Stadtwerke Erding:Erwartbares Defizit

Hallenbad Erding

Das Erdinger Hallenbad ist geschlossen. Aber schon im Sommer hatten die Stadtwerke die Besucherzahlen reduziert, als die Infiziertenzahlen wieder nach oben gingen. Das wirkt sich unmittelbar auf die Bilanzen aus.

(Foto: Renate Schmidt)

Was die Stadtwerke Erding im Laufe eines Jahres erwirtschaften, fließt in die Finanzierung des Freizeitbetriebs. Im vergangenen Jahr sanken die Einnahmen über Eintrittsgelder. Und so wird es auch dieses Jahr sein

Von Antonia Steiger, Erding

Mit einem "historischen Rekordergebnis" durfte Christoph Ruthner, der Geschäftsführer der Stadtwerke Erding, aufwarten, als er dem Erdinger Stadtrat den Bericht für das Jahr 2019 vorgelegt hat. Einen Jahresüberschuss in Höhe von 4,7 Millionen Euro hat die Stadtwerke Erding GmbH erwirtschaftet, das sich vor allem auf das ebenfalls als historisch zu bezeichnende Ergebnis des Tochterunternehmens Überlandwerk Erding stützt. Das Überlandwerk ist inmitten des Energiekonzerns für die Stromversorgung vor allem Erdings, aber auch einiger weiterer Gemeinden zuständig. Bevor sich die Stadträte an diese schönen Zahlen hätten gewöhnen können, bremste Ruthner sie. "2020 lassen auch wir Federn", sagte er. Das Ergebnis werde sich nicht wiederholen, unter anderem aufgrund sinkender Einnahmen über Eintrittsgelder. Hallenbad und Eishalle sind geschlossen.

"Kerngesund und ertragsstark" sei das Unternehmen aber trotzdem, sagte Ruthner. Das ließe sich schon daran ablesen, dass die Stadtwerke ungefähr fünf Millionen Euro in die Sanierung der Eishalle investieren würden. Dieses Geld muss erst einmal erwirtschaftet werden, zumal es innerhalb des Unternehmens einen dauerhaften, aber "gewollten Verlustbringer" gibt, wie Ruthner sagte; das ist der gesamte Freizeitbetrieb mit Frei- und Hallenbad und der Eishalle. Die laufenden Einnahmen reichen bei weitem nicht an die Kosten heran. Daher ist die Berechnung des Defizits pro Besucher Teil des jährlich vorgelegten Berichts. Es betrug für die Bäder neun Euro und für die Eishalle 10,20 Euro pro Besucher. Bei 200 000 Besuchern in den Bädern und 52 700 Besuchern in der Eishalle macht das ein Defizit in Höhe von mehr als 2,3 Millionen Euro, die die Stadtwerke zuschießen müssen. Und die sie zuvor erst einmal erwirtschaften müssen mit dem Vertrieb von Strom, Gas und Wasser.

An eine kostendeckende Höhe der Eintrittsgelder denkt keiner, damit verlören die Stadtwerke als hundertprozentige Tochter der Stadt Erding den "sozialen Auftrag", wie Ruthner sagte. 2019 waren die Besucherzahlen in Bäder und Eishalle im Vergleich zum vorangegangenen Jahr gesunken, was vor allem an den unerreichbar guten Zahlen von 2018 mit einem besonders heißen Sommer lag. Außerdem war die Eishalle wegen der Sanierungsarbeiten nur eingeschränkt zu nutzen. Weil die Freizeitbetriebe in diesem Jahr so wie jetzt teilweise auch ganz geschlossen sind, wird sich das Defizit pro Besucher laut Ruthner vermutlich verdoppeln.

Die Höhe der Investitionen der Stadtwerke Erding GmbH lag 2019 über denen der Abschreibungen, 2019 hatten die Stadtwerke knapp drei Millionen Euro investiert, 2018 sogar 5,2 Millionen Euro. Auch beim für die Stromversorgung Erdings zuständige Überlandwerk Erding GmbH lagen im vergangenen Jahr mit 3,35 Millionen Euro die Höhe der Investitionen über denen der Abschreibungen mit 1,8 Millionen Euro. Ruthner sagte, das Überlandwerk erfreue sich einer "hohen Kundentreue". Die Zahl der Hausanschlüsse und der Stromzähler wachse weiter, der Jahresüberschuss lag 2019 bei 5,373 Millionen Euro. An die zwölf Millionen hat das Überlandwerk laut Ruthner in das neue Umspannwerk Altenerding investiert, es ist aber wegen Grundstücksverhandlungen des Bayernwerks noch immer nicht in vollem Umfang in Betrieb. Mit einer Fertigstellung werde Ende 2021 gerechnet. Stärker als die Bevölkerung wächst die Zahl der Anschlüsse bei der Erdgasversorgung Erding, die zur Hälfte den Stadtwerken und zur anderen der Energie Südbayern gehört. Von 70,4 auf 73,3 Kilometer ist die Länge der Hausanschlüsse in einem Jahr angewachsen. Bei der Wasserversorgung hatte es Einbußen gegeben, weil Großkunden abgesprungen sind; und diese Entwicklung wird sich laut dem Geschäftsführer auch 2020 noch fortsetzen. Wie Ruthner weiter darlegte, haben sich auch die Wasserverluste erhöht. "Wir beobachten das. Wenn es sich fortsetzt, werden wir Untersuchungen anstrengen." Die Wasserversorgung ist hundertprozentige Tochter der Stadtwerke. "Wir dulden keine Ressourcenverschwendung", sagte Ruthner.

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