Straßenbau:Wie die B 15 neu die Gemüter erhitzt

Straßenbau: Vor einem Jahr war die Ausgangslage für den Protest gegen die B 15 im Landkreis geradezu überschaubar einfach.

Vor einem Jahr war die Ausgangslage für den Protest gegen die B 15 im Landkreis geradezu überschaubar einfach.

(Foto: oh)
  • Zwei Bürgerinitiativen befassen sich mit dem Bau der Bundesstraße B 15 neu.
  • Obwohl ihre Namen auf ähnliche Anliegen schließen lassen, sind die Meinungen der Mitglieder komplett gegensätzlich.
  • Die einen wollen den Bau verhindern, die anderen wollen eine andere Trasse als die bislang vorgesehene.

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Namen der Bürgerinitiativen "Stopp B 15 neu" und "Keine B 15 neu im Landkreis Erding" klingen ziemlich ähnlich. Inhaltlich vertreten die Initiativen jedoch sehr verschiedene Ansichten. Die einen halten eine B 15 neu, egal wo, für komplett falsch, die anderen fordern ihren Bau vehement, aber auf keinen Fall im Landkreis Erding.

Eines eint die beiden Initiativen dennoch: Die tiefe Unzufriedenheit mit dem, was im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans 2030 zur Bundesstraße B 15 neu steht und für den östlichen Landkreis Erding wenig erfreulich ist.

Nach dem aktuellen Stand stellt sich die Situation so dar: Die Städte Landshut und Rosenheim bekommen in den kommenden Jahren B 15-Ortsumgehungen. Die Westtangente Rosenheim kommt definitiv, das erste Stück ist bereits eröffnet, die weiteren Abschnitte sind vom Bundesverkehrsministerium "fest disponiert". Eine Ostumgehung von Landshut ist als Projekt des "vordringlichen Bedarfs" qualifiziert. Das heißt, die Umgehung von Landshut soll bis 2030 realisiert werden.

Die Aussagen zum langen Stück zwischen Landshut und Rosenheim sind hingegen maximal offen, wie ein Blick in das sogenannte "Projektdossier" des Bundesverkehrsministeriums deutlich macht. Dort ist lediglich ein "fiktiver Trassenverlauf", eine kerzengerade Linie zwischen Landshut und Rosenheim, dargestellt, da "dem Ergebnis der vor Ort noch offenen Variantendiskussion nicht vorgegriffen werden soll". Weil das Ganze im "weiteren Bedarf" steht, ist die Realisierung in den kommenden 14 Jahren aber faktisch ausgeschlossen.

Argumente sollen zu Änderungen führen

Bis zum 2. Mai können Bürger, Kommunen und Verbände gegen alle Projekte, die im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans 2030 enthalten sind, Einwände erheben. Die beiden B 15 neu-Bürgerinitiativen setzten jeweils Hoffnungen darauf, dass ihre Argumente zu Änderungen führen. Denn nur darin ist man sich einig: So wie es jetzt drin steht, wären die Menschen in Taufkirchen, Dorfen und Sankt Wolfgang die Verlierer.

Beim Info- und Diskussionsabend von "Stopp B 15 neu" am Dienstagabend in Dorfen legte die Grünen-Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger aus Landshut ihre Sicht der Dinge dar. Das Grundübel sei die Ostumfahrung von Landshut. Durch sie werde der Ausbau der bestehenden B 15 durch den Landkreis Erding gleichsam programmiert. Denn die Planer hätten dann kaum noch Veranlassung, eine wirklich neue Bundesstraße zu bauen.

Der Dorfener SPD-Stadtrat Heiner Müller-Ermann vertrat dieselbe Ansicht: "Wenn der Ring geschlossen ist, ist das der Beweis, dass die Planer schon wissen, dass sie auf der bestehenden B 15 weiter machen." Alles andere sei eine "Illusion". Steinberger sagte, selbst wenn man sich für den Bau einer B 15 neu entscheiden würde, wüsste heute niemand zu sagen, auf welcher Strecke. Die schlichte Forderung, sie müsste natürlich auf der alten raumgeordneten Trasse gebaut werden, gehe längst ins Leere.

Ungewisser Ausgang eines neuen Verfahrens

Auf Nachfrage bei der Autobahndirektion habe man ihr versichert, dass es "diese Trasse nicht mehr gibt". Es müsse also ein eigentlich ein neues Raumordnungsverfahren geben, dessen Ausgang jedoch ungewiss und risikoreich sei. Als Ergebnis könnte auch eine Trasse durch den Landkreis Erding herauskommen. Deshalb sei die richtige Schlussfolgerung: Um eine B 15 neu im Landkreis abzuwenden, müsse zunächst die Ostumgehung von Landshut verhindert werden.

Vertreter der Bürgerinitiative "Keine B 15 neu im Landkreis Erding" - die am Samstag, 9. April, 11 Uhr zu ihrer Infoveranstaltung im Gasthaus Huber in Landersdorf lädt -, stellten in der Diskussion mit der "Stopp B 15 eu"-Initiative ihre deutlich konträreren Ansichten dar. Sie halten es für illusorisch, dass sich der Bau einer Landshuter Ostumgehung noch verhindern lasse. Weil man aber eine Umfahrung von Landshut schon als gegeben annehmen müsse, gebe es nur eine Möglichkeit, Schlimmeres vom Landkreis Erding abzuwenden: Den Bau einer B 15 neu weiter im Osten, durch die Landkreise Landshut und Mühldorf.

Der Dorfener Sepp Berger sagte, es müsse ja keine autobahnähnliche Straße werden, sondern nur eine "ganz normale Bundesstraße". Das wäre eine faire Lösung. So würde sich der Nord-Süd-Verkehr auf eine B 15 neu und auf die bestehende B 15 aufteilen. Die richtige Schlussfolgerung laute deshalb aber, mit Einwendungen darauf hinzuwirken, dass eine B 15 neu in den "vordringlichen Bedarf" hochgestuft wird.

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