Süddeutsche Zeitung

Straßenbau:Tektur für Nordumfahrung beschlossen

Staatliches Bauamt steht wegen Verzögerungen in der Kritik: Planfeststellung nach fünf Jahren noch nicht abzusehen

Von Thomas Daller, Landkreis

Neun Kilometer Länge, sieben Knotenpunkte, neun Brücken und 34,8 Hektar Fläche: Das sind die Eckdaten der Nordumfahrung Erding, wenn sie realisiert ist. Das dauert jedoch seine Zeit. 2014 sind die Unterlagen eingereicht worden, seit fünf Jahren wartet der Landkreis auf den Planfeststellungsbeschluss. Als Vertreter des Staatlichen Bauamts Freising nun im Strukturausschuss des Landkreises die Tektur der Nordumfahrung vorstellten, mussten sie sich heftige Vorwürfe anhören, warum das Projekt so zäh voranschreite. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) sagte, sogar die Planfeststellung der dritten Startbahn sei schneller erfolgt als diese Straßenbaumaßnahme. Robert Braun, der beim Staatlichen Bauamt federführend für das Projekt zuständig ist, räumte Versäumnisse ein: Die Tektur hätte man vorziehen können. Die Frage, wie lange es noch dauern werde, konnte er nicht beantworten: "Ich bin kein Hellseher, ich kann keine Zahl nennen."

Im Rahmen der Tektur hatten die Planer einen neuen Variantenvergleich mit den sogenannten Fliegerhorsttrassen anstellen müssen, weil das Argument, sie widersprächen den Planungsabsichten der Stadt Erding, der Regierung von Oberbayern zu dürftig erschien. Erst in Kombination mit der Aussage, die Nordumfahrung auf der Trasse Süd 2 sei auch deutlich kürzer und reduziere die Fahrzeit, wurde das Argument als schlüssig akzeptiert.

Darüber hinaus wurden im Rahmen der Tektur auch drei Knotenpunkte umgeplant: der Anschluss an die FTO, an die Staatsstraße 2331 sowie an die B 388. Bei der FTO wurden die Aus- und Einfädelstreifen von 150 auf 250 Meter verlängert, damit sie insbesondere im Berufsverkehr ausreichend Platz bieten könnten. Beim Anschluss an die Staatsstraße 2331 hatte man errechnet, dass ein Bypass ausreichend sei; vorher waren drei geplant. Und beim Anschluss der Nordumfahrung an die B 388 bei Unterstrogn war die Anregung des Landkreises aufgegriffen worden, die Umfahrung in einen Kreisverkehr münden zu lassen.

Ebenfalls Teil der Tektur waren Verbesserungen im landwirtschaftlichen Wegenetz, die im Rahmen der Einwendungen gefordert wurden. Dabei wurden mehrere landwirtschaftliche Wege geringfügig verschoben oder breiter geplant.

Ferner hatte der Landkreis immer den Standpunkt vertreten, man müsse bei den Ausgleichsflächen berücksichtigen, dass der Erdinger Ringschluss und die Nordumfahrung im gleichen Korridor verlaufen. Einen Korridor bei zwei Projekten zweimal auszugleichen, sei ein falscher rechnerischer Ansatz. Das Bauamt teilt diesen Standpunkt mittlerweile. Dadurch verringert sich der Bedarf an Ausgleichsfläche von ursprünglich 37 Hektar auf 33 Hektar in der Tektur. Diese Ausgleichsflächen wurden planerisch auch teilweise verlegt, zwei Flächen mit jeweils zehn Hektar liegen in der Rosenau. Außerdem befinden sich 87 Prozent der Ausgleichsflächen im Eigentum des Landkreises Erding.

Robert Braun warb zudem um Verständnis für die Verzögerungen: Die Tektur wäre seines Erachtens ohnehin erforderlich gewesen. Dadurch, dass man sie vorgezogen habe, könne man sich eventuell sogar etwas Zeit sparen. Landrat Bayerstorfer war davon nicht so recht überzeugt und kritisierte, dass die Einwender bis heute keine Nachricht bekommen hätten, wie ihre Argumente gewichtet würden.

Die Tektur wurde jedoch mit zwei Gegenstimmen angenommen: Das Staatliche Bauamt wurde beauftragt, die Planunterlagen wie besprochen zu ändern und bei der Regierung für die Planfeststellung einzureichen.

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Quelle:
SZ vom 10.07.2019
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