Taufkirchen:"Das kann jeden treffen"

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Wasserwirtschaftsamt erläutert Hochwasserrisikomanagement

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Taufkirchen bereitet drei Hochwasserkonzepte in verschiedenen Planungsstadien vor: Eines für den Stephansbrünnlbach, eines für die Große Vils sowie ein Sturzflutkonzept. Stefan Homilius, Abteilungsleiter für den Landkreis Erding beim Wasserwirtschaftsamt München, hat in der vergangenen Gemeinderatssitzung erläutert, wie man aus fachlicher Sicht dabei vorgeht. Er hat das auch mit einer Warnung verbunden: "Niemand braucht glauben, dass er vor einem Hochwasser geschützt ist".

Homilius sagte, der Wandel der Begrifflichkeiten zeige bereits, dass man beim Hochwasserschutz nicht mehr so erfolgversprechend sei wie früher. In den 1970er Jahren habe man noch von Hochwasserfreilegung gesprochen, in den 1990ern dann von einem Hochwasserschutz bis zu einem 100-jährigen Hochwasser. Mittlerweile spreche man von einem Hochwasserrisikomanagement, weil von der Vorstellung abgerückt wurde, dass man einen hundertprozentigen Schutz bieten könne.

Taufkirchen hat in den vergangenen Jahrzehnten meist Glück gehabt. Als im vergangenen August im Dorfener Ortsteil Oberdorfen nach einem Starkregen der Katastrophenfall ausgerufen werden musste, weil mehr als zwei Dutzend Häuser überflutet wurden, erwischte es in Taufkirchen lediglich ein paar tiefer gelegene Parkplätze und die dort parkenden Autos. Aber man findet im Gemeindearchiv auch Fotos vom 16. Juli 1951, als der komplette Ortskern überflutet wurde.

Beim Hochwasserrisikomanagement sollte man insbesondere neue Risiken vermeiden und bestehende reduzieren, sagte Homilius. Das Management sei eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der die Raumordnung eine wichtige Rolle spiele, die Land- und Forstwirtschaft, der Katastrophenschutz, die kommunale Planung, die Bauvorsorge und die Bürger.

Das Wasserwirtschaftsamt könne beispielsweise die Gewässerkulisse liefern. Das WWA habe in Bayern etwa 8350 Kilometer als Risikogewässer mit einem signifikanten Hochwasserrisiko eingestuft. Davon betroffen seien rund 1230 Gemeinden. Die entsprechenden Karten würden Aufschluss darüber geben, welche Gebiete von Hochwasser betroffen sein können und wie tief dann dort das Wasser stehe. Die dazugehörigen Risikokarten würden zeigen, wie diese Gebiete genutzt werden. Dazu zähle die Anzahl der betroffenen Einwohner, die Flächennutzung, der Pegel und Hochwasserschutzeinrichtungen.

Diese Karten sollten als Grundlage für die Bauleitplanung und die Siedlungsentwicklung dienen, sagte Homilius. Ohnehin dürften im Außenbereich in Überschwemmungsgebieten keine neuen Bauten aufgestellt werden. Im Innenbereich sei das noch möglich, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Wofür es allerdings keine Karten gebe, sei der Effekt von Sturzfluten wie durch einen Starkregen. "Das kann jeden treffen." Dabei wies er auf das Beispiel Simbach hin: "Hier hatten wir ein neues Phänomen, eine Gewitterzelle, die sich nicht bewegt hat."Dann komme es kleinräumig zu schweren Niederschlägen. Dabei handele es sich um sogenannte Superzellen oder stationäre Zellen, die häufiger werden könnten. Abschließend empfahl Homilius, beim Hochwasserrisikomanagement mit den Nachbargemeinden zusammen zu arbeiten. Üblichweise erhalte man einen Zuschuss in Höhe von 60 Prozent, bei interkommunaler Zusammenarbeit seien es 10 bis 15 Prozent mehr.

© SZ vom 14.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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