Tourismus :Hin und weg

Thermengarten

Die Therme Erding verzeichnet einen Rekordsommer.

(Foto: oh)

Die Zahl an Übernachtungsgästen in der Großen Kreisstadt steigt weiter an, die Therme verzeichnet einen Rekordsommer. Doch einen positiven Trend für den Tourismus können nicht alle erkennen und sprechen von einem Wendepunkt

Von Sara Maria Behbehani, Erding

Im Jahr 2018 haben erstmals mehr als eine halbe Million Touristen in Erding übernachtet und es scheint, als zeichnete sich für das Jahr 2019 erneut ein Rekord ab. Günther Pech, zuständig für das Stadtmarketing in Erding, spricht für die Zeit von Januar bis Juni von einem weiteren Anstieg der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent landkreisweit. Für die Stadt Erding stieg die Zahl an Übernachtungen um 0,7 Prozent. Was zunächst wie eine Weiterführung des positiven Trends erscheint, sehen vor dem Hintergrund der diesjährigen Messe Bauma jedoch nicht alle so.

Besonders viele Touristen lockt nach wie vor die Therme Erding in die Stadt. Seit ihrer Eröffnung am 3. Oktober 1999 verzeichnet die Therme ein rasantes Wachstum: Waren es zu Beginn noch 624 000 Besucher pro Jahr, so lag diese Marke 2018 schon bei 1,8 Millionen. In diesem Jahr kamen laut Marcus Maier, Marketingleiter und Prokurist der Therme, noch drei Prozent mehr Besucher. "Dieses Jahr wird es ein Rekordsommer", sagt er. Dafür seien auch die besonderen Events, die die Therme veranstaltet, verantwortlich. Darunter der Auftritt von Künstlern wie Nico Santos, Josh. oder Glasperlenspiel. Auch wolle die Therme in den nächsten Jahren im Bereich der Beherbergung wachsen.

Das Hotel Victory, das zur Therme Erding gehört, konnte seine Auslastung in diesem Jahr ebenfalls erheblich steigern, so Hoteldirektor Jens Bernitzky. "Dieses Jahr entwickelt sich sehr positiv und wir liegen deutlich über dem Vorjahr", sagt er. "Obwohl letztes Jahr schon sehr gut verlief, läuft dieses Jahr noch besser." Anhand der Vorausbuchungen könne man bereits absehen, dass sich der Trend bis Jahresende fortsetzt. Am 3. September wartet das Hotel darauf, den 25 Millionsten Besucher der Therme Erding begrüßen zu dürfen.

Christian Wolf, Direktor des Best Western München-Airport Hotels und stellvertretender Vorsitzender des Tourismus-Vereins "Tourismusregion Erding", steht diesen Zahlen eher kritisch gegenüber. In seinem Haus sind die touristischen Übernachtungen in diesem Jahr stark rückläufig, und das erste Halbjahr wurde nur durch die beiden großen Münchner Messen Bau und Bauma gestützt. Tatsächlich müsse man sich fragen, ob 0,7 Prozent mehr Übernachtungen in der Stadt Erding trotz Bauma nicht eher schwach seien. "Ich bin der Meinung, dass wir an einem Höhe- oder Wendepunkt angelangt sind", sagt er. "Umso wichtiger ist es, dass wir bei unseren touristischen Marketing-Aktivitäten jetzt nicht nachlassen und dass hierfür auch noch weitere Gelder von Stadt und Landkreis besonders für unsere Präsenz auf touristischen Endverbraucher-Messen bereitgestellt werden. Wir müssen die bisherige erfolgreiche Arbeit von allen in der Region Beteiligten weiter fortführen."

Die hohe Zahl an Übernachtungsgästen spielt nicht nur für Wolf eine Rolle. "Generell sind die Häuser im Landkreis zu Zeiten der Bauma immer sehr gut ausgelastet", bestätigt Günther Pech und auch Jens Bernitzky sieht ihren positiven Einfluss auf die Besucherzahlen seines Hotels. Wenngleich er nicht davon ausgehen möchte, dass die Bauma für eine weitere Steigerung an Gästen verantwortlich ist.

Für die steigenden Besucherzahlen in diesem Jahr sieht der Hoteldirektor verschiedene Ursachen. Erste Tendenzen einer Umfrage, die im Herbst abgeschlossen wird, zeigten, dass die Menschen sehr kurzfristig buchten. "Da spielt auch das Wetter eine Rolle", sagt Bernitzky. "Wenn es hier schön ist, dann bleiben die Menschen zu Hause. Zudem spielt auch die aktuelle Klimadiskussion eine Rolle." Menschen würden nicht mehr so viel fliegen. Auch das Flugchaos, das im letzten Sommer in München herrschte, habe einige dazu veranlasst, den Urlaub zu Hause zu verbringen. Zudem glaubt er, dass das sorgfältig betriebene Marketing und die Zusammenarbeit mit der Stadt für steigende Zahlen sorgten, und das Hotel des Weiteren davon profitiere, eine Stop-Over-Destination zu sein. Die Menschen befänden sich auf dem Weg in den Urlaub, so Bernitzky, und würden auf dem Hin- und Rückweg noch ein bis zwei Nächte bleiben.

Das ist eine Aufenthaltsdauer, die für den ganzen Landkreis gilt: In der Stadt Erding bleiben Besucher im Durchschnitt 1,6 Tage, im gesamten Landkreis 1,5 Tage. Dies sei bedingt durch den hohen Anteil von Stop-Over Gästen Richtung Flughafen, sagt Pech. Von der Nähe zum Flughafen kann Erding also durchaus profitieren.

Ob die Stadt und der Landkreis Erding in diesem Jahr also nur einen weiteren Höhepunkt auf der Leiter nach oben erreicht, oder ob sie doch an einem Wendepunkt angelangt sind, muss wohl das kommende Jahr zeigen.

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