Taufkirchen:Dieb zerstört Kunstwerk

Die vier fest verschraubten Tauben am Taufkirchener Brunnen stammen aus der Werkstatt des 1988 gestorbenen Kunstprofessors Georg Brenninger: Polizei ermittelt wegen besonders schweren Diebstahls

Thomas Daller

- Ein unbekannter Täter hat vier fest verschraubte Bronzetauben vom Brunnen am Taufkirchener Kirchenvorplatz entwendet. Nach Angaben der Polizei geschah der Diebstahl im Zeitraum von Freitag, 12. Oktober, 23 Uhr, bis Sonntag, 14. Oktober, 8 Uhr. Weil der Dieb dabei mit brachialer Gewalt zu Werke ging, ist nicht auszuschließen, dass es sich dabei um einen profanen Metalldiebstahl handelt, die aufgrund der hohen Rohstoffpreise Konjunktur haben. Dann würden die Tauben eingeschmolzen werden und ein prägendes Taufkirchener Kunstwerk ginge für immer verloren.

Die Tauben sind ein Werk des Professors Georg Brenninger, der 1908 in der Nachbargemeinde Velden geboren wurde. Von 1961 bis 1978 hatte Brenninger die Professur für Plastik an der Akademie der Bildenden Künste in München inne, deren Präsident er 1968 bis 1969 war. Von 1974 bis zu seinem Tod 1988 arbeitete er wieder als freischaffender Bildhauer. Von ihm stammen auch die Bronzetüren von St. Bonifaz in der Karlstraße und die 1972 vollendete Plastik "Apoll und die neun Musen" am Giebel des Münchner Nationaltheaters.

Am 21. Oktober 1979 wurde der Taubenbrunnen in Taufkirchen eingeweiht. Der Heimat- und Verschönerungsverein hatte zum Entstehen des Brunnens viele Vorarbeiten erbracht und zu dessen Finanzierung einen erheblichen Betrag aufgewendet. Der Taufkirchener Taubenbrunnen zählte zu den schönsten Brunnenanlagen im Landkreis. Brenninger hat das Taubenmotiv noch bei weiteren Brunnen verwendet; einer davon steht in Erding, ein weiterer in der Mauerkircherstraße in München, der "Gräf-Brunnen".

Gaby Hofstetter, Vorsitzende des Heimat- und Verschönerungsvereins und Frau des Taufkirchener Bürgermeisters Franz Hofstetter, ist bestürzt. In 14 Tagen sei Vorstandssitzung, bis dahin werde man sich schlau machen, ob und wie man eventuell den Brunnen retten könne. Es sei nicht das erste Mal, dass sich Unbekannte an dem Brunnen vergriffen hätten. Bereits im Frühjahr dieses Jahres habe jemand drei der insgesamt sieben Tauben beschädigt. Daraufhin habe der Verein diese drei Tauben in Sicherheit gebracht, um sie restaurieren zu lassen. Nun seien auch die verbliebenen vier Tauben weg.

An den Spuren könne man erkennen, dass diese vier Tauben mit brutaler Gewalt abgeschlagen und nicht abgeschraubt wurden. Das weise darauf hin, dass es dem Dieb keinesfalls um das Kunstwerk gegangen sei, sondern lediglich um den Kilopreis des Materials, der aktuell bei rund 8,50 Euro liegt. "Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder Vandalismus an diesem Brunnen erlebt", sagte Gaby Hofstetter. "Oft ist Waschmittel in den Brunnen gekippt worden, damit er schäumt." Aber eine derartige Tat sei noch nicht vorgekommen.

Theoretisch bestünde die Möglichkeit, die Marktgemeinde Velden um Hilfe zu bitten. Professor Brenninger hat nämlich seiner Heimatgemeinde sämtliche Modelle seiner Werke vermacht. Ob man somit noch Abgüsse seiner Taubenformen machen kann oder ob das die Rechte des Künstlers verletzt, ist allerdings noch ungeklärt. Das sind Fragen, mit denen sich der Heimat- und Verschönerungsverein in den kommenden Tagen beschäftigen wird.

Die Polizei ermittelt nun wegen eines besonders schweren Fall des Diebstahls. Die Polizeiinspektion Dorfen bittet um sachdienliche Hinweise unter der Telefonnummer 08081/93050.

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