Stefan Bauer bei "Jugend musiziert":Volle Konzentration

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Stefan Bauer ist ein Virtuose am Akkordeon. Jetzt fährt er als einziger Erdinger zum Bundesfinale von "Jugend musiziert"

Von Mathias Weber

Bernd Scheumaier, der Leiter der Erdinger Kreismusikschule, hat schon viele musikalisch begabte junge Menschen kommen und gehen sehen. Bei einem, da gerät er aber ins Schwärmen: "Stefan Bauer ist ein herausragender Schüler", sagt er. "Wenn Sie einmal gehört haben, mit welcher Virtuosität er spielt..." Stefan Bauer selbst nimmt solche Komplimente gelassen, wahrscheinlich, weil er sie immer wieder hört. Der 18-Jährige Abiturient aus Unterhofkirchen bei Taufkirchen gilt als großes musikalisches Talent, und zwar obwohl - oder gerade weil - er zwei eher außergewöhnliche Instrumente spielt. Zum einen, und zwar schon seit seinem dritten Lebensjahr, spielt er Schlagzeug. Drei Jahre später hat er mit dem Akkordeon angefangen und es mit der Zeit zu einer solchen Klasse auf dem Instrument gebracht, dass er in zwei Wochen bei einem der prestigeträchtigsten Nachwuchswettbewerben des Landes antreten wird: Beim Bundesfinale von "Jugend musiziert", das vom 12. bis zum 19. Mai in Kassel stattfindet. Er ist der einzige Erdinger, der es bis in das Bundesfinale geschafft hat.

Seit seinem dritten Lebensjahr Musiker, jetzt im Bundesfinale von "Jugend musiziert": Stefan Bauer aus Unterhofkirchen. (Foto: privat)

Stefan Bauer selbst ist aber noch keine große Nervosität anzumerken. Seine Gedanken sind woanders: Er macht dieses Jahr Abi am Dorfener Gymnasium und muss büffeln. "Da weiß ich, was ich tun muss", sagt er. Ende der Woche geht es schon mit den Prüfungen los; Mathe, Englisch, Deutsch, als Wahlfächer hat er sich Wirtschaft/Recht und - keine Überraschung - Musik ausgesucht.

Denn das sei seine Leidenschaft, sagt Bauer. Zur Musik gekommen ist er über seinen Vater, der seit Jahrzehnten in einer Band spielt. Später ist er an die Erdinger Musikschule gekommen, dort in die Akkordeonklasse von Michael Riedmaier. Er hat nach und nach an immer mehr Akkordeon-Wettbewerben teilgenommen - zum ersten Mal im Sommer 2006. Mittlerweile sind es - er hat genau mitgezählt - 49 Wettbewerbe, die meisten davon mit dem Akkordeon. Letztes Jahr wurde er beim Akkordeon-Musikfestival Bundessieger. Eigentlich gilt das Akkordeon nicht als das typische Instrument für einen jungen Musiker, vielleicht ist es ein wenig altmodisch. "Mit Volksmusik hat das aber nichts zu tun, was Stefan da macht", sagt Bernd Scheumaier von der Kreismusikschule. Mittlerweile gäbe es auch viele Bearbeitungen für das Akkordeon von historischen Werken, auch zeitgenössische kommen dazu. Stefan Bauer scheint alles auf dem Akkordeon spielen zu können - vom Tango bis zum Pop-Song.

Damit hat er es sogar im Internet zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Bauer stellt seit Jahren kleine Videos von sich auf Youtube, auf denen er ein Stück spielt oder Auftritte absolviert. Bis zu 30 000 Aufrufe erreicht er damit, sein meistgeklicktes Video hat sogar 400 000 Aufrufe. "Das ist sicherlich nicht schlecht", sagt Stefan Bauer. "Man wird oft darauf angesprochen, die Akkordeon-Szene ist ja nicht so groß."

Seine Bekanntheit wird ihm wohl auch in der Zukunft zugute kommen: Nach dem Abi hat er vor, sich beim privaten Hohner-Konservatorium in Trossingen im Schwarzwald zu bewerben. Die meisten Dozenten, denen er bei der Aufnahmeprüfung gegenübersitzen wird, wird er wohl schon kennen; auch die Kurse einiger Dozenten will er gezielt besuchen. Bauer ist zuversichtlich, dass er an dem Konservatorium, das der Akkordeon-Hersteller Hohner betreibt und an dem nur 40, 50 Musiker studieren, aufgenommen wird; danach ist er staatlich anerkannter Musikschullehrer. Es ist Bauer wichtig, dass er nach der Ausbildung ein festes Standbein hat, allein vom Akkordeonspielen wird er nicht leben können. "Es gibt vielleicht zehn Musiker auf der ganzen Welt, die das können", sagt er.

Aber später mal in einer Band zu spielen, das könnte er sich auch vorstellen. Er tut es heute schon: I-Düpferl heißt Bauers Vier-Mann-Band, die eher Unterhaltungsmusik macht. Richtig viel zu tun hat die Band aber nicht, sagt Stefan Bauer. "Es ist schwierig, als Newcomer-Band an Aufträge zu kommen." Vielleicht ändert sich das ja in den kommenden Wochen: Wenn Stefan Bauer aus Kassel als Bundessieger nach Unterhofkirchen zurückkehrt.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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