Tonwerk Dorfen:Nicht zu laut, sondern zu gefährlich

Das Megaton-Festival musste auf Behördenanweisung am Samstag bereits um 22 Uhr enden

Von Florian Tempel, Dorfen

Schon beim zweiten größeren Event im Tonwerk Dorfen in der ehemaligen Dachziegelfabrik Meindl haben die Behörden den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Megaton-Open Air mit Techno und House-Musik musste am Samstag bereits um 22 Uhr vorzeitig beendet werden. Entgegen ersten Vermutungen hatte das aber nichts mit Beschwerden über zu laute Musik zu tun. Eine nach den Freiluftkonzerten geplante Party bis um 3 Uhr in einer Halle auf dem Gelände war kurzfristig abgesagt worden, weil die Dorfener Polizei Sicherheitsbedenken geltend gemacht hatte. Beim Auftaktkonzert im Tonwerk mit dem bayerischen Rapper BBOU am Freitag eine Woche zuvor hatten mehrere Personen die unmittelbar neben dem Tonwerk vorbeiführenden Bahngleise bei geschlossenen Schranken überquert. Die Dorfener Polizei befürchtete, dass sich ähnliche gefährliche Szenen wiederholen könnten.

Hans Rumpfinger, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Dorfen, bestätigte, dass man die Situation am Tonwerk für "grundsätzlich bedenklich" halte. Das ehemalige Fabrikgelände liegt nahe dem Dorfener Bahnhof jenseits der Gleise. Der korrekte Weg vom Bahnhof zum Tonwerk - und zurück - geht über die Bahnhofstraße und einen eigenen kleinen, beschrankten Bahnübergang. Da das Tonwerk aber vom Bahnhof aus in Sichtweite ist, fühlt sich wohl mancher versucht, eine Abkürzung über die Gleise zu nehmen. Genau das hätten Polizeibeamte beim Konzert am Freitag, 28. Juni, konkret beobachtet, sagte Rumpfinger. Wenn angetrunkene Menschen nachts im Dunkeln über die Gleise abkürzten, sei das lebensgefährlich. Er verwies darauf, dass die Polizei nur ihre Einschätzung weitergegeben habe, aber nicht die Genehmigungsbehörde sei. Seines Wissens nach sei "der ablehnende Bescheid von der Stadt Dorfen ergangen".

Die Stadtverwaltung Dorfen gab den Hut weiter. Die zuständige Behörde sei in diesem Fall das Landratsamt, erklärte die Pressesprecherin der Stadt. Und: Die Afterhour-Party nach dem Open Air sei nach dem Kenntnisstand der Stadtverwaltung wegen einer fehlenden baulichen Genehmigung nicht zugelassen worden.

Tonwerk-Geschäftsführer Tobias Meier widersprach dem. Das Landratsamt habe die Indoor-Party nach dem Open Air zunächst genehmigt, die Erlaubnis dann aber wegen des Vetos der Dorfener Polizei zurückgenommen. Ihn ärgerte zudem, dass am Tag des Open Airs ein Vertreter der Bundespolizei, die für Bahn- und Gleisanlagen zuständig ist, die Situation am Ort für unproblematisch befunden habe. Der stellvertretender Dorfener Inspektionsleiter Rumpfinger will sich nicht mit Kompetenzfragen aufhalten: "Man muss mit allen Beteiligten versuchen, eine bestmögliche Lösung zu finden."

Größere Veranstaltungen gibt es in den kommenden Wochen im Tonwerk eh nicht. An diesem Donnerstag beginnen vier Wochen Freiluft-Kino, erst Ende August wird es "ein kleines Hip Hop-Festival geben", sagte Maier. Zum Thema Lärm sagte er, dass die akustischen Auswirkungen von Veranstaltungen im Tonwerk in einem detaillierten Lärmschutzgutachten berechnet worden seien. Durch technische Maßnahmen sei der Schallausstoß so geregelt, dass er nicht über die zulässigen Werte hinausgehe. Während großen Veranstaltungen wie dem Open Air am Samstag messe und dokumentiere ein Lärmschutzbeauftragter laufend an verschiedenen Stellen in Dorfen die Lautstärkepegel.

Die Stadtverwaltung und die Polizei bestätigten, dass es zwar Klagen über zu laute Musik gegeben habe. Man habe den Bürgern jedoch mitgeteilt, so Rumpfinger, dass das Open Air genehmigt und die Lautstärke im Rahmen sei.

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