Taufkirchen:Neustart mit der "Eiszeit"

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Zu sehen ist auch das rund 60 000 Jahre alte und aus diversen Fundknochen zusammengesetztes Skelett eines weiblichen Wollhaar-Mammut. (Foto: privat)

Das Urzeitmuseum in Taufkirchen hat sein Konzept und die Exponate überarbeitet

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

Mammut, Höhlenbär, Höhlenlöwe, Riesenhirsch, Steppenbison, Eiszeit-Wolf und Pferd: In der Eiszeit vor mehr als 10 000 Jahren haben große Säugetiere im Voralpenraum gelebt. Es gab im heutigen Bayern rund um die Gletscher der Alpen trotz eisiger Temperaturen Mammuts, Löwen, Bären, Hirsche, Bisons, Wölfe, Pferde. Dazu passend ist jetzt die Ausstellung "Eiszeit" im neu konzipierten Urzeitmuseum zu sehen. Die Vorbereitungen im Museum an der Attinger Straße liefen zuvor auf Hochtouren. Bei einem Pressetermin und einem Rundgang präsentierte Peter Kapustin, der das Museum seit 2008 leitet, die Ausstellung und das neue Konzept, demzufolge die Exponate nach einem überarbeiteten Konzept angeordnet worden sind. Der Rundgang solle Besuchern ein besonderes Erlebnis bieten, sagte der 38-jährige Kapustin. In den Ferien bis zum Sonntag, 6. März, können die urzeitlichen Tierskelette mit verbesserter Anatomie, Beleuchtung und neuen Vitrinen besichtigt werden.

In den vergangenen Monaten hat sich in dem Museum viel getan. Ein niederländischer Experte hat eiszeitliche Tierskelette anatomisch überarbeitet und auf Vordermann gebracht. Eine Künstlerin sorgte für zur Eiszeit passende Wandbemalung mit Schneelandschaften und eiszeitlichen Tieren. Im Museum wurden Exponate neu platziert. Ein Lagerraum wurde zur Bären-Grotte für Skelette einer Höhlenbären-Familie umgestaltet.

Der neue Rundgang startet mit einem aus 40 000 Jahre alten Originalknochen, zusammengebastelten eiszeitlichen Steppenbison, die bei Darmstadt gefunden wurden,und urzeitlichen Pferdeköpfen. Daneben sind eiszeitliche Riesenhirsch-Köpfe zu sehen. Im Herbst sollen ein komplettes aus eiszeitlichen Knochenfunden erstelltes Riesenhirschskelett und ein urzeitliches Nashorn als weitere Attraktionen folgen.

Blickfang der Ausstellung ist derzeit ein mehr als zwei Meter großes, etwa 60 000 Jahre altes und aus diversen Fundknochen zusammengesetztes Skelett eines weiblichen Wollhaar-Mammut mit wuchtigen Stoßzähnen vor einer Mammut-Grafik. Mit Hilfe des niederländischen Tierpräparators wurde das Skelett in Taufkirchen anatomisch korrekt zusammengesetzt. Nach passenden Knochen für die Mammutfüße wird noch gesucht. Präsentiert wird zudem ein Stoßzahn eines Mammuts aus der Region, das bei Velden gefunden wurde. Daneben ist ein riesiger etwa 30 000 Jahre alter Schädel eines Mammut-Bullen aus Russland zu sehen. Die Bullen konnten bis zu vier Meter groß und mehr als sechzig Jahre alt werden. "Die Mammutweibchen waren kleiner. Die meisten der präsentierten Skelette stammen aus Deutschland, denn die Tiere lebten hier bei uns", sagte Kapustin. Ebenfalls imposant ist der Abguss eines 45 000 Jahre alten Höhlenlöwen-Skeletts, das in der Slowakei gefunden wurde. Davor werden Original-Unterkieferknochen und Zähne eines urzeitlichen Höhlenlöwen vor dessen gemalten Konterfei präsentiert.

Beim Rundgang folgt die Bärengrotte als neuer Glanzpunkt der Eiszeit-Ausstellung. Zu sehen sind aus Knochenfunden zusammengesetzte eiszeitliche Skelette eines großen Höhlenbären, der Bärin auf dem mit viel Arbeit konstruierten Felsen und des aufgerichteten Nachwuchs-Bären. In den Vitrinen in der Bärenhöhle sind ein Skelett eines Höhlenbären- Babys neben einem 30 000 Jahre alten Wolfskopf zu sehen. Eine Puzzlearbeit, denn die Bären-Knochen stammen von verschiedenen Urzeit-Individuen. "Die Höhlenbären waren reine Vegetarier. In Höhlen zogen sie sich für den Winterschlaf zurück. Sie wogen bis zu 800 Kilo, aufgerichtet waren sie bis zu vier Meter groß und damit größer als die heutigen Eisbären", sagte der Museumsleiter dazu.

Das Museum mit der Sammlung Kapustin ist zu einer Institution im Landkreis Erding und der Region geworden. 2019 kamen 15 000 Besucher, auch die Autobahn A 94 brachte neue Impulse, für 2020 waren mehr als 20 000 Besucher anvisiert. Viele Schulklassen und Gruppen aus Kindergärten schauten sich das Museum an. Doch die Pandemie sorgte für einen unerwarteten Dämpfer. Dazu kam im Sommer 2021 ein Wasserschaden. Das Museum wurde im November 2021 für die Sanierung und Neugestaltung für vier Monate geschlossen. Zeit für einen Neuanfang, die mit Engagement genutzt wurde.

Der frühere Kugelstoßer und Diskuswerfer Kapustin und das Team der Freunde des Urzeit-Museums haben die Herausforderung sportlich angenommen und für einen Neustart genutzt. Mit Beginn der Faschingsferien 2022 ist nun auch die Ausstellung "Eiszeit" zu sehen. Wer nach dem Rundgang durch das Urzeitmuseum noch Zeit hat, kann in der benachbarten Dino-Halle Dinosaurier bestaunen.

© SZ vom 26.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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