Zum Gedenken an Berta Sewald wird am Mittwoch erstmals in Dorfen ein „Stolperstein“ verlegt. Der Künstler Gunter Demnig hat seit 1992 mehr als 100 000 Stolpersteine verlegt, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Die Gedenksteine sind quadratische Messingplatten, die vor den Wohnhäusern angebracht werden, in denen die Opfer zuletzt freiwillig gelebt haben. Am Dienstagabend gibt Demnig im Dorfener Sparkassensaal eine Einführung in sein Lebensprojekt.
Die 1907 geborene Berta Sewald wohnte als Kind in Dorfen mit ihrer Familie am Unteren Markt. Ab ihrem elften Lebensjahr lebte sie in Fürsorgeanstalten und war zuletzt in Taufkirchen untergebracht. 1941 wurde sie in der NS-Tötungsanstalt Hartheim bei Linz ermordet, weil sie in der nationalsozialistischen Ideologie wegen ihrer kognitiven Beeinträchtigungen als „lebensunwert“ eingestuft worden war.
Als die Geschichtswerkstatt Dorfen sich vor etwa vier Jahren an die Erforschung der NS-Euthanasie auf lokaler Ebene machte, war der Fall von Berta Sewald eine der ersten Entdeckungen. Heidi Oberhofer-Franz recherchierte in Akten, die im Bezirksarchiv Oberbayern lagerten, und sprach mit Angehörigen. Berta Sewalds Schicksal wurde bei einer großen Veranstaltung der Geschichtswerkstatt im Dorfener Kulturzentrum Jakobmayer im Oktober 2022 vorgestellt. Mittlerweile sind die Namen von zwölf NS-Euthanasie-Opfern aus Dorfen bekannt.
Die Dorfener Logopädin Christiana Sewald ist eine Großnichte der Ermordeten. Bis zu den Recherchen der Geschichtswerkstatt war ihr das Leben und der Tod ihrer Großtante Berta unbekannt. Im Familienkreis war nur ganz selten und sehr ungenau von ihr erzählt worden. Christiana Sewald hat zusammen mit ihrer Schwester Susanne Sewald, die als Künstlerin in Köln lebt und arbeitet, die Stolperstein-Verlegung in Dorfen in die Wege geleitet.
Stolperstein für Berta Sewald, Einführung mit Gunter Demnig, Dienstag, 18. Februar, 19.30 Uhr, Sparkassensaal Dorfen; Gedenkfeier und Verlegung, Mittwoch, 19. Februar, 9 Uhr, Unterer Marktplatz 31.