Süddeutsche Zeitung

Taufkirchen:Wege aus dem Stau gesucht

Taufkirchen will Ende des Jahres ein Mobilitätskonzept präsentierten. Am Freitag informierte das Planungsbüro über die ersten Schritte. 2400 Fragebögen sind inzwischen vor Ort verteilt worden. Verbesserungsvorschläge und Ideen sollen in Workshops zur Sprache kommen

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

Mobilität und Verkehr spielen in Taufkirchen schon wegen der sich in der Ortsmitte kreuzenden Bundesstraßen B15 und B388 eine große Rolle. Wie die Bürger mobil bleiben können, ohne dass ihre Gemeinde im Lärm versinkt, diese Frage hat in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für Zündstoff und heftige Debatten gesorgt. Ein Mobilitätskonzept ist in Arbeit - und die Bürger dürfen mitreden. Gerade sind 2400 Fragebögen verteilt worden. Workshops sollen folgen. Die Verkehrsplaner wollen zudem die Auswirkungen von Home-Office untersuchen.

In den vergangenen Wochen hatte zwar die Corona-Pandemie zur Freude der Anwohner zu deutlich weniger Verkehr auf den Straßen und zur Belebung von Fuß- und Radwegen geführt. Doch nach der durch die Krise verursachten kurzen Atempause wird sich der Verkehr wohl schnell wieder normalisieren und werden neue Konzepte und Strategien für die Zukunft erforderlich sein. "Die Gemeinde stellt sich den Herausforderungen der Zukunft", sagte dazu am Freitag Stefan Haberl (CSU) bei einem Pressegespräch zum integrierten Mobilitätskonzept (MK) im Sitzungssaal des Rathauses.

Der Bürgermeister teilte mit, dass der Gemeinderat im Juni 2019 der Erstellung des etwa 90 000 Euro teuren MK durch ein Münchner Institut für Verkehrsplanung und Technik mit einem Zuschuss von 60 Prozent (54 000 Euro) aus der Städtebauförderung auf den Weg gebracht hat. Das Konzept soll Ende des Jahres fertig gestellt und präsentiert werden, falls es wegen der Corona-Krise keine Verzögerungen gibt.

Am Freitag stellte die Verkehrsplanerin Alisa Picha-Rank von der beauftragten Münchner Firma Obermeyer Planen+Beraten GmbH die ersten Zwischenergebnisse der Bestandsaufnahme und Sammlung von Informationen seit 8. Mai vor. Mit einer repräsentativen Bürgerbefragung werden 2400 zufällig für die repräsentative Umfrage ausgewählte Bürger im Alter zwischen 14 und 80 Jahren um ihre Meinung gebeten, sie haben kürzlich die Fragen per Post erhalten. Durch die zufällige Stichprobe soll das Mobilitätsverhalten in Taufkirchen ermittelt werden. 2400 Fragebögen seien für eine repräsentative Umfrage aufgrund der Größe der Gemeinde erforderlich, sagte Picha-Rank. Inzwischen seien bereits 360 Fragebögen ausgefüllt zurück gesendet worden, was ein gutes Feedback sei. Damit für die Analyse aber brauchbare repräsentative Daten gewonnen werden können müsse eine Rückmeldung von mindestens 400 Fragebögen bis Ende des Monats erfolgen. "Der Faktor muss stimmen, damit die Umfrage repräsentativ ist." Picha-Rand sei aber zuversichtlich, dass die Voraussetzungen erfüllt werden.

Wegen des Datenschutzes würden die Angaben anonym behandelt, jeder ausgewählte Teilnehmer könne deshalb Ideen und Verbesserungsvorschläge ohne Bedenken äußern. Bürger die sich mit Anregungen an der Erstellung des Mobilitätskonzeptes beteiligen möchten und nicht zu den 2400 ausgewählten Befragten der repräsentativen Stichprobe zählen, können (ebenfalls anonym) durch Antworten auf drei Fragen eines Kurzfragebogens über die Homepage der Gemeinde (wwww.taufkirchen.de) aktiv werden. Alle ausgefüllten Fragebögen können bis 29. Mai an die Gemeinde geschickt werden, danach beginnt die Auswertung. Haberl appellierte an die Taufkirchner, mit zu machen und auf Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen: "Es geht dabei nicht nur um die großen Themen wie die Ortsumfahrung, sondern auch um mögliche Verbesserungen bei Fußwegen und Radwegen", sagte der Gemeindechef. Die Bürger könnten Lob und Kritik offen aussprechen, die Daten blieben anonym.

Nach den Umfragen im Mai sollen in Abstimmung mit den Vertretern der Gemeinde in interaktiver Zusammenarbeit Workshops und Interviews folgen, sagte Picha-Rank. Für die Interviews sollen etwa Mitglieder des Seniorenbeirats, Unternehmer, Vertreter der Schulen und Klinik und des Gewerbevereins zum Thema Mobilität befragt werden. Haberl möchte zudemuntersuchen lassen, welche Rolle künftig Home-Office in der Gemeinde spielen wird. Während der Corona-Krise konnten viele Taufkirchener zu Hause arbeiten - die Straßen waren leer, es wurde mehr Rad gefahren. Inzwischen nehme der Straßenverkehr aber schon wieder spürbar zu. Alisa Picha-Rank sagte dazu, dass Untersuchungen zum Thema Zuhause-Arbeiten angestellt würden. Alle gewonnenen Daten werden analysiert und ausgewertet, um daraus Leitlinien und umsetzbare Maßnahmen im MK ableiten zu können.

Die CSU-Gemeinderatsmitglieder und für Mobilität und Klimaschutz zuständigen Referenten Anton Rosenberger (CSU) und Anton Fürmetz hoffen auf Verbesserungen durch das neue MK. Fürmetz berichtete, dass für seine Spedition die ständigen Staus, die es nur während der akuten Corona-Krisenzeit nicht gab, in Taufkirchen problematisch seien. Derzeit liege in der Gemeinde noch einiges im Argen, wie die vielen Vorschläge der Befragten zeigten. Rosenberger hofft auf Elektrofahrzeuge - er nutzt bereits ein Elektrofahrzeug.

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SZ vom 16.05.2020
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