SZ-Schulratgeber:Fashionweek in Dorfen, Roboter in Oberding

Wenn der Wechsel auf eine weiterführende Schule ansteht, kommen viele Fragen auf. Um die Entscheidung zu erleichtern, stellt die SZ die sieben Realschulen und Gymnasien im Landkreis Erding vor.

Von Ira Hendricks und Gianna Niewel

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Realschule Oberding:Modern und futuristisch

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Quelle: Renate Schmidt

Schulen berufen sich ja gerne auf ihre Tradition, auf die vielen Generationen, die dort für ihr Leben gelernt haben. Die Staatliche Realschule Oberding versucht das erst gar nicht. Seit dem 1. August 2013 ist sie eigenständig. "Begonnen haben wir damals mit zwei fünften Klassen. Die hatten zusammen 39 Schüler", sagt Schulleiter Martin Heilmaier. Heute besuchen immerhin 169 Schüler die Realschule. "Bei einer solch überschaubaren Zahl können wir in viel engerem Kontakt mit den Schülern stehen", sagt Heilmaier. Die Schüler profitierten davon, dass die Schule so jung sei: "Wir sind sehr modern ausgerüstet."

Es gibt zwei Tablet-Klassensätze, mit denen die Schüler recherchieren oder Referate erstellen können - das Tablet ersetzt das herkömmliche Plakat. Im Englischunterricht können die Schüler auf dem Tablet London entdecken, mit Hilfe einer 3D-Animation der Stadt.

Ziemlich futuristisch sind auch die Lego Robotik-Systeme. "Damit können die Schüler sich auf spannende Weise der Welt der Informatik, der Technik und den Naturwissenschaften nähern", sagt Heilmaier. Die Roboter werden an einem Laptop angeschlossen und hierüber von den Schülern programmiert. "Wenn etwa im Nebenraum etwas umgefallen ist, wird der Roboter von dem Schüler so programmiert, dass er in den Nebenraum fährt und den Gegenstand dort aufhebt", sagt Heilmaier. Die Schule soll aber nicht nur modern sein, er lege wert darauf, auch die bayerischen Wurzeln nicht zu vergessen: Zurück zum Ursprung führt die Schüler die Teilnahme am traditionellen Kirchweihfest in der Gemeinde.

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Gymnasium Dorfen:Fashionweek in Dorfen

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Quelle: Tobias Hindemitt

"Modedesign", das stand bei den Neuntklässlern des Gymnasium in Dorfen eine ganze Zeit lang auf dem Stundenplan. In diesem besonderen Kunstunterricht haben die Schüler aktuelle Fashion-Trends analysiert, um anschließend eigene Entwürfe zu zeichnen. Die Herausforderung: Die Kleider sollten aus Plastiktüten gefertigt werden. "Inspiriert hat die Schüler die Sängerin Rihanna, als sie sich mit einem schwarzen, ledernen Kleid ablichten ließ, das aussah wie ein Müllsack", sagt Hildebrandt-Buchner, die Kunstlehrerin. Bei diesem Projekt sollten die Schüler lernen, wie sehr der massenhafte Konsum von Textilien der Umwelt schadet.

Im Februar wurden die Ergebnisse auf dem Tag der offenen Tür ausgestellt, noch immer sind sie in der Aula zu sehen. Derzeit wird noch nach einem festen Platz für die "Trash-Fashion" in der Schule gesucht.

Außerdem hat das Gymnasium Dorfen in diesem Jahr zum ersten Mal beim Wettbewerb "Jugend debattiert" mitgemacht. Nachdem im vergangenen Schuljahr das Debattieren als mündliche Schulaufgabe im Fach Deutsch in der 9. Jahrgangsstufe eingeführt worden war, folgte nun die erste Teilnahme an dem bundesweiten Wettbewerb. "Debattieren heißt, nach festen Regeln miteinander über ein aktuelles Thema zu diskutieren, Stellung zu beziehen, zu begründen und zu kritisieren", sagt Sonja Schweiger, die erste Fachbetreuerin Deutsch. Die Gewinnerin der Schule war Carlotta Schäfer. Sie lag im Regionalwettbewerb nur wenige Punkte hinter dem Erstplatzierten. "Wir werden in den wieder antreten", sagt Schweiger.

