Taufkirchen:Solidarisch leben im Naturdorf

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In Taufkirchen sollen auf 9000 Quadratmetern Fläche 15 Öko-Wohnhäuser und eine Naturschule entstehen. Das Projekt ist auf 6,3 Millionen Euro veranschlagt und soll über eine Genossenschaft finanziert werden

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Ein Naturdorf mit 15 Öko-Wohnhäusern und einer Naturschule soll im Norden von Taufkirchen entstehen, die Verhandlungen über das 9000 Quadratmeter große Grundstück sind im Gange. Darüber hinaus liegt der Antrag zur Schule bereits bei der Regierung von Oberbayern. Das gesamte Projekt ist auf 6,3 Millionen Euro veranschlagt, die über eine Genossenschaft finanziert werden sollen.

Die Initiative geht von Marile Götz aus, die bereits den Oase-Lebenskreis und den Naturkindergarten in Taufkirchen ins Leben gerufen hat. Für ihr Engagement wurde Götz mit dem ersten Bürgerkulturpreis des Bayerischen Landtags ausgezeichnet. Die Naturschule soll sozusagen die Fortsetzung des Naturkindergartens werden. Das Konzept steht bereits. Ein fünfköpfiges Team, darunter eine Lehrerin, kümmert sich um die Genehmigung der Schule. Das Konzept wurde vorab von einem ehemaligen Regierungsbeamten geprüft und für gut befunden.

Götz rechnet damit, dass sie in einem oder eineinhalb Monaten den Bescheid der Regierung von Oberbayern erhält, ob das Konzept genehmigt wird. Vorerst ist an eine einklassige Grundschule gedacht, in der Erst- bis Viertklässler gemeinsam unterrichtet werden. Bereits am 30. September soll im Wasserschloss in Taufkirchen eine Veranstaltung mit den interessierten Eltern stattfinden, bei der man die Naturschule näher erläutern will. Insbesondere die Lehrer und der Stundenplan sollen dabei vorgestellt werden. Der Schulbetrieb könnte bereits im kommenden Jahr aufgenommen werden, sagte Götz. Bis die Räumlichkeiten im Naturdorf zur Verfügung stehen, soll der Schulbetrieb in einem Container vonstatten gehen.

Mit der Realisierung des Naturdorfs rechnet Götz zwischen 2015 und 2016. "Wenn alles gut läuft, können wir schon nächstes Jahr mit den Erdbewegungen beginnen." Das Dorf soll 15 Öko-Wohnhäuser umfassen, die aus Naturmaterialien wie Holz, Lehm und Stroh errichtet werden. Die Naturschule soll in einem 900 Quadratmeter großen Gemeinschaftshaus untergebracht werden. Darin ist auch eine Begegnungsstätte mit Küche und Mensa geplant sowie ein Bioladen. Diese Begegnungsstätte soll nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die Öffentlichkeit ein Treffpunkt und Veranstaltungsort sein. Mit der Planung sind Experten befasst: Der Erdinger Architekt Alex Groh hat die Grundstücksplanung und die Entwürfe für die Häuser gemacht. Wolfgang Sechser, der bei Schloss Tempelhof in einem ähnlichen, bereits realisierten Projekt nahe Nürnberg tätig ist, steht Götz als Berater zur Verfügung.

Einen Naturkindergarten gibt es in Taufkirchen bereits. Nun sollen auch eine Naturschule und das Ökodorf hinzukommen. (Foto: privat)

Es soll ein Mehrgenerationendorf sein, betont Götz. Es sollen viele ältere Menschen dort wohnen, aber auch Familien und Alleinstehende. Und die Bewohner sollen sich teilweise selbst versorgen: Sie sollen Hühner und Schafe halten, Gemüsebeete anlegen, und auch eine Bienenweide soll es geben. Jeder Bewohner soll und muss sich an der Nachbarschaftshilfe beteiligen. So könnten die Erwachsenen beispielsweise Garten- oder Handwerkerarbeiten übernehmen und die Alten die Kinder betreuen. Das Naturdorf soll sich zudem an den bereits vom Oase-Verein vor ein paar Jahren gegründeten Taufkirchener Tauschring anschließen.

Strom und Wärme soll das Naturdorf mit einem Blockheizkraftwerk erzeugen. Ursprünglich hatte man erwogen, es an die Fernwärmeleitung der Gemeinde Taufkirchen anzuschließen. Aber das Leitungsnetz sei noch nicht so weit ausgebaut.

Es gibt bereits 38 Interessenten, sagte Götz, wobei Familien eher rar seien: "Die meisten sind um die 50 Jahre alt." Anfang Oktober soll es ein weiteres Treffen geben, bei dem man abklopfen will, wer konkret dabei bleiben will. "Wir können keine 38 aufnehmen", sagte Götz. Aber sie rechnet ohnehin damit, dass ein paar Leute noch abspringen werden: "Vielen ist es doch zu teuer." Nebenbei will man auch noch die Gründung einer kleinen Genossenschaft vorbereiten. Die Genossenschaft soll etwa 40 Prozent der Projektkosten aufbringen, der Rest soll über Kredite laufen. Dazu will Götz auch "investierende Genossen" suchen, die kein Stimmrecht haben sollen, sondern nur einen "schönen Zinssatz". "Auch die Gemeinde Taufkirchen will als Genosse einsteigen", sagte Götz. Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) sei von dem Konzept überzeugt.

© SZ vom 25.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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