Straßenausbau:Rückzug aus der Verantwortung

Landkreis bietet an, Lindenallee zur Gemeindeverbindungsstraße umzuwidmen

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg/Kirchberg

Eine neue Richtung hat der Streit um den Erhalt der historischen Lindenallee zwischen Wartenberg und Kirchberg eingeschlagen. In einer Pressemitteilung des Landratsamtes heißt es, man überlege, die Lindenallee von einer Kreisstraße zu einer Gemeindeverbindungsstraße umzuwidmen, "damit die entsprechenden Nachpflanzungen für erkrankte Bäume auch in einem geringeren Abstand zu Fahrbahn durchgeführt werden können". Alternativ werde mit den Anliegern über den Verkauf von Grundstücken verhandelt, um darauf neue Bäume zu pflanzen. Die Gemeinde Kirchberg könnte daraufhin eigenständig bei der Allee handeln und sei nicht an dem Mindestabstand von 4,50 Meter von Bäumen zur Fahrbahn gebunden.

Für Manfred Drobny, dem Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz, der eine Petition an den Landtag zum Erhalt der Alleen im Landkreis gestartet hatte, ist die Überlegung überflüssig, da auch der Landkreis nicht an den Mindestabstand gebunden sei, da es sich um eine Kann-Regelung handle. Das Landratsamt sieht dies anders: "Die Anwendung der Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäume (ESAB 2006) wird den Gemeinden seitens der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr nicht vorgeschrieben sondern lediglich empfohlen. Für eine Kreisstraße ist jedoch nach Information des Staatlichen Bauamts ein Mindestabstand von 4,50 Meter zur Fahrbahn zwingend erforderlich". Drobny sieht in der Umwidmung aber ein Gutes: "Es wäre schön, wenn sich der Landkreis aus der Verantwortung ziehen würde, weil er bisher nicht bekannt als Freund von Alleen ist".

Was Landrat Martin Bayerstorfer anders sieht: "Mir ist sehr am Erhalt der Lindenallee gelegen. Gemeinsam mit den Grundstückseigentümern und den betroffenen Bürgermeistern können wir uns für Bewahrung dieses einzigartigen Naturdenkmals einsetzen und es für die Nachwelt erhalten."

Vor allem Kirchbergs Bürgermeister Hans Grandinger ist jetzt gefordert, da die Gemeinde die für die Bäume notwendigen Grundstücke erwerben müsste. Zudem gibt es die Überlegung, parallel zur Lindenallee 100 Meter weiter südlich auf der Basis bestehender Wirtschaftswege eine neue Straße zu bauen. Der nötige Grunderwerb und der Bau dieser Straße müssten durch die Gemeinde Kirchberg durchgeführt und finanziert werden, teilt das Landratsamt mit.

Bürgermeister Hans Grandinger ist den Überlegungen durchaus aufgeschlossen, ebenso sein Gemeinderat, der sich in der nächsten Sitzung am 14. März mit dem Thema befassen soll. "Aber das wird alles nicht schnell gehen und ein langwieriger Prozess werden. Vor allem zum Thema Finanzierung müssen noch viele Gespräche geführt werden", kündigt Grandinger an.

Das Landratsamt teilt in seiner Pressemitteilung mit, dass Mitte April eine Anliegerversammlung stattfinden soll, bei der mit den Eigentümern über einen Verkauf von Grundstücken entlang der Lindenallee diskutiert werden soll. Sollten sich die Eigentümer zum Verkauf der entsprechenden Flächen entschließen, könnten darauf Nachpflanzungen für die gefällten Bäume erfolgen.

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