Teamleistung:"Neue Normalität" auch in der Kirche

Teamleistung: Die Gottesdienste in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Tading mit Pfarrer Christoph Stürzer werden live im Internet übertragen.

Die Gottesdienste in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Tading mit Pfarrer Christoph Stürzer werden live im Internet übertragen.

(Foto: Screenhot Youtube)

Nummerierte Einlasskarten oder Online-Messe: Corona-Maßnahmen machen vor den Glaubensgemeinschaften nicht halt

Von Dan Urner

Erding - "Das ist eine tolle Teamleistung", zeigt sich Pfarrer Christoph Keller erfreut und verweist auf die vielen ehrenamtlichen Helfer. In seiner Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Erding findet derzeit wöchentlich ein Gottesdienst in der Erlöserkirche statt. Seit dem 4. Mai sind Gottesdienste in Bayern wieder möglich - aber nur unter strengen Auflagen. So muss etwa ein Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Kirchgängern gewahrt werden und zumindest beim Betreten und Verlassen der Kirche eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden.

Auf Veranstaltungen in der kleineren Christuskirche werde gegenwärtig verzichtet, weil die Mindestabstände nicht garantiert werden könnten, sagt Keller, der in der Gemeinde für die Erdinger Kernstadt zuständig ist. Eine Anmeldung per Telefon oder per E-Mail werde empfohlen, "man kann aber auch spontan zum Gottesdienst kommen." Der Pfarrer steht dem aktuellen Kirchenbetrieb grundsätzlich positiv gegenüber, wie er erklärt: "Es ist annehmbar. Meine Beobachtung ist, dass sich wieder mehr Leute in die Kirche trauen, was mich sehr freut." Am Anfang seien die Gemeindemitglieder zögerlich gewesen, "aber es hat sich eingependelt".

Christoph Keller verhehlt die Beeinträchtigungen in Ablauf und Atmosphäre nicht. Gesungen wird laut dem Theologen nur mit Maske und das Abendmahl geht auf eine veränderte, individualisierte Art und Weise vonstatten. Die Hostien werden am Eingang der Kirche bereitgestellt, die Einnahme geschieht allein. Pfarrer Christoph Keller bedauert die fehlende Gemeinschaft, ist sich aber sicher: "Wir haben da eine gute Lösung gefunden."

Stadtpfarrer Martin Garmaier vom katholischen Pfarrverband Erding-Langengeisling, beschreibt eine "eigenartige Atmosphäre": "Es ist schon komisch, dass die Leute so weit auseinander sitzen." Das sei eine Einschränkung, weil das Miteinander verloren gehe. Eine fernmündliche oder schriftliche Anmeldung erfolgt indes nicht, stattdessen werden die Sitzplätze primär über nummerierte Einlasskarten vergeben, wie Garmaier erläutert. Er bedauert, "dass sich sehr viele noch nicht zu Gottesdiensten trauen. Es sind deutlich weniger Besucher als zuvor in der Kirche. Aber das ist auch verständlich für mich. Viele sagen, das ist mir zu gefährlich." Andere würden durch die Einschränkungen und den besonderen Aufwand abgeschreckt. Die 34 verfügbaren Plätze in Langengeisling seien gut belegt, wohingegen die Kapazität in der St.-Johannes-Kirche selten ausgereizt werde. "Eigentlich sind dort 80 Besucher möglich, es kommen aber selten mehr als 60."

Im Pfarrverband Maria Tading finden ebenfalls Präsenzgottesdienste statt, die den bekannten Corona-Regeln unterliegen. "Generell sind die möglichen Plätze in der Kirche nicht ganz gefüllt", konstatiert Pfarrer Christoph Stürzer, der ausführt, die Kapazitäten der Kirche Mariä Himmelfahrt könnten je nach Konstellation variieren: "Die Belegung hängt immer davon ab, wie viele Leute allein kommen oder beispielsweise als gesamter Haushalt." Eine vorherige Anmeldung sei möglich, aber nicht obligatorisch, "ein spontaner Besuch ist möglich." Die Gottesdienste sind zusätzlich online als Live-Stream verfügbar. Unter der Bezeichnung "Kirche dahoam" sollen sogenannte "Hausgottesdienste", als Begleitheft sowohl in gedruckter Form als auch im Internet erhältlich, die Messe auch in den eigenen vier Wänden erlebbar machen, so Stürzer: "Viele Menschen trauen sich noch nicht, wieder in die Kirche zu gehen. Wir wollen allen die Möglichkeit geben, zu Hause Gottesdienst zu feiern."

Der Pfarrverband Bockhorn veranstaltet aktuell in den Kirchen in Bockhorn, Hörgersdorf und Kirchasch Gottesdienste. Eine Anmeldung dazu gebe es nicht, sagt Pater Philipp Iwanowski. "Es kann sein, dass wir jemanden wieder zurückschicken müssen, wenn die Kirche voll ist. Das ist bisher aber erst sehr selten vorgekommen." Der Geistliche gibt an, auf kollektiven Gesang werde zumeist verzichtet. "Mal gibt es nur eine musikalische Begleitung, mal singt ein Organist", konkretisiert Iwanowski, der ein überwiegend positives Fazit zieht: "Ich bin zufrieden, dass das überhaupt möglich ist. Und auch die Leute sind dankbar." Gleichwohl weist er darauf hin, dass viele - gerade ältere Personen - noch nicht wagten, einem Präsenzgottesdienst beizuwohnen.

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