Strittiges Projekt:Unternehmer fremdeln mit FMG-Plan

Neuer und alter Umlandbeauftragter der FMG

Der Umlandbeauftragte Jochen Flinner bietet den Handwerkern aus Erding Gespräche an.

(Foto: Alex Tino Friedel)

Geschäftsführer des Lab Campus stand bei Frühstück Rede und Antwort

Von Katharina Kausche, Erding

Nicht nur im Kreistag, auch bei Erdinger Unternehmen bietet das Projekt Lab Campus von der Flughafen München GmbH (FMG) Diskussionsstoff. Beim fünften Unternehmerfrühstück der CSU-Landtagsabgeordneten und ehemaligen bayerichen Umweltministerin Ulrike Scharf ist das am Freitag deutlich geworden. "Vernetzen, austauschen und informieren, dafür treffen wir uns", sagte Scharf. "Gerade bei einem aus Erdinger Sicht eher kritisch gesehenen Projekt ist das wichtig." Zum Informieren hatte Scharf den Geschäftsführer der Lab Campus GmbH eingeladen. Marc Wagener stellte den umstrittenen Plan vor.

Im Nordwesten des Flughafens soll eine Art Ideensammelplatz nach dem Vorbild des nordamerikanischen Silicon-Valley entstehen. Insgesamt plant die FMG mit einer Gesamtfläche von fünfzig Hektar. Die ersten beiden Gebäude sollen schon im Jahr 2021 bezugsfertig sein. Wie viele Gebäude letztendlich entstehen sollen, ist noch unklar. "Wir reagieren da auf die Nachfrage von Unternehmen", sagte Wagener.

Der Grund für die Notwendigkeit eines solchen Campus sei "natürlich" die Globalisierung, fügte er an. "Die Innovationswelt, in der wir leben, entwickelt sich ständig weiter." Um im Wettbewerb zu bestehen und neue Trends zu erkennen, müsse man zusammenarbeiten. "Niemand kann die Herausforderungen alleine bewältigen." Der Lab Campus "soll einen Ort dafür schaffen und Menschen von Angesicht zu Angesicht zusammenbringen". Start-ups, Großunternehmer und mittelständische Betriebe könnten sich auf dem Campus gegenseitig unterstützen. Mit dem Standort Flughafen München gebe es außerdem die "tolle Möglichkeit der direkten Rückmeldung zu Produkten". An den Terminals sollen Test-Labs entstehen, in denen Unternehmer ihre Prototypen den 150 000 Reisenden pro Tagvorstellen können.

Die Erdinger Unternehmer beschäftigte vor allem die Frage, ob die Region noch mehr Wachstum verkraften kann. "Wir ersticken schon jetzt am Verkehr, die Lärmbelastung ist enorm und Wohnungen fehlen", sagte Joachim Sommer , Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Erding - Dorfen. "Wirtschaftlich gesehen kann ich die Idee absolut nachvollziehen, aber als Erdinger Bürger frage ich mich, warum ich da mit großen Hurra hinterherlaufen soll." Mehr Unternehmen und mehr Arbeitsplätze würden die "aktuellen Defizite nur verschärfen". Er bitte darum, "die Realität der Menschen in unserer Region wahrzunehmen." Nicht nur in München, auch in Erding herrsche schon jetzt Wohnungsknappheit: "Wo sollen die Menschen, die auf dem Lab Campus arbeiten, denn leben?" Robert Decker ist anderer Meinung. "Ich kann es nur begrüßen, so ein Projekt zu verwirklichen", sagte der Geschäftsführer von Immobilien Decker. "Wenn nicht hier, wo dann."

Gabriele Wildgruber fragte nach dem Mehrwert für das Handwerk in der Region. Die Prokuristin des Unternehmens Sanitär- und Heizung Wildgruber wünsche sich, dass regionale Unternehmen miteinbezogen werden. "Wenn Sie hier Akzeptanz wollen, dann sollten Sie darüber nachdenken", empfahl sie Wagener und Jochen Flinner, Leiter des Regionalbüros der FMG. Flinner versicherte Wildgruber, dass es "schon öfter Ausschreibungen mit kleinen Losen für regionale Betriebe gegeben hat". Darauf habe sich aber kaum jemand beworben. Das liege wohl auch an dem hohen Aufwand einer solchen Bewerbung. "Wenn Sie und andere Handwerksbetriebe Interesse an einem Treffen dazu hätten, spreche ich mit den Kreishandwerksmeistern der Region", bot Flinner an. Für die ersten beiden Gebäude auf dem Lab Campus wird das allerdings nichts mehr. Hier sei man schon im "finalen Vergabeverfahren".

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