Erding:Die Ruhe vor dem Sturm

Erding: Immer mehr Menschen sind auch im Landkreis Erding auf Unterstützung durch Lebensmittel angewiesen.

Immer mehr Menschen sind auch im Landkreis Erding auf Unterstützung durch Lebensmittel angewiesen.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Tafeln im Landkreis befürchten, dass durch die steigenden Energiepreise und die Inflation die Zahl der Hilfsbedürftigen weiter steigen wird.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Noch ist die Lage bei den Tafeln ruhig, aber wegen der steigenden Energiepreise, der Inflation, aber auch wegen möglicher Flüchtlinge aus der Ukraine befürchten die drei Einrichtungen im Landkreis noch heuer mehr Hilfsbedürftige. Und sie alle stellen eines fest: Die Zahl der Bedürftigen, die eine Unterstützung durch Lebensmittel benötigen, steigt stetig

"Ein großer Pluspunkt bei der ganzen Corona-Situation ist, dass wir viele neue Helfer gewonnen haben", sagt Petra Bauernfeind, Erdings 2. Bürgermeisterin und Leiterin der Erdinger Tafel. Bei den Lieferungen von Lebensmitteln habe sich die Situation mittlerweile auf dem Niveau von Vor-Corona stabilisiert und sie hofft, dass dies so bleibe. Die steigenden Energiepreise und Inflation würden die Erdinger Kunden noch nicht so spüren. "Das wird sich erst nächstes Jahr auswirken." Man habe immer wieder neue Kunden, aber unter dem Strich steige der wöchentliche Besuch nicht sprunghaft an. Das Niveau pendle bei 140 bis 150 Abholern bei der Tafel in der Bahnhofstraße. Die Kunden seien "bunt gemischt, von Familien bis hin zu Einzelpersonen, darunter seit kurzem auch ein paar aus der Ukraine." Man stelle zudem fest, dass die Nachfrage nach Kleidung zunehme. Dafür sei die Tafel aber nicht zuständig. Bauernfeind verweist auf den BRK-Shop "Schatzkastl" in der Erdinger Spiegelgasse.

Auch in Dorfen ist der Kundenstamm "gut gemischt"

Bei der Dorfener Tafel habe man inzwischen wieder von Lieferung auf Abholung umgestellt, sagt Paulina Stimmer, Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe Dorfen, die die Tafel auch betreibt. Man dürfe in die Räume der Tafel (Haager Straße) aber nur zwei Personen gleichzeitig einlassen. Jetzt könnten die Kunden aber dafür auch wieder auswählen, was sie möchten, was "sehr gut" laufe. Stimmer stellt fest, "dass es immer mehr werden, die kommen." Bei der Dorfener Tafel seien vor allem Alleinerziehende Kunden. Zudem habe man einige Flüchtlinge und Senioren. "Eine bunte Mischung", sagt auch Paulina Stimmer. Die Spendenbereitschaft sei nach wie vor da, "wir können alle gut versorgen". Man wisse aber nicht, was auf die Tafeln in Zukunft zukomme. Die Zahl der Bedürftigen werde aber steigen, da ist sich die Vorsitzende sicher. "Wir merken das jetzt schon leicht. Im Januar und Februar kamen bei einigen die Stromrechnungen. Da versucht dann die Nachbarschaftshilfe zu helfen." Das Wichtigste sei "immer gut zuhören, offen, empathisch sein".

Einigen wurde bereits der Strom abgestellt

"Wir haben die Corona-Pandemie-Zeit relativ unaufgeregt erlebt. Die Kundenzahlen sind in etwa gleich geblieben", sagt Christine Schick von der Taufkirchener Tafel (Nussbaumstraße). Was sich geändert habe, sei der finanzielle Aufwand für die Hygiene-Maßnahmen. "Das hat uns schon getroffen, aber wir konnten es durch Spenden gut abfangen." Spenden finanzieller Art und Sachspenden in Form von Lebensmitteln. Die Auswirkungen der steigenden Energiepreise habe man aber schon gemerkt. "Wir werden von Kunden angesprochen, die berichten, dass man ihnen tageweise den Strom abgestellt habe. Das sind die Energiebetreiber sehr schnell und rührig. Das hat schnell beim Jahreswechsel eingesetzt." Und so mancher Kunde sage, er sei gespannt, wie lange er sich seinen Strom oder Nachtspeicherheizung in seiner Unterkunft noch leisten könne. Das habe aber mit der Aufgabe der Tafeln nichts zu tun. Allerdings spare man sich durch die Hilfe der Tafel 200 bis 300 Euro im Monat. Wenn Flüchtlinge aus der Ukraine kommen sollten, dann werde man sich aktuell um die kümmern, bis dahin erfülle man die "Uraufgabe" der Tafel: Lebensmittel einsammeln und ausgeben.

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