Süddeutsche Zeitung

Tag des offenen Denkmals:Leben in der antiken Schanze

Historisch Interessierte können am Tag des offenen Denkmals eine keltische Befestigungsanlage bei Loipfing besichtigen - zwei Tage vorher spielt der Ärchäologische Verein Erding das Leben der Kelten nach.

Antonia Krach

Nur noch fünf von ursprünglich 30 keltischen Anlagen sind im Landkreis Erding erhalten. Die keltische Viereckschanze von Loipfing können Interessierte am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, von 10 Uhr besichtigen. Der Archäologische Verein Erding hat Schauspieler engagiert, die als Kelten verkleidet die Schanze mit Leben erfüllen. Zusätzlich soll die Größe der Schanze veranschaulicht werden. Das Vermessungsamt stellt Fluchtstäbe auf dem 50 Zentimeter hohen Erdwall auf, um damit den Besuchern eine räumliche Vorstellung von dem früher einmal drei Meter hohen Wall zu geben.

Als Viereckschanze oder Keltenschanze bezeichnen Historiker die vor allem in Süddeutschland anzutreffenden Reste eines quadratischen, manchmal auch rechteckigen Areals mit umlaufendem Wall und Graben. Ihre Bedeutung ist noch nicht abschließend geklärt. Durch neuere Untersuchungen ist aber gesichert, dass manche der Viereckschanzen dauerhaft bewohnte keltische Gutshöfe oder Mittelpunkt einer ländlichen Gemeinde waren. Andererseits ist nicht ausgeschlossen, dass die Kelten auch ihre Kultanlagen mit viereckigen Einfriedungen umgaben.

Dass die Wahl ausgerechnet auf Loipfing fiel, hat einen Grund. "Die anderen Schanzen im Landkreis stehen im Wald und sind daher noch sehr gut erhalten. Doch wir wollten diesmal eine Anlage zeigen, die im Grünland liegt", erklärt Archäologe Harald Krause. Zudem wolle er gerne mal eine etwas kleinere Schanze zeigen, nicht immer nur die großen. Er selbst leitet die stündlich stattfindenden Führungen. Zusätzlich präsentiert Krause Ergebnisse von Vermessungen der 70 Meter großen Anlage. Diese hatte der Archäologe in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege im vergangenen Sommer im Zuge seiner Doktorarbeit erhoben.

Die Werte ermöglichten ihm Vermutungen, wo zum Beispiel das Tor und verschiedene Gebäude in der keltischen Kultstätte standen. "In einem Informationszelt, das an der Stelle des ehemaligen Gutshauses stehen wird, können sich die Besucher während des ganzen Tages über die Schanze informieren", sagt er. Ausdrücklich bedankte er sich bei der Familie Jell, der die Grünfläche gehört. "Sie bemüht sich ohne Weiteres um den Erhalt der Anlage und hat sofort die Aktion erlaubt."

Zur Einstimmung auf das Leben der Kelten veranstaltet der Archäologische Verein Erding (AVE) am Freitag, 10. September, von 18 Uhr an und am Samstag, 11. September, von 15 Uhr an ein offenes Lager in Loh bei Dorfen. Dort ist das Lagerleben von Kelten, Römern und Germanen nachzuempfinden. "Zwischen 50 und 60 Schauspieler aus Österreich, Tschechien und natürlich auch aus Deutschland werden Handwerker, Schmiede oder Personen aus der Historie darstellen", kündigt Renan Glas, Vorsitzender des AVE, an. Am Samstag werden unter anderem Keramiken in einer Grube gebrannt. Die Bewirtung übernimmt der Wirt's Loh, der sich laut dem Vorsitzenden etwas Besonderes habe einfallen lassen.

Außerdem wird am Tag des offenen Denkmals die Hubertus-Kapelle in Kuglstadt bei Isen um 15 Uhr eingeweiht. Die neue Kapelle am Rande des Waldes wurde in Eigenarbeit der Hegegemeinschaft Isen errichtet. Kreisheimatpfleger Hartwig Sattelmair bietet dazu eine Fahrt an, die um 13.30 Uhr am Landratsamt beginnt. Und auch der ADFC Erding bietet eine Tour zu beiden offenen Denkmälern an.

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SZ vom 06.09.2010/mob
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