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Mädchenrealschule Heilig Blut:Von Tuba bis Saxofon

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Quelle: Peter Bauersachs

Wer gern ein Blech- oder Holzblasinstrument erlernen möchte, der ist an der Mädchenrealschule Heilig Blut richtig. Dort gibt es für Fünft- und Sechstklässler die b-Klasse. "B", wie Bläserklassen. Das heißt, dass die Mädchen zusätzlich zu dem normalen Unterricht an einem Nachmittag in der Woche eine Stunde Musikunterricht haben, der sich theoretisch und praktisch ausschließlich um Tuba, Horn und Trompete, um Saxofon, Querflöte und Klarinette dreht. "Die Instrumente sind geleast, die Schüler können sie für 20 Euro im Monat leihen", sagt Josef Grundner. Er ist der Rektor der Schule. "Würden die Schüler privat in ihrer Freizeit Unterricht nehmen, wäre der viel teurer, sagt er. Wenn die Schülerinnen in der siebten Klasse ihre Wahlfächer wählen und somit einen individuellen Unterrichtsplan haben, fällt die Bläserklasse weg. Falls die älteren Schülerinnen weiterhin aber Freude an der Musik haben, können sie das Blasorchester der Schule, die "MRS-Girls", unterstützen - oder die Erdinger Stadtkapelle.

"Der Zusammenhalt in der Bläserklasse fällt schon auf", sagt Grundner. Weil die Mädchen mit der Musik ein gemeinsames Interesse hätten und das zusammenschweiße, zum einen. Zum anderen wüssten gerade die Schülerinnen mit Orchestererfahrung, dass sich die Gruppe nur dann gut anhört, wenn jede auf die andere achte. Dieses Wissen übertrugen die Mädchen auch auf ihr Miteinander vor und nach dem Musikunterricht.

Wer die Mädchen einmal spielen hören möchte, der hat bei den regelmäßig stattfindenden Konzerten die Möglichkeit hierzu.

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Realschule Taufkirchen:IT-Kurs für Rentner

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Quelle: Renate Schmidt

Am Anfang war das Projekt. Das hatte etwa das Thema Demenz und sei bei den Schülern so gut angekommen, dass sich darauf ein eigenes Wahlfach angeschlossen habe. "Bei uns in Taufkirchen lernen die Schüler nun den Umgang mit älteren Menschen", sagt Josef Hanslmaier, der Schulleiter. "Für viele Schüler ist die Wirtschaft ein Karriereziel", sagt er. Dabei werde die Arbeit mit älteren Menschen die jetzige Schülergeneration stark betreffen. Und darauf sollten die Jungen und Mädchen vorbereitet sein. Jeden Monat haben die Jugendlichen deshalb zum einen eine Doppelstunde Theorie. Während der überlegen sie, was man bei Gesprächen mit dementen Männern und Frauen beachten muss und vor allem: was Demenz überhaupt ist. Außerdem machen die Schüler Selbsterfahrungsübungen. Wie fühlt es sich zum Beispiel an, wenn man nicht selbst essen kann, sondern gefüttert werden muss? Zum anderen verbringen die Schüler monatlich eine Doppelstunde in einer Einrichtung, um dort Menschen mit Demenz zu treffen.

Zudem bietet die Schule einen IT-Kurs für Senioren an, bei dem die Schüler selbst unterrichten und die ältere Generation über die neuste Technik aufklären.

Ein weiteres Projekt heißt "Power-Food vom Nachbarn". Das soll für eine gesündere Pausenversorgung sorgen - vor allem mit regionalen Produkten. Im Wahlfach "Catering" bereiten Schüler frische Speisen, wie etwa Gemüsestäbchen mit Kräuterquark oder Obstspieße, zu. Empfehlung des Hauses: Die RST-Semmel in drei verschiedenen Varianten.

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Herzog-Tassilo Realschule:Hilfe für Kinder in Ecuador

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Quelle: Renate Schmidt

Ecuador ist eine Republik im Nordwesten Südamerikas und die einzige Konstante im Land scheint dessen Vielfalt zu sein. Das sagt so nicht nur der Forscher Alexander von Humboldt, das lernen auch die Schüler an der Herzog-Tassilo Realschule. Seit vier Jahren unterstützen sie dort bedürftige Kinder. "Begonnen hat alles mit unseren fünften Klassen", sagt Dieter Goldbrunner. Er unterrichtet an der Schule Mathematik und Religion - und betreut die Patenschaft, die von den ChildFund Deutschland vermittelt wurde.

Mittlerweile sind die damaligen Fünftklässler in der achten und weil sich auch die nachfolgenden Klassen für das Projekt begeistern, betreuen die Erdinger Schüler derzeit 22 gleichaltrige Ecuadorianer. Konkret bedeutet das, dass jeder Schüler, der möchte, einen Euro im Monat spendet. Das macht - mit kleinen Hilfen von Lehrern und dem Hausmeister - pro Klasse 30 Euro monatlich. "Von dieser Spende bekommen die Kinder in Ecuador ausreichend Nahrung und sauberes Trinkwasser. Sie werden medizinisch versorgt und können zur Schule", sagt Goldbrunner. Die Schüler hier lernten so nicht nur, ihren eigenes Hab und Gut zu schätzen. Im Englischunterricht schrieben sie den Patenkindern Briefe, in Erdkunde lernten sie etwas über das Land. Geht es nach Goldbrunner, bleiben die Patenschaften mindestens bestehen, bis die Schüler die zehnte Klasse abschließen. Doch nicht nur in Südamerika tut die Herzog-Tassilo-Realschule Gutes: Schon seit drei Jahren sammelt jede Woche eine Klasse Lebensmittel, um damit die Erdinger Tafel zu unterstützen.

