Strukturausschuss:Heftige Kritik an MVV-Tarifreform

Strukturausschuss: Busfahren wird im Landkreis Erding deutlich teurer, wenn die MVV-Tarifreform greift. Auch Seniorenkarten und U 21-Karten sind stark betroffen.

Busfahren wird im Landkreis Erding deutlich teurer, wenn die MVV-Tarifreform greift. Auch Seniorenkarten und U 21-Karten sind stark betroffen.

(Foto: Renate Schmidt)

Obwohl sich der Landkreis mit zusätzlich 700 000 Euro jährlich daran finanziell beteiligen soll, wird es für Senioren, junge Leute und vor allem im östlichen Landkreis zehn bis 25 Prozent teurer

Von Thomas Daller, Landkreis

Der Struktur-, Verkehr und Umweltausschuss des Landkreises hat sich in der Sitzung am Montag mit der Strukturreform des MVV zum Juni 2019 befasst. Angesichts der Tatsache, dass sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in die umstrittene Debatte eingeschaltet hat und erst Anfang Oktober neue Vorschläge unterbreiten will, wurde der Beschluss dazu von der Tagesordnung genommen. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) und die Ausschussmitglieder machten jedoch sehr deutlich, dass es auch aus ihrer Sicht massive Kritikpunkte gibt.

Vor allem die Linienbusfahrten im Landkreis Erding würden zwischen 10 und 25 Prozent teuerer werden, hatte die Verwaltung anhand von Beispielen im Landkreis Erding vorgerechnet. So würde man für einen Fahrpreis mit Tageskarte, die derzeit 6,70 Euro koste, künftig 7,90 Euro zahlen. Auch die Fahrpreise mit dem Seniorenticket von vielen Landkreiskommunen würden deutlich teurer werden. Beispielsweise von Dorfen von derzeit 69,10 Euro auf 89,40 Euro. Die gleiche Preissteigerung würde auch St. Wolfgang oder Taufkirchen betreffen. Lediglich die Fahrpreise mit der Isar- beziehungsweise Abocard würden in mehreren Fällen günstiger werden, allerdings wieder nicht in den größeren Gemeinden im östlichen Landkreis: Für Taufkirchener, Dorfener oder St. Wolfganger würde sich auch dieses Angebot verteuern. "Es werden diejenigen bestraft, die weiter weg von München sind", sagte Bayerstorfer zum anwesenden Vertreter des MVV, Norbert Specht.

Die größten prozentualen Steigerungen ergäben sich bei den Senioren und bei den U 21-Karten. "Das schlägt richtig durch", sagte Bayerstorfer. "Ist dass das richtige Signal für die Senioren und an die Jungen: bei euch wird's teurer?"

Hinzu komme, dass der Landkreis zu den Millionen, die er bereits an den MVV zahle, im Rahmen der Tarifreform weitere 700 000 Euro zahlen soll. Bei dieser Ausgangslage erwarte man Vergünstigungen und nicht Preissteigerungen für Senioren und Junge. "Wir vergünstigen bei Hartz IV-Empfängern durch die Einführung der Sozialcard", sagte der Landrat. Aber er halte es für den falschen Ansatz, dies von den Senioren und jungen Leute bezahlen zu lassen.

Ulla Diekmann (SPD) sprach von einem "fatalen Signal", gerade weil Senioren die Busse häufig nutzen würden. Außerdem sei der östliche Landkreis "massiv betroffen". Dabei wolle man ja ein Umdenken, einen Wechsel zum MVV. Ausschussmitglied Franz Hofstetter (CSU), Bürgermeister von Taufkirchen, pflichtete bei: "Bei uns auf dem Land saufen wir im Verkehr ab."

Michael Oberhofer (CSU) wies auf die sechs Kriterien in der Tischvorlage hin, bei denen die Teuerungen als rote Zahlen und günstigere Tarife grün gedruckt waren. Für die Dorfener, Taufkirchener oder Wolfganger seien fünf dieser sechs Kriterien rot. Allein in den genannten Gemeinden gebe es 25 000 Bürger, die von diesen Verschlechterungen betroffen seien. Er lehne es ab, sich hinzustellen und diese Tarifreform bei den Bürgern auch noch zu verteidigen.

Specht entgegnete, nicht die jungen Leute und Senioren würden die Sozialcard finanzieren, sondern der Grundpreis steige insgesamt an und davon seien auch die Senioren und Studenten betroffen. Die Sozialcard sei ein "schwieriger politischer Kompromiss" gewesen und nicht die Intention des MVV. Man müsse nun abwarten, ob sich der Freistaat mit Mitteln an dem Projekt beteilige und welche Nachbesserungen es geben werde.

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