Therme Erding:Die schnellste Rutsche bleibt für Frauen verboten

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Zahlreiche Superrutschen sorgen in der Galaxy-Rutschenwelt der Erdinger Therme für Spaß und Spannung. (Foto: Renate Schmidt)

Seit 2012 ist die „X-Treme Faser“ in der Galaxy-Rutschenwelt Männern vorbehalten. Mit Diskriminierung hat das allerdings nichts zu tun und ändern wird sich daran auch nichts – aus gutem Grund.

Von Dominik Zarychta, Erding

Eigentlich wird die Therme Erding online gut bewertet. Auf der bekannten Bewertungswebsite Tripadvisor erhält die größte Therme der Welt vier von fünf möglichen Punkten – bei mehr als 3300 Bewertungen. Dennoch finden sich auch Beschwerden: „Sexismus pur – Nie wieder Therme Erding!“ Was steckt dahinter?

Es geht – seit Jahren – um die Rutsche „X-Treme Faser“ in der Galaxy-Rutschenwelt. Die Betreiber versprechen hier eine 67 Meter lange Hochgeschwindigkeitsrutsche mit einem Tempo von 72 Stundenkilometern. Bereits auf der Website wird allerdings gewarnt: „Bei der Nutzung besteht ein gewisses Restrisiko von äußeren und inneren Verletzungen.“ Im Sinne der Sorgfaltspflicht des Betreibers, so weiter, stehe die Attraktion „Personen mit weiblichen Geschlechtsorganen leider nicht zur Verfügung“.

Eine Änderung an der Rutsche oder diesem Verbot sei auch in Zukunft nicht geplant, erklärt dazu Marcus Maier von der Geschäftsleitung der Galaxy-Rutschenwelt. Die Rutsche sei dafür einfach zu gefährlich, an der Gefahr habe sich seit 2012 nichts geändert, damals sei sie aufgrund der anatomischen Unterschiede für Frauen gesperrt worden. Denn wenn Frauen mit geöffneten Beinen im Wasser ankommen, treffen sie dort mit bis zu 72 Kilometern pro Stunde im schlechtesten Fall so auf, dass der Strahl direkt in den Körper geht. Zwar war es nie zu schweren Unfällen gekommen, doch mussten immer wieder Frauen mit Blutungen ins Krankenhaus gebracht werden.

„Wir wollen nicht, dass unsere Gäste ins Krankenhaus kommen“

In der Therme selber gibt es indes nur wenige Beschwerden über das Verbot, der Geschäftsführer spricht von maximal ein bis zwei pro Monat bei etwa 160 000 Besuchern. Maier betont weiter, dass es zu keinen Problemen komme, wenn die Umstände den weiblichen Gästen gut erklärt würden.

Die Betreiber hätten sich 2012 selbständig entschieden, die Rutsche für Frauen zu sperren. Eine klare Vorgabe vom TÜV gebe es dazu nicht, Betreiber seien aber dazu verpflichtet, aus Erfahrungen des Betriebs weitergehende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Dieser Vorgabe sei man damals nachgekommen, so Maier: „Wir wollen nicht, dass unsere Gäste ins Krankenhaus kommen.“

Die meisten Unfälle passieren, weil sich Gäste nicht an die Sicherheitsvorkehrungen halten

Nach der Schließung stand damals noch im Raum, ob Schutzhosen für Frauen verteilt werden könnten, um das Verbot wieder aufheben zu können, diese Pläne sind mittlerweile aber verworfen worden: „Die Schutzhosen stehen in keiner Verhältnismäßigkeit. Die müssen genau passen und eigentlich nach jedem Vorgang desinfiziert werden. Bei 28 Rutschen ist es verschmerzbar, wenn eine für Frauen gesperrt ist“, so Maier. Generell möchte der Geschäftsführer zu diesem Thema einen Appell an die Gäste aussprechen. Rutschen seien Sportgeräte und erforderten eine gute Körperspannung. Die meisten Unfälle passierten, weil sich Gäste nicht an die Sicherheitsvorkehrungen halten, zu denen auch regelmäßige Pausen gehören.

Die Therme Erding ist auch nicht der einzige Wasserpark, der Frauen bestimmte Extremrutschen verbietet. Erst kürzlich ging ein Video aus dem österreichischen Freizeitpark „Area 47“ viral, in dem eine der besten Klippenspringerinnen der Welt, Rhiannan Iffland, auf ein ähnliches Verbotsschild stieß und sich darüber empörte. Der dortige Geschäftsführer Christian Schnöller kommentierte im ORF Tirol ebenfalls, dass es darum gehe, Verletzungen zu vermeiden und nicht, darum, Frauen von einer Attraktion auszuschließen. Die Extremsportlerin entschuldigte sich daraufhin online für ihre Äußerung.

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