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Anne-Frank-Gymnasium:Auf den Spuren des berühmten Mädchens

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Quelle: Peter Bauersachs

Das Anne-Frank-Gymnasium heißt nicht einfach nur so - es vermittelt auch eben jene Werte, die man sich von dem Namen verspricht, weil man sie mit der Person verbindet. Gezielt gegen Rassismus und die Ausgrenzung von Minderheiten anzukämpfen, dazu fühlt sich die Schule verpflichtet. "Das ist unsere Verantwortung gegenüber dem Schulnamen", sagt Helma Wenzl. Sie ist die Direktorin der Realschule. Um die Werte kindgerecht zu vermitteln, würden von der Schule etwa Anne-Frank-Botschafter ausgebildet. Die sollen das Wissen über das jüdische deutsche Mädchen weitergeben. Regelmäßig veranstalte die Schule beispielsweise einen Anti-Rassismus Tag. Dann sprechen Zeitzeugen darüber, was sie im Dritten Reich erlebt haben und wie sie mit dieser Erinnerung umgehen.

Doch die Schüler sollen nicht nur zuhören, die Schule legt wert darauf, dass sie selbst aktiv werden: In einer anderen Aktion überlegen sich die Jungen und Mädchen ein Theaterstück zum Thema Rassismus, das sie gemeinsam aufführen. Hierbei unterstützen sie Mitarbeiter der Augsburger Puppenkiste.

Damit das Bewusstsein der Schüler nicht nur an einzelnen Tagen geschärft wird, sondern sie das ganze Schuljahr über für den guten Umgang miteinander sensibilisiert sind, werden Mediatoren, Tutoren und Schulsanitäter ausgebildet. "Die älteren Schüler sollen für die jüngeren da sein und ihnen helfen", sagt Wenzl. Die Mediatoren sollen die kleineres Streit auf dem Pausenhof schlichten, Tutoren die Fünftklässler in den Schulalltag begleiten. Schulsanitäter sind in der Pflicht, wenn Lehrer oder Schüler erkranken. Sanitäter dürfen sich Schüler nennen, die einen Erste Hilfe Kurs und zehn Unterrichtseinheiten für den Schulsanitätsdiensts absolviert haben.

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Korbinian-Aigner-Gymnasium:Dem Universum ganz nah

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Quelle: Peter Bauersachs

Für die besonders an Naturwissenschaft interessierten Schüler gibt es sogar einen Astronomie Kurs. An diesem Kurs können alle teilnehmen, die an der Astronomie interessiert sind. "Auch aus den anderen Schulen kommen jedes Jahr wieder begeisterte Schüler", sagt der Kursleiter Markus Jaksch. Jedes Jahr gibt es ein neues Projektthema. Das letzte behandelte die Planetenentwicklung. "Wir berechnen zum Beispiel die Entfernungen im Universum. Denn das Leuchten der Sterne versteht nur der, der auch versteht, wie die Sterne entstehen", sagt Jaksch. Weil auch Schüler der anderen Schulen teilnehmen können, gibt es keine Prüfung. Dafür eine nette Abschlussveranstaltung. Der Kurs startet dieses Jahr in die vierte Runde. Neben astronomischen Höhen hat das Gymnasium auch einen irdischen Schwerpunkt: einen eigenen Bildungszweig für Kinder, die musikalisch gefördert werden wollen. "Das ist bei uns ein ausgeprägtes Lernfeld", sagt Andrea Hafner. Sie ist die stellvertretende Schulleiterin.

Schlagen die Schüler diesen Weg ein, müssen sie jedes Halbjahr zusätzlich zu den schriftlichen und mündlichen Prüfungen auch ein Klassenvorsingen meistern. Daneben werden pro Halbjahr auch praktische Prüfungen durchgeführt, wie ein Klassenvorspiel mit einem Wahlstück und ein Vorspiel vor einem Instrumentallehrer mit einem Pflichtstück. Damit eine solide "klassische" Ausbildung am Instrument gewährleistet ist, dürfen die beiden Vorspielstücke nicht aus derselben Epoche gewählt werden. Es werden regelmäßig Konzerte veranstaltet, damit die Schüler ihre erarbeiteten Musikstücke sowohl solistisch, als auch in kleinen Ensembles oder dem großen Orchester vortragen können. Neben der Montagskonzertreihe gibt es auch ein Solisten-, Frühjahrs-, Sommer- und Adventskonzert.

© sz.de/kbl
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