SZ-Talentiade:Olympia ist das Ziel

Amelie Zachenhuber

Bislang trägt Familie Zachenhuber die Kosten von Amelies Sport-Karriere selbst. Die Deutsche Sporthilfe zahlt frühestens, wenn sie 14 ist.

(Foto: Zachenhuber/privat)

Amelie Zachenhuber aus Reisen bei Eitting ist süddeutsche Jahrgangsmeisterin in fünf Schwimm-Disziplinen. Weil sie sechs- bis siebenmal pro Woche trainiert, bleibt für die Familie und die vielen Tiere zu Hause nicht viel Zeit

Von Sebastian Winter

Vor ein paar Monaten erst hat Amelie Zachenhuber einen höflichen, jungen Mann kennengelernt. Einen, der oft lacht. Der nicht gerade groß ist, rein körperlich gesehen, der aber ziemlich dicke Oberarme hat. Und der im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro an den Ringen Gold gewann. Fabian Hambüchen lächelte neben Zachenhuber in die Kamera, hinter ihm ihre Mutter, neben der Zwölfjährigen ihr Trainer, der Vater - und der neue Manager. Und weil Hambüchen, inzwischen vom Leistungssport zurückgetreten, auch von derselben Agentur betreut wird wie sie neuerdings, hat ihn der Chef einfach mitgebracht. Der Turner ist nun eine Art väterlicher Freund geworden, sie haben regelmäßig Kontakt.

Es ist nur eine kleine Episode im ziemlich aufregenden Leben dieses Mädchens aus dem Örtchen Reisen im Landkreis Erding, das die Wirtschaftschule München-Ost am Isartor besucht und für den Schwimmverein SC Prinz Eugen startet. Aber eine, die zeigt, wie außergewöhnlich Amelie Zachenhuber doch ist. Denn eine so junge Sportlerin hat das Unternehmen, das auch die Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst unter Vertrag hat, bislang noch nicht unterstützt. Das ist ein Segen, denn die Familie muss bislang fast alle Kosten zahlen. Für Unterstützung von der Deutschen Sporthilfe ist Zachenhuber noch zu jung, weil sie erst mit 14 Jahren in einen der Kader des Deutschen Schwimm-Verbandes rutschen könnte. Andererseits ist sie schon alt genug, um allen davon zu schwimmen.

In Ingolstadt gewann die Delfin-Spezialistin vor gut zwei Wochen bei der süddeutschen Jahrgangsmeisterschaft über 50 Meter und 100 Meter Schmetterling Gold. Und weil ihr das nicht genügte, wurde sie gleich noch über 50 Meter Rücken, 100 Meter Freistil und 200 Meter Lagen Erste. Herausragend: ihre Zeit über 100 Meter Freistil; in 59,78 Sekunden blieb sie unter der magischen Minutengrenze. "Wenn sie gewinnen will, gewinnt sie", sagt ihr Trainer bei Prinz Eugen, Elvir Mangavic. "Sie ist mental stark, hat eine super Technik, aber sie muss noch etwas reifer werden."

Nicht nur die Pubertät steht Amelie Zachenhuber gerade manchmal im Weg, sondern vor allem die Trainingsbedingungen in München, die ihr Sportlerleben extrem mühsam machen. Das Prinz-Eugen-Bad wird gerade saniert und ist Mangavic zufolge erst im Herbst oder Winter dieses Jahres wieder eine Option, daher pendelt Zachenhuber, und wie: von ihrem Heimatort nahe dem Münchner Flughafen sechs- bis siebenmal pro Woche zu diversen Bädern in München und manchmal auch nach Fürstenfeldbruck, wo Mangafic den Verein Wasserratten trainiert. Alle zwei Monate fahren sie ins Trainingslager nach Kranj in Slowenien. Für Zachenhubers fünf ältere Geschwister oder die vielen Tiere zu Hause - ihr Lieblingshund Kira, die Hasen, Schildkröten, Hühner, Küken, Meerschweinchen und Fische - bleibt da nur frühmorgens Zeit. Oder abends, wenn sie gegen 20.30 Uhr nach Hause kommt.

Zachenhuber, die als Dreijährige schon 25 Meter Kraul schwimmen konnte, hat klare Ziele. Bei den deutschen Jahrgangs-Meisterschaften Ende Mai in Berlin stehen nach ihrem Mehrkampf-Titel von 2016 fünf Goldmedaillen bei acht Starts im Plan, danach möchte sie Mitte Juni erstmals bei der offenen deutschen Meisterschaft starten - womöglich trifft sie dort auf Münchens Olympia-Schwimmerin Alexandra Wenk. Die Spiele 2020 in Tokio sind ein Fernziel, wobei man vorsichtig sein muss mit Prognosen, weil noch viel passieren kann, das die Entwicklung bremst. Momentan sieht es aber nicht danach aus: Bei einem Meeting in Regensburg gewann Zachenhuber am vergangenen Wochenende siebenmal Gold.

Am Sonntag feiert sie erst einmal Geburtstag, ihren 13. Sie muss nicht trainieren und hat mehr als ein Dutzend Freundinnen zu sich nach Hause eingeladen - allesamt Schwimmerinnen wie sie. Mit manchen konkurriert sie im Becken. Umso schöner ist es dann auf dem Festland, wenn man gemeinsam im Garten Kuchen isst oder auf dem Trampolin tobt.

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