SZ-Adventskalender:Mama muss sparen, auch bei den Weihnachtsgeschenken

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Nicht alle Kinder im Landkreis Erding haben die gleichen Chancen. Wenn die Eltern psychisch erkrankt sind, dann ist zuhause auch das Geld knapp

Von Regina Bluhme, Erding

Die meisten Kinder können Weihnachten kaum mehr erwarten. Welche Geschenke vom Wunschzettel werden es unter den Christbaum schaffen? Alle Kinder sollten sich auf Weihnachten freuen, denn alle haben das gleich Recht auf Bildung, Freizeit und Spiel. Doch die Realität im doch so reichen Landkreis Erding sieht anders aus. Nicht jeder Bub und nicht jedes Mädchen hat die gleichen Chance, weil es an Geld fehlt oder weil es Schwierigkeiten in der Familie gibt. Brigitte Fischer von der Sozialen Beratung und Alfons Kühnstetter von den Sozialpsychiatrischen Diensten der Caritas Erding wissen, dass viele Kinderwünsche nicht erfüllt werden können. Und das nicht nur zu Weihnachten.

Von wegen Chancengleichheit. Brigitte Fischer schildert "ein fiktives Beispiel, wie es aber jeden Tag vorkommt". Eine Mutter, alleinerziehend, zwei Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren, der Vater ist weiter weggezogen, weil er in Erding keine bezahlbare Wohnung gefunden hat. Unterhalt zahlt er nicht, die Frau ist auf den Unterhaltsvorschuss vom Jugendamt angewiesen. Die Frau arbeitet 30 Stunden die Woche, die Wohnung ist winzig, die Kinder teilen sich ein Zimmer, die Mutter schläft auf der Couch - und doch reicht das Geld wegen der hohen Miete nicht zum Leben, sie ist zudem auf Mittel des Arbeitslosengelds II und des Jobcenters angewiesen. "Das Geld ist sehr knapp und so können Wünsche der Kinder oft nicht erfüllt werden", sagt Brigitte Fischer. Es geht dabei nicht einmal um Spielsachen. "Die Mutter investiert nur in neue Schuhe, weil für alles andere kein Geld mehr übrig ist." Die große Tochter bräuchte dringend einen Schreibtisch, um in Ruhe lernen zu können, doch das ist finanziell einfach nicht möglich. "Ausflüge wie Wild- oder Tierpark sind so gut wie nie drin." Die Kinder würden so gerne reiten, doch diese Bitte muss die Mutter immer wieder abschlagen. "Die Mutter ist oft traurig, dass sie trotz Arbeit ihren Kindern nicht das bieten kann, was für viele Kinder in unserem Landkreis selbstverständlich erscheint."

Manchmal geht es noch um viel mehr als um unerfüllte Wünsche. Manchmal werden Kinder durch eine Erkrankung von Vater oder Mutter, sei es eine Depression oder eine Angststörung, in eine Rolle gedrängt, "die überhaupt nicht altersgemäß ist", sagt Alfons Kühnstetter. Mit der Chancengleichheit ist es für Kinder vorbei, wenn Mutter oder Vater antriebslos sind, nicht mehr den Haushalt führen oder das Haus nicht verlassen können, wenn sie niemand am Morgen rechtzeitig weckt und sie bei den Hausaufgaben so betreut, wie es die Schule fordert. Sieben- und Achtjährige, die dann in eine Helferrolle geraten und mit Aufgaben betreut werden, seien überfordert. Wenn die krankhafte Phase länger andauere, dann werde natürlich nach Unterstützungsmöglichkeiten für die Familien gesucht, so Kühnstetter.

Gerade psychisch Kranke mit chronischen Leiden haben es im Berufsleben schwer, ergänzt der Leiter der Sozialpsychiatirschen Dienste. Oft können diese Menschen keine Vollzeit stemmen, manchmal ist es ihnen auch gar nicht möglich, zu arbeiten. Dann heißt es sparen. Bei der Kleidung zum Beispiel, aber den Eltern sei es wichtig, dass der Sohn oder die Tochter im Kindergarten oder in der Schule "keine Sonderstellung haben". Das richtige Outfit sei mittlerweile schon im Kindergarten ein Thema.

Leben die Kinder eines chronisch psychisch Kranken beim Ex-Partner oder in einer Pflegefamilie, kommt ein weiteres Problem dazu: Manche Eltern können kaum die Bahnfahrt zu den Kindern bezahlen. Wie Frau D. aus dem Landkreis Erding, die von den Sozialpsychiatrischen Diensten betreut wird. Die 43-Jährige ist psychisch sehr belastet. Ihre beiden Kinder leben beim Ex-Partner in Nürnberg. Die Zugfahrten zu den Kindern kann sie sich nur selten leisten. Dabei sei "der Kontakt für die Kinder, aber auch für sie selbst sehr wichtig", betont Alfons Kühnstetter. Damit die 43-Jährige im kommenden Jahr die Kinder öfter besuchen kann, wäre ihr mit einem Zuschuss für die Bahnkarten sehr geholfen.

Auch eine kaputte Waschmaschine, abgenutzte Kleidung oder ein gebrochener Lattenrost stellten die Menschen vor großes Probleme und setzten die ohnehin Angeschlagenen sehr unter Druck, erklärt Kühnstetter. Trotz der psychischen Erkrankung reflektierten Eltern dabei sehr klar, "was für ihre Kinder notwendig ist und was sie alles nicht schaffen". Immer wieder äußerten sie Schamgefühle und Selbstvorwürfe, so Kühnstetter. Der SZ-Adventskalender der guten Werke möchte mit Spenden der Leser die Familien finanziell zu unterstützten. Alles, was ein bisschen den Druck nimmt, hilft. Vor allem auch den Kindern.

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