Ansichtskarten im Wandel der Zeit können viel über Orte aussagen, denn sie zeigen schmucke Perspektiven, imposante oder neue Gebäude, das, worauf man stolz ist. Das Gemeindearchiv Taufkirchen gewährt im Rahmen einer neuen Ausstellung Einblicke, wie diese Außendarstellung Taufkirchens im späten 19. und im 20. Jahrhundert abgebildet wurde. Sie wird an den Adventswochenenden im Ostflügel des Wasserschlosses gezeigt. Geöffnet ist jeweils am Freitag und Samstag von 17 bis 20 Uhr sowie an den Sonntagen von 15 bis 20 Uhr.
Die Motive zeigen nicht nur den Hauptort Taufkirchen, sondern auch die umliegenden Dörfer Angerskirchen, Babing, Gebensbach, Hofkirchen, Hörgersdorf, Hubenstein, Jettenstetten, Johannrettenbch, Kienraching, Lain, Moosen, Wambach und Winkl.


Im Jahr 1869 wurde die Postkarte eingeführt, die sich bald zur Ansichtskarte weiterentwickelte. „Zunächst war sie verpönt und kritisiert als unanständige Form der Mitteilung auf offenem Postblatt“, sagt Konrad Karbaumer, der die Postkartenausstellung konzipiert und organisiert hatte.
Die älteste Postkarte der Ausstellung stammt aus dem Jahr 1895, ein „Gruß aus Wambach“. Von Taufkirchen gibt es eine gemalte Ansichtskarte, datiert zwischen 1897 und 1905, auf der man im Vordergrund einen Zug fahren sieht. Die Bahnstrecke wurde 1898 eröffnet und auf die Anbindung war der Ort natürlich sehr stolz.
Die Datierung ist einfach, wenn die Karte einen noch lesbaren Poststempel trägt oder die Mitteilung vom Verfasser datiert ist. Ansonsten hat das Team des Gemeindearchivs nach markanten Gebäuden gesucht wie dem früheren Salzstadel, der mitten im Ort stand und in dem früher die Postkutschenpferde untergebracht wurden. Dieser Stadel wurde 1910 abgerissen und erlaubt somit zeitliche Rückschlüsse bei manchen Aufnahmen.
Auffallend aus heutiger Sicht sind bei den alten Ansichtskarten die leeren Straßen. Man sieht Fußgänger und manchmal Kutschen, aber von Verkehr kann noch keine Rede sein. Dafür gab es offensichtlich mehr Wirtshäuser und Biergärten als heutzutage, auch sie sind ein gerne gewähltes Motiv der Ansichtskarten.


In den 1950er- und 1960er-Jahren rücken andere Motive in den Mittelpunkt. Vorgezeigt wird, was modern ist. So gibt es beispielsweise aus den 1950er-Jahren eine Ansichtskarte mit Neubausiedlungen. Jedes Haus sieht gleich aus, reihenweise Schuhkartons mit Satteldächern. Auch das neue Polstermöbelwerk Himolla taucht auf den Ansichtskarten auf, vor allem in Form von Luftaufnahmen. Fabrikhallen in Form von gewaltigen Betonklötzen.


Ende der 1960er-Jahre folgt dann ein neues Motiv zum Vorzeigen: das Taufkirchener Waldbad. Es war damals das größte und wohl auch schönste Freibad Südostbayerns. Bereits während der Bauzeit wurden Luftaufnahmen für die Ansichtskarten verwendet, später folgten fröhliche Menschen beim Schwimmen und auf der Liegewiese.


Der große Bestand an Ansichtskarten ist insbesondere den Heimatforschern Ludwig Tafelmayer und Josef Heilmaier zu verdanken. Weitere Sammler wie Martin Bayerstorfer vom Antik-Hof Jettenstetten, Markus Kuhl und die Familie Schroth haben ebenfalls mit Ansichtskarten zur Ausstellung beigetragen. Die Taufkirchener Motive sind nach Zeitspannen gegliedert, zudem sind auch die umliegenden Dörfer auf eigenen Tafeln ausgestellt.
Ursprünglich sollte die Ausstellung rund 250 Ansichtskarten zeigen. So steht es auch noch im Flyer, der dazu gedruckt wurde. „Wir waren dann aber so überwältigt von der großen Anzahl der tollen Motive, dass es nun 330 geworden sind“, sagt Konrad Karbaumer.