Süddeutsche Zeitung

Taufkirchen:Ein Festsaal für die Liedertafel

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Gemeinde Taufkirchen stellt frisch renovierte Räumlichkeiten im Wasserschloss zur Verfügung. Zudem laufen Planungen für die Schatzkammer und eine Nachnutzung von Sovies Wohnen

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Ein Schloss der Begegnung soll das Taufkirchener Wasserschloss sein, das hat die Gemeinde Taufkirchen, die Eigentümer ist, immer betont. Und sie handelt auch in diesem Sinne: Bürgermeister Stefan Haberl hat einen schmucken, frisch renovierten Saal im zweiten Obergeschoß vorgestellt, den die Liedertafel künftig für Proben nutzen kann, wenn die Pandemie solche Treffen wieder zulässt. Zudem soll in den kommenden Jahren die angekündigte Schatzkammer für den Silberschatz realisiert werden und man schmiedet bereits Pläne, was mit den Räumen von Sovies Wohnen geschehen soll, wenn diese therapeutische Wohngemeinschaft in ihren Neubau umzieht.

Der Festsaal ist 120 Quadratmeter groß und entspricht in seinen Abmessungen dem bereits genutzten Festsaal im ersten Stock. 2010 liefen dort bereits Renovierungsarbeiten, als der damalige Vorbesitzer Nico Forster überraschend starb. Die Handwerker brachen daraufhin die Arbeiten ab und hinterließen eine Baustelle. Die Gemeinde beziehungsweise das Kommunalunternehmen Wasserschloss hat diese Arbeiten im vergangenen Jahr wieder aufgenommen und nun abgeschlossen.

26 000 Euro hat die Renovierung gekostet, insbesondere Elektroarbeiten, Malerarbeiten und Bodenbeläge wurden damit finanziert. Das ist nur deshalb so günstig, weil der Bauhof den Großteil in Eigenregie ausgeführt hat. 3500 Euro hat die Förderstiftung Wasserschloss übernommen. Diese Förderstiftung verfügt über 100 000 Euro, die sie als Verbrauchsstiftung innerhalb von zehn Jahren aufbrauchen darf. Das Geld stammt aus drei Quellen: 20 000 Euro hatte der Förderverein Wasserschloss angespart und gestiftet, 30 000 Euro haben Bürger und Taufkirchener Firmen gespendet und 50 000 Euro hat die Sparkasse eingezahlt. Von den 10 000 Euro, die 2020 ausgeschüttet wurden, hat die Stiftung weitere 3500 Euro in die Medientechnik des Schlosses investiert, sich mit 2500 Euro an Sovies Kulturveranstaltungen beteiligt und 500 Euro für Vorbereitungen zu Advent im Schloss ausgegeben, wobei diese Veranstaltung 2020 coronabedingt ausfallen musste. Klaus-Ulrich Wolter, Vorsitzender des Fördervereins und der Förderstiftung, lobte bei der Vorstellung des Festsaales die Intention der Gemeinde, jetzt schon Vorbereitungen für die Zeit nach der Pandemie zu treffen: "Es wird eine Zeit geben, in der das öffentliche Leben wieder stattfindet. Die Gemeinde hat die Zeit gut genutzt, um sich darauf vorzubereiten." Auch Martina Wimmer, Vorsitzende der Liedertafel, war froh über die neuen Räumlichkeiten. Denn die Liedertafel hat bislang in der Mittelschule geprobt. Das Schulgebäude wurde jedoch im vergangenen Jahr abgerissen und soll durch einen Neubau ersetzt werden. Aktuell stünde die Liedertafel ohne Proberaum da.

Bürgermeister Haberl erinnerte daran, dass die Gemeinde bereits beim Kauf des Schlosses im Jahr 2016 beschlossen habe, es mit möglichst viel Leben zu erfüllen. Es stehe für Märkte, Ausstellungen und andere Veranstaltungen zur Verfügung, in der wunderschönen Schlosskapelle fänden Trauungen statt, Vereinen und dem Naturkindergarten stünden Räumlichkeiten zur Verfügung, die Kreismusikschule unterrichte im Schloss und es gebe eine beliebte Gastronomie mit einer herrlichen Schlossterrasse. Zudem werde der Festsaal für Feste, Ausstellungen, Seminare und Kurse genutzt. Georg Schmittner, Vorstand des Kommunalunternehmens Wasserschloss, fügte hinzu, im Dezember hätten Fachplaner aus München das Schloss besichtigt und seien begeistert gewesen, welche Möglichkeiten man in Taufkirchen damit ausgeschöpft habe. In absehbarer Zeit werde auch die Wohngruppe Sovies Wohnen in einem Neubau umziehen und dann werde man versuchen, auch diese Räume wieder intensiv zu nutzen. Klaus-Ulrich Wolter hatte sich dazu bereits Gedanken gemacht und schlug Bürgermeister Haberl vor, dort einen Coworker-Space einzurichten; Online-Arbeitsplätze für Bürger, die Zuhause keinen Platz fürs Homeoffice hätten. Solche Plätze können tage- oder wochenweise gemietet werden und Wolter sieht darin ein Geschäftsmodell, dass auch nach der Pandemie weiterhin gefragt sei. Darüber hinaus regte Wolter an, die Zifferblätter der ehemaligen Turmuhr des Schlosses für eine Lichtinstallation im Treppenaufgang zu verwenden. Die Gemeinde wiederum will die Förderstiftung dafür gewinnen, das vergriffene Buch über das Schloss fortzuschreiben und neu aufzulegen.

Darüber hinaus will die Gemeinde den kunsthistorisch seltenen Silberschatz der Schlosskapelle wieder im Schloss ausstellen. Solche Altarausstattungen aus dem 18. Jahrhundert gibt es kaum noch. Das Meiste ist der Säkularisation zum Opfer gefallen. Es gibt fast nur noch verkupferte oder versilberte Objekte. Das soll zwar noch nicht 2021 geschehen, sagte Haberl, aber in den darauffolgenden Jahren.

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Quelle:
SZ vom 23.01.2021
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