Von 1. Januar 2023 an:Mehr Geld für Tagesmütter

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Bis zu fünf Kinder darf eine Tagesmutter gleichzeitig betreuen. Im Landkreis gibt es aktuell lediglich 17 Tagesmütter. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags befürwortet einen höheren Satz als Kompensation für Inflation und gestiegene Heizkosten. Die Arbeit als selbstständige Tagespflegeperson wird sowieso nicht gerade üppig entlohnt. Dabei gibt es einen hohen Bedarf an Betreuungsplätzen.

Von Thomas Daller, Erding

Die Verantwortung als Tagesmutter ist groß, aber der Verdienst ist gering: Aktuell erhält eine Tagesmutter, die an drei Tagen für sechs Stunden zwei Kinder betreut, gerade einmal 214,56 Euro wöchentlich. Das sind weniger als zwölf Euro pro Stunde. Der Landkreis hat nun eine Erhöhung beschlossen. Demnach würde eine Tagesmutter ab dem 1. Januar 2023 bei diesem Beispiel künftig 13,68 Euro mehr pro Woche erhalten, also 228,24 Euro. Zudem will der Landkreis künftig 90 statt wie bisher 40 Prozent der Ausbildungskosten zur Tagesmutter übernehmen. Denn durch die Erhöhung der gesetzlich vorgeschriebenen Qualifizierung haben sich die Kurskosten, die früher bei etwa 500 Euro lagen, auf mittlerweile 950 Euro erhöht. Diese Einmalkosten schrecken viele Interessierte ab, so die Erfahrung.

Der Bundesverband für Kindertagespflege befürchtet, dass viele Betreuungsplätze wegfallen könnten

Aufgrund der derzeitigen Inflation und der aktuellen Energiekrise steigen auch die Aufwandskosten der Tagesmütter immer weiter. Die Bundesregierung hat die Einrichtungen der Kindertagesbetreuung ausdrücklich von der Energiesparverordnung ausgenommen, sodass die Einsparpotenziale der Tagesmütter bei der Betreuung von Kleinstkindern sehr begrenzt realisierbar sind: Eine Absenkung der Raumtemperatur ist nicht möglich, wenn kleine Kinder auf dem Boden krabbeln. Im Umkehrschluss fallen sehr hohe Heizkosten an. Auch bei der Ernährung sind kaum Einsparungen möglich und die steigenden Lebensmittelpreise führen zu einer höheren finanziellen Belastung.

Die Thematik wurde in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses erörtert. In letzter Zeit sei es häufiger zu Beschwerden beziehungsweise zu Forderungen der Kindertagesmütter gekommen, weil sie eine Erhöhung der Geldleistungen benötigten. Aufgrund der aktuellen Inflationslage und der drastisch steigenden Energiekosten bringe die Tätigkeit als Kindertagesmutter ein hohes finanzielles Risiko mit sich. Auch der Bundesverband für Kindertagespflege hat die Kreise und Kommunen bereits aufgefordert, die Sachkostenerstattung zu erhöhen. Der Verband befürchtet, dass ohne weiteres Handeln viele Betreuungsplätze wegfallen könnten.

Es gibt ohnehin nur 17 aktive Tagesmütter im Landkreis. Das ist nicht viel für einen Landkreis mit 26 Kommunen. Aktuell bestehen große Engpässe in den Kinderkrippen, meist wegen Personalmangels, heißt es in den Anlagen zur Beschlussvorlage. Aufgrund der kriegsbedingten Flüchtlingskrise sei zudem zu befürchten, dass sich der Bedarf an Betreuungsmöglichkeiten jeder Art erhöhe.

Für den Landkreis geht es bei der Erhöhung der Tagesmütter-Bezahlung nur um wenig Geld: Die finanziellen Auswirkungen sind auf 13.400 Euro veranschlagt. Der Stundensatz setzt sich bei Tagesmüttern aus der Anerkennungsleistung, dem Qualifizierungsbeitrag und dem Sachaufwand zusammen. Der lag bisher bei 5,96 Euro und wird zum 1. Januar auf 6,34 Euro angehoben. Laut Berechnungen des Landratsamtes würde dadurch ein Tagesmutter durchschnittlich 656,64 Euro mehr pro Jahr bekommen. Bei 17 Tagesmüttern sind das gut 11.000 Euro jährliche Mehrausgaben.

Aktuell machen nur sehr wenige eine Ausbildung zur Tagespflegeperson

Hinzu kommt noch die Übernahme der Kosten für die notwendigen 160 Ausbildungseinheiten in Höhe von 90 Prozent bei anschließender Tätigkeit als Tagesmutter im Landkreis Erding. Die gesetzlich vorgeschriebene Qualifizierung wurde erhöht und damit auch die Kurskosten, die von 500 Euro auf 950 Euro gestiegen sind. Aktuell wird eine Kostenübernahme von 40 Prozent gewährt, sofern die jeweilige Person als Tagespflegeperson danach auch zur Verfügung steht. Eine Kostenübernahme von 90 Prozent würde pro Person 855 Euro bedeuten. In diesem Jahr machen seit Februar nur 15 Frauen aus den Landkreisen Erding und Ebersberg den Ausbildungskurs, wobei der Großteil der Frauen nach Angaben des Landratsamtes danach aber eine Tätigkeit in einer Kindertageseinrichtung als Assistenzkraft anstrebt und gar nicht Tagesmutter sein möchte. Für Assistenzkräfte gilt die Kostenübernahme jedoch nicht, sondern nur für die Tagespflegemütter. Deswegen setzt der Landkreis die künftigen Kosten für die Übernahme auf lediglich 1400 Euro jährlich an, also rechnerisch für weniger als zwei neue Tagesmütter im Jahr.

Sabine Trettenbacher, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, sagte in der Sitzung, sie werde immer wieder von Müttern angerufen, die dringend eine Tagesmutter suchen würden. Aber sie sehe auch das Problem, dass viele Frauen bei dieser Bezahlung Angst vor der Selbständigkeit und vor der Rente hätten. Auch Kreisrätin Ursula Diekmann (SPD) prognostizierte, es werde schwierig, weitere Interessenten für die Qualifizierung zu finden. Der Jugendhilfeausschuss befürwortet die Änderungen in der Förderrichtlinie für die Kindertagespflege einstimmig.

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