Taufkirchen:"Es ist wichtig, sich Hilfe zu holen"

Daniela Hampel Seniorenlotsin Taufkirchen Vils Mehrgenerationenhaus

Daniela Hampel unternimmt anlässlich der Woche der Demenz Führungen zu Cartoons von Peter Gaymann, die sich dem Thema widmen.

(Foto: privat)

Die Diagnose Demenz ist grausam. Seniorenlotsin Daniela Hampel ist in Taufkirchen Anlaufstelle für Erkrankte und deren Angehörigen. Ein Gespräch über Unterstützung und Akzeptanz

Von Regina Bluhme, Taufkirchen

Diesen Freitag organisiert Daniela Hampel im Rahmen der Woche der Demenz nochmals einen besonderen Spaziergang: Sie führt im Mehrgenerationenhaus der Caritas in Taufkirchen zu den Bildern des Cartoonisten Peter Gaymann, die sich dem Thema Demenz widmen. Die Krankenschwester und ausgebildete Pflegeberaterin ist seit sechs Jahren als Seniorenlotsin in der Gemeinde tätig, sie ist Anlaufstelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen. Sehr oft ist ihr Rat beim Thema Demenz gefragt. Ein Gespräch darüber, wie sich die unheilbare Krankheit auf die Betroffenen und ihre Angehörigen auswirkt und warum Humor helfen kann.

SZ Erding: Frau Hampel, es gibt Demenz, es gibt Alzheimer, können Sie kurz erklären, was der Unterschied ist?

Daniela Hampel: Demenz ist nicht gleich Demenz. Es gibt verschiedene Demenzformen, und am häufigsten tritt die Form der Alzheimer-Demenz auf.

Wie sehen die Symptome aus?

Typische anfängliche Symptome sind Orientierungsschwierigkeiten und Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme. Es beginnt mit der Vergesslichkeit und Zerstreutheit: Namen, Termine fehlen plötzlich, Inhalte von kürzlichen Gesprächen sind schnell wieder vergessen. Das führt beim Betroffenen zu Verunsicherung und Rückzug. Eine Frühzeitige Diagnose durch den Hausarzt oder über die Gedächtnissprechstunde ist ratsam. Es kann dadurch eine frühzeitige Behandlung stattfinden.

Über 240 000 Menschen sind in Bayern an Demenz erkrankt.

Und zwei Drittel der Menschen mit Demenz werden von Angehörigen zuhause versorgt. Die darf man nicht aus dem Blick verlieren. Angehörige brauchen Beratung und Unterstützung, wie sie mit der Erkrankung umgehen. Dabei rate ich ihnen: Es ist wichtig, sich unterstützen zu lassen. Im Umgang mit Demenzkranken muss auch immer wieder die Perspektive gewechselt werden.

Was heißt das?

Angehörige sollten nicht drauf beharren: Das kannst du doch, Opa! Oder darauf hoffen, dass Kreuzworträtseln das Gedächtnis zurückbringt. Es geht darum, die Erkrankung zu akzeptieren, zu verstehen und für sich und den Erkrankten eine Strategie zu finden, damit umzugehen. Wenn der Ehemann die Frau nicht mehr erkennt, dann ist das natürlich eine furchtbar schwere Situation. Man muss trotzdem lernen damit umzugehen, und das ist nicht einfach.

Und wie kann man damit umgehen?

Das Wichtigste ist: Es gibt Beratung. Dabei ist notwendig, dass Pflegende sich trauen, Hilfe anzunehmen, einzufordern und sich mit dem Thema Demenz auseinandersetzen. Und zwar bevor ein pflegender Angehöriger ins Burnout fällt oder neben Beruf und Familie einfach nicht mehr kann. Da biete ich Hilfe an, gemeinsam im Gespräch nach einer möglichen Lösung, Strategie oder Entlastung zu forschen. Je nach Krankheitsverlauf muss die einst getroffene Strategie dann wieder angepasst und verändert werden. Ich gebe Input, Ratschläge und oft hilft es Angehörigen, wenn sie ihre Sorgen und Nöte aussprechen können.

Angehörigen wird viel abverlangt. Nicht jeder hat die Kraft.

Das stimmt. Ziel ist es, dass der Erkrankte so lange wie möglich zu Hause in der gewohnten Umgebung bleiben kann. Aber wenn die Pflege zu aufwendig und intensiv wird, wenn der Erkrankte im fortgeschrittenem Stadium zum Beispiel Schluckbeschwerden bekommt, nicht mehr essen kann, bettlägerig wird, wenn Angehörige sich der intensiven Pflege und Betreuung nicht mehr gewachsen fühlen, dann sollte die Versorgungssituation optimiert und angepasst werden.

Eine Heilung gibt es nicht.

Nein, Demenz kann man nicht heilen. Allerdings können mithilfe von Medikamenten einige Symptome gelindert werden, und durch eine frühzeitige Behandlung die Leistungsfähigkeit länger erhalten werden. Ganz wichtig ist, dass weiterhin soziale Kontakte gepflegt werden, den Alltag zu leben wie bisher, damit Menschen mit einer Demenzerkrankung nicht isoliert sind und am Leben teilhaben können.

Die Woche der Demenz, die noch bis Sonntag läuft, will mit Veranstaltungen für die Krankheit sensibilisieren und für mehr Akzeptanz sorgen.

Diese Demenzwoche ist absolut wichtig. Denn es wird immer noch nicht so gern über eine Demenzerkrankung gesprochen. Es ist notwendig sich zu informieren, wissen, dass es Hilfe gibt, und wo. Schon seit 2012 arbeiten wir in der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz mit verschiedenen Kooperationspartnern wie dem Isar-Amper-Klinikum KBO, Schulen und Seniorenheimen zusammen. Es gab für die Taufkirchner Bürger schon sehr viele Möglichkeiten, sich dem Thema Demenz ganz unbefangen zu nähern.

Eine Demenzerkrankung ist ein furchtbares Schicksal. Aber die Bilder von Peter Gaymann zu dem Thema sorgen für Schmunzler. Hilft Humor wirklich?

Ich finde es wunderbar, wie sich Peter Gaymann dem Thema annimmt. Die Erkrankung hat so viele Facetten, da hilft es vielleicht, die eine oder andere Situation mit Humor zu nehmen, zu schmunzeln, zu akzeptieren. Wie in dem Bild, wo der Ehemann seine Frau fragt, wo denn seine Brille sei. Ihre Antwort: Schau doch mal im Kühlschrank.

Daniela Hampel steht den Senioren und ihren Angehörigen telefonisch und unter Einhaltung der aktuellen Hygienemaßnahmen persönlich mit Rat und Tat zur Seite. Ihre Bürozeiten sind montags von 17 bis 19 Uhr und freitags von 9 bis 11.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus. Persönliche Termine sollen aktuell nur nach vorheriger Anmeldung unter der Telefonnummer 08084/257818 wahrgenommen werden. Eine Terminvereinbarung außerhalb der Sprechzeiten ist telefonisch unter 08084/25780 möglich sowie per E-Mail an daniela.hampel@caritasmuenchen.de.

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