Süddeutsche Zeitung

Stadtplanungsamt:Spielen unter Bäumen

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Der Planungs- und Bauausschuss schafft Baurecht an der Rotkreuzstraße. Der alte Baumbestand soll geschützt werden, darunter entsteht ein naturnahes Areal für Kinder

Von Antonia Steiger, Erding

Der alte Baumbestand an der Rotkreuzstraße auf Höhe des ehemaligen Pilzsubstrats genießt hohe Wertschätzung - bei Anwohnern, kleinen Tieren und auch im Stadtplanungsamt. Dort ist man mit der Aufgabe befasst, für den Bebauungsplan 125 für das Gebiet nördlich der Rotkreuzstraße zwischen der Straße Am Emplkeller und der Greisslbräustraße ein Wohngebiet zu entwickeln. Zahlreiche Einwendungen befassten sich mit dem Schutz dieses Baumbestandes. Genauso zahlreich betonten Vertreter der Stadtverwaltung in der Sitzung des Planungs- und Bauausschusses, dass der Baumbestand geschützt werde. Bei der dritten Änderung des Bebauungsplans sei das Augenmerk vor allem auf den historischen Baumbestand gelegt worden, sagte OB Max Gotz (CSU).

Mit dem einstimmigen Satzungsbeschluss stellten die Stadträte im Ausschuss Baurecht her. Das Verfahren zur dritten Änderung des Bebauungsplans zog sich seit Dezember 2012 hin. Mehrfach war darüber diskutiert worden, wie hoch die Häuser werden dürfen. Nun sollen es vier Baukörper mit einer maximalen Wandhöhe von zwölf Metern mit einzelnen Erhöhungen bis maximal 15 Metern werden. Eine Wandhöhe von zwölf Metern entspricht vier Geschossen, 15 Meter fünf Geschossen. Weit über hundert Wohneinheiten dürften dort verwirklicht werden. Ziel der Bebauungsplanänderung sei neben dem Erhalt des Baumbestandes auch eine flächenschonende Bebauung. Zu den Einwendungen sagte Gotz, dass jeder für flächenschonendes Bauen sei. "Aber man will es lieber woanders haben." Nicht vor der eigenen Tür.

Einige Privatpersonen haben in ihren Einwendungen festgehalten, welche Tiere sie in dem kleinen Wald gesehen haben, unter anderem Eichhörnchen. Fledermäuse, Amseln, Meisen, Kleiber und Buntspechte. Und auch die am Landratsamt angesiedelte Untere Naturschutzbehörde mahnte eine Inspektion durch eine "fledermauskundige Fachperson" an. Nicht nur einmal betonten Gotz und auch Stadtbaumeister Sebastian Henrich, dass vieles dazu diene, den Baumbestand zu sichern, unter anderem auch der künftige Spielplatz, der unter den Bäumen entstehen soll. Henrich sagte: "Wir retten die hohen Bäume mit dem Spielplatz", und wies darauf hin, dass die Bäume höher als die künftigen Gebäude bleiben werden. Dies soll auch diejenigen ins Boot holen, die von der Stadt fordern, einen "attraktiv gestalteten Waldspielplatz im südlichen Bereich des