlen kämen von privaten Feiern, bei denen "nicht auf Hygienemaßnahmen Acht gegeben werde. "Die muss man einschränken" und nicht eine Branche, "die eh schon am Boden liegt." Immerhin arbeite der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern daran, beim Herkunftsnachweis nicht mehr die Hoteliers in die Pflicht zu nehmen, sondern die Gäste.

Über ein volles Hotel freute sich auch die Geschäftsleitung des Arooma. Zu Beginn habe sie noch auf Rabatte bei längeren Buchungen gesetzt, um das Geschäft anzukurbeln. Nach kurzer Zeit konnte die Geschäftsleitung keinen Unterschied zu den Vorjahresmonaten feststellen: "bis auf wenige Zimmer sind wir ausgebucht". Aktuell ist die Lage dementsprechend zufriedenstellend, lediglich das teurere Partnerhotel sei noch weniger frequentiert.

Weitere erfreuliche Nachrichten gab es auch aus der Pension Zweck. Zwar wären die ersten Monate nach dem Lockdown schwierig gewesen, bilanziert Inhaberin Annette Zweck, jedoch hätten die Thermeneröffnung und die in Deutschland gebliebenen Sommerurlauber in den letzten Monaten für eine konstante Auslastung von über 50 Prozent gesorgt.

Dieser Wert deckt sich mit dem der Statistik des Freistaates: im Juli verzeichneten die Erdinger Hotels eine Auslastung der Betten von 41,7 Prozent, im August 54,9 Prozent. Der Trend für die Sommermonate zeigt nach oben, hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren aber verschlechtert (August 2019: 68,2 Prozent, August 2018: 70,5 Prozent). Im Zeitraum Januar bis August gab es bei den Übernachtungen, im Vergleich zum Vorjahr, Einbußen in Höhe von 45,9 Prozent, der durchschnittliche Aufenthalt verlängerte sich von 1,6 Tagen (2017 - 19) auf 1,8 (2020).

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