Störche in Erding:Durchhalten

Störche in Erding: Ob sie bleiben werden? Diese beiden Störche hat unsere Fotografin auf einer Wiese an der Erdinger Anton-Bruckner-Straße erwischt.

Ob sie bleiben werden? Diese beiden Störche hat unsere Fotografin auf einer Wiese an der Erdinger Anton-Bruckner-Straße erwischt.

(Foto: Renate Schmidt)

Immer mehr Störche bleiben im Winter in Bayern - auch im Landkreis Erding

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Störche sind eigentlich Zugvögel, die im Winter in wärmere Gegenden fliegen - vornehmlich nach Afrika. Doch immer mehr Weißstörche verzichten nach Beobachtungen von Vogelschützern auf den gefährlichen Flug in ihre Winterquartiere und überwintern in Bayern. Auch im Landkreis Erding wurden schon Exemplare gesichtet. Heimo Kandler aus Wartenberg kam einem sogar bis auf rund zwanzig Meter auf einer Wiese zwischen Wartenberg und Thenn nahe. "Aber das hat ihn gar nicht gestört, der hat sich dort wohl den Bauch vollgefuttert", berichtet Kandler. Der Jungstorch, der in diesem Jahr im Nest auf dem Kamin des Gasthauses Pfanzelt schlüpfte, ist wohl aber nach Süden aufgebrochen. "Ich hab ihn jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen", sagt Norbert Hufschmid-Steinmetz, Vorsitzender des Kreisverbandes Bund Naturschutz, der in unmittelbarer Nähe in Langengeisling wohnt.

Mit mehr als 250 erfassten Vögeln sei heuer der Vorjahresrekord um mehr als 50 übertroffen, teilte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Hilpoltstein mit. Erstmals blieben sogar Jungvögel mit ihren Eltern in Bayern. "Normalerweise fliegen diese vor den Altvögeln ab, im oberfränkischen Michelau ist der Jungvogel aber geblieben", sagt LBV-Storchenexpertin Oda Wieding. Seit Jahren beobachtet der LBV, dass immer mehr Weißstörche in Bayern überwintern. Neben schon länger bekannten Überwinterern im Altmühltal oder im Mindeltal sind dieses Jahr noch mehr neue Winterstörche auch aus dem Großraum München gemeldet worden. Ob ein Jungstorch sich auf den Weg nach Süden macht, hängt offenbar aber auch davon ab, wie sich die Eltern verhalten. Wenn die hier überwinterten, kann es sein, dass er es einfach ausprobiert, wie langer er den Winter in Deutschland durchhält.

Die stetige Zunahme des Phänomens von immer mehr überwinternden Störchen sei aber kein echter Indikator für den Klimawandel, sagt die Storchexpertin Wieding. Das Verhalten der meisten dieser Vögel werde eher durch menschliches Eingreifen beeinflusst. Zuchtstationen in der Schweiz, dem Elsass und Baden-Württemberg würden dies zeigen. Ob ein Storch auf den Vogelflug verzichte, hänge auch stark mit dem örtlichen Nahrungsangebot zusammen. Solange die Vögel nämlich in Feuchtwiesen mit Gräben genügend Mäuse, Würmer und kleine Fische finden, blieben sie den Winter über in Deutschland.

Doch an diesen Wiesen mangele es im Landkreis Erding, sagt der Kreisvorsitzende des Landesbund für Vogelschutz, Sebastian Hupfer. Daran sei auch der starke Maisanbau schuld. Deshalb würden wohl im Landkreis die Störche lieber in wärmere Gegenden aufbrechen. Er habe jedenfalls keine Kenntnis davon, dass hier Störche überwintern würden. Mit möglichen Kälteeinbrüchen komme der überwinternde Storch gut zurecht, sagt die Storchenexpertin. Bei Kälte halte er sich durch Aufplustern seines Gefieders warm. Sollten aber Schnee und Frost plötzlich die Nahrungssuche erschweren, seien Störche notfalls in vier Tagen am Mittelmeer.

Wohin genau in den Süden andere bayerischen Störche gezogen sind, das können Naturfreunde auf einer Karte im Internet live mitverfolgen. Dort finden sie die genauen Zugrouten und Aufenthaltsorte von Jungstörchen, die mit Satellitensendern ausgestattet wurden: www.lbv.de/senderstoerche.

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