120000 Tonnen Abfall jährlich sortiert:Unnötige Verschwendung

120000 Tonnen Abfall jährlich sortiert: Lastwagen lieferten bei Wurzer den Abfall aus gelben Tonnen und gelben Säcken an, der dann von Radladern zu hohen Müllbergen aufgehäuft wird.

Lastwagen lieferten bei Wurzer den Abfall aus gelben Tonnen und gelben Säcken an, der dann von Radladern zu hohen Müllbergen aufgehäuft wird.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Firma Wurzer Umwelt fordert eine bessere Trennung von Abfall und Müll. Die technischen Möglichkeiten gebe es bereits. Umweltministerin Ulrike Scharf will das Thema Recycling vorantreiben

Von Philipp Schmitt, Eitting

Abfall kann noch viel besser genutzt, Müll noch viel genauer getrennt werden. Dazu bräuchte es allerdings noch eine Wertstofftonne. Diese Hinweise haben Franz und Wolfgang Wurzer der bayerischen Umweltministerin und Erdinger CSU-Landtagsabgeordneten Ulrike Scharf mit auf den Weg gegeben. Scharf hatte am Freitag das Kompostwerk der Firma Wurzer in Eitting besucht und einen Blick hinter die Kulissen einer der großen Wertstoffsortieranlagen in Bayern geworfen. "Ich habe wichtige Eindrücke für die Diskussion über die Wiederverwertung von Wertstoffen gewonnen", sagte sie. In Berlin solle noch vor Ende der Legislaturperiode ein neues Verpackungsgesetz auf den Weg gebracht werden. Nach der Bundestagswahl soll dann ein "großer Wurf" folgen, ein umfassendes Wertstoffgesetz. Trotz Interessenskonflikten müssten Lösungen gefunden werden.

Auf dem Betriebsgelände herrschte am Freitag hektische Betriebsamkeit. Lastwagen lieferten den Abfall aus gelben Tonnen und gelben Säcken an, der von Radladern zu hohen Müllbergen aufgehäuft wird. Der Abfall wird dann in einer riesigen Sortieranlage mit 8000 Quadratmetern Fläche auf dem mehr als 200 000 Quadratmeter großen Betriebsgelände über ein Förderbandsystem und mit Hilfe vieler Mitarbeiter aussortiert. Am Ende landen in den Bunkern die Kunststoffe und der zerkleinerte Rest, der in Zementwerken statt Erdöl und Erdgas verfeuert wird. "120 000 Tonnen werden hier jährlich sortiert", sagte Geschäftsführer Wolfgang Wurzer. Das Unternehmen hat ihm zufolge in den vergangenen Jahren kräftig in die Erweiterung und Modernisierung der Anlage investiert. Jürgen Priesters von der auf Sortieranlagen spezialisierten Firma Tomra Sorting aus Mühlheim-Kärlich erläuterte der Umweltministerin, wie die mit Infrarottechnik ausgestattete Sortieranlage den Abfall in einzelne Komponenten sortiert. Auch er sagte: "Wir sollten Wertstoffe nicht verbrennen, sondern möglichst viele Stoffe wieder in den Kreislauf bringen." Die Politik müsse dafür die gesetzlichen Vorgaben schaffen, die Technologie zur noch besseren Nutzung der Ressourcen sei vorhanden.

"Wir wollen mehr Wiederverwertung"

Scharf sagte dazu, dass Plastik und Beton künftig in einem größeren Umfang als bisher wiederverwertet werden sollten, dazu müssten neue Wege beschritten werden. Nun sei der Dialog zwischen Praxis und Forschung wichtig. "Wir wollen mehr Wiederverwertung, weil die Ressourcen begrenzt sind", fügte sie an. Ein neues Wertstoffgesetz sei auf Bundesebene seit Jahren geplant, doch die Umsetzung sei schwierig und erst in der nächsten Legislaturperiode denkbar. Bis dahin wolle das Bundesumweltministerium zumindest ein abgespecktes Verpackungsgesetz durchbringen. Ob dies klappe, werde sich in den nächsten Wochen zeigen. "Wir in Bayern können diese Gesetz nur begleiten, der große Wurf wird es aber nicht sein", sagte Scharf. Sie teilte mit, dass in Bayern zumindest bei der Umwelt- und Klimatechnologie einiges in Bewegung sei und in diesem Bereich jährlich 23 Milliarden Euro erwirtschaftet würden. Auch die Firma Wurzer ist beim Thema erneuerbare Energie neue Wege gegangen. Wolfgang Wurzer sagte, dass das Unternehmen den Energiebedarf aus eigenen regenerativen Quellen über Biogaswerk und Solaranlage nutze und auf Ökostrom setze: "Aus Entsorgern werden Versorger."

"Wertstoff ist pures Geld"

Er und der Firmengründer Franz Wurzer plädierten für eine bessere Nutzung des Abfalls, wenngleich sie sich mit der Abfallentsorgung auf kommunaler Ebene zufrieden zeigten. Mit dem bisherigen Dualen System funktioniere das nicht mehr. Als Vorreiter könnten große Konzerne wie Ikea dienen, die auf das Recycling ihrer Produkte achten wollen. "Wir sind in Deutschland in Sachen Müll nicht mehr Spitze", sagte Jürgen Priesters. "Wertstoff ist pures Geld, die Restmülltonnen müssten besser sortiert werden." Die Produkte müssten vom Design her so konzipiert und verpackt werden, dass sie als Abfall einfacher sortiert und verwertet werden können. Es gehe nicht nur um Ökonomie, sondern auch um Ökologie, fügte Wolfgang Wurzer an. Auch die Bürger würden durch sinkende Gebühren für die Mülltonnen ebenfalls von einem neuen System profitieren. "Wir treiben das Thema Recycling mit Hochdruck voran", versprach Umweltministerin Ulrike Scharf.

Das 1984 von Franz Wurzer gegründete Entsorgungs- und Dienstleistungsunternehmen Wurzer beschäftigt 300 Mitarbeiter und ist im Bereich Entsorgung, Wiederverwertung, Wertstoffsortierung/Recycling, Transport, Logistik und Maschinentechnik tätig.

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