SZ-Adventskalender:Wenn man sein Kind nicht mehr erreichen kann

SZ-Adventskalender: Immer mehr Kinder und Jugendliche haben seelische Probleme.

Immer mehr Kinder und Jugendliche haben seelische Probleme.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Die Familienhilfe Easy Contact des Vereins Condrobs berät Eltern in schwierigen Situationen. Das Mitarbeiterteam unterstützt Kinder und Jugendliche in Lebenskrisen. Wie zum Beispiel Sonja. Ihre Geschichte macht Mut.

Von Regina Bluhme, Erding

Sie will Sonja heißen. Diesen Namen hat sich die junge Frau, die in Wirklichkeit anders heißt, für den Artikel ausgesucht. Es geht um ihre Geschichte. Es ist eine Geschichte, die traurig und voller Probleme beginnt, die aber auch Mut macht. Dass die heute 18-Jährige es geschafft hat, den Schulabschluss zu machen und in der Ausbildung zu bestehen, hat sehr viel mit der Arbeit von Easy Contact vom Verein Condrobs Ambulante Erziehungshilfe aus Taufkirchen/Vils zu tun. Die Mitarbeiterteam berät und begleitet Familien zu Hause, unterstützt sie in Fragen der Erziehung oder Bewältigung des Alltags, hilft jungen Menschen in Lebenskrisen. Der SZ-Adventskalender will die Arbeit von Condrobs unterstützen.

Mit Einverständnis von Sonja erzählt Cornelia Anderson, die Leiterin von Easy Family, deren Geschichte. Vor etwa zweieinhalb Jahren hat sich bei Condrobs das Jugendamt Erding gemeldet. Eine Familie aus dem Landkreis wusste mit ihrer Tochter nicht mehr aus noch ein. Es war über einen längeren Zeitraum einiges zusammen gekommen. Mit 14 Jahren hat Sonja sich einmal das Auto der Eltern "ausgeliehen", sie zeigte zunehmend depressive Tendenzen, verletzte sich selbst und weigerte sich schließlich, in die Schule zu gehen. Es gab Phasen, da kam sie tagelang nicht aus ihrem Zimmer. Alkohol und Cannabis spielten auch eine Rolle. Die Eltern waren hilflos, erreichten ihr Kind nicht mehr.

Mit dem Hausbesuch bei Sonjas Familie war der erste Schritt gemacht

Nach einem sechsmonatigen stationären Aufenthalt von Sonja, begann das Mitarbeiterteam von Easy Family mit ihren Hausbesuchen bei der Familie. Der erste Schritt war gemacht. "Zunächst gilt es immer Vertrauen aufzubauen, bei Eltern und auch den Kindern", erklärt Cornelia Anderson. Wichtig sei, so wie im Fall von Sonja, den Jugendlichen zu zeigen, "hier ist jemand, der dich ernst nimmt, der dir auf Augenhöhe begegnet".

"Wir haben versucht, gemeinsam eine Lösung zu finden, wie es mit dem Unterricht klappen könnte", so Anderson. Easy Family wandte sich an die Schulsozialarbeit und die Schulleitung und es konnte eine Einzelfalllösung erreicht werden, die eine externe Anbindung an den Schulunterricht ermöglichte. "Sie hat dann tatsächlich ihren Schulabschluss geschafft, und das mit einem guten Schnitt", erzählt Anderson. Und dann hat Sonja auch eine Ausbildungsstelle gefunden, die ihr Spaß macht, bei der sie merkt: Ich kann was. Erst kürzlich habe der Abteilungsleiter gesagt, dass Sonja eine seiner besten Azubis sei, fügt sie hinzu und man merkt ihr an, wie sehr sie sich über Sonjas Erfolg freut.

Der Weg bleibt steinig, aber sie weiß jetzt, wohin sie sich in einer Krise wenden kann

Der Weg von Sonja bleibt weiterhin steinig. Doch wenn ab und zu ein Tiefpunkt kommt, dann sucht sie jetzt von sich aus Hilfe. "Sie meldet sich uns und weiß, hier findet sie jemand, mit dem sie reden kann." Lange tat sich Sonja aber auch schwer, gleichaltrige Freunde zu finden. Ein großer Schritt war für die junge Frau die Teilnahme an den Freizeitmaßnahmen und Ausflügen, die Condrobs organisiert. "Hier hat Sonja Gleichaltrige kennengelernt mit ähnlichen Problemen. Sie hat es geschafft, Freundschaften zu schließen und sich ein Netzwerk aufzubauen."

Zwischen 15 bis 20 Familien betreut Easy Contact im Landkreis Erding. Die drei (ab Januar vier) Mitarbeitenden unterstützen Familien, die vom Jugendamt vermittelt werden, und suchen diese zwei bis dreimal in der Woche zuhause auf. Easy Contact helfe bedürftigen Familien, schnell und unkompliziert bei aktuellen Problemen, aber auch bei lange andauernden Konflikten und Schwierigkeiten, die die Betroffenen nicht mehr alleine bewältigen können, erklärt Anderson.

Viele Kinder müssen erst wieder lernen auf Gleichaltrige zuzugehen

Angesichts der steigenden Energiepreise habe sich die Situation der betreuten Familien verschlechtert. Um so wichtiger sei es, mit den Eltern alle Anträge durchzugehen für Unterstützung, "viele wissen gar nicht, welche Möglichkeit es gibt, oder wie sei die Antragsbögen ausfüllen müssen", so Cornelia Anderson. Das Mitarbeiterteam vermittelt auch Kontakte zu verschiedenen Ämtern oder spricht mit der Kita oder Schule.

"Häufig stellen wir fest, dass die vermittelten Familien nicht genügend Geld haben, um Freizeit miteinander zu verbringen, viele beziehen Hartz 4", erklärt Cornelia Anderson. Deshalb sei es Condrobs ein großes Anliegen, Freizeitangebote auf die Beine zu stellen. Um den bedürftigen Familie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, denn auch ein Ausflug in den Zoo ist für viele finanziell nicht drin. Bei den Ausflügen wird aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Familie oder einer Gruppe Gleichaltriger gestärkt. Das ist heute wichtiger denn je, denn es stelle sich jetzt heraus, dass viele Kinder nach dem Corona-bedingten Isolation "oft gar nicht mehr wissen, wie sie auf andere Kinder zu gehen sollen".

Mit den Spendengeldern können Fahrtkosten und Verpflegung finanziert werden

Condrobs würde für Familien, für die Kinder und Jugendlichen, gerne Freizeiten ermöglichen, zum Beispiel Ausflüge in den Freizeitpark Poing, in den Olympiaparkt München oder zu einem Klettergarten. "Wir bitten sehr herzlich um Ihre Unterstützung", schreibt Cornelia Anderson. Mit Spendengeldern aus dem SZ-Adventskalender könnte der Verein Fahrtkosten, Verpflegung und Eintrittskosten finanzieren. "Über Ihre Hilfe wären wir sehr dankbar", sagt Anderson. Der SZ-Adventskalender will Familien, Kindern und Jugendlichen, eine Auszeit ermöglichen.

So können Sie spenden

Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.

Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 600700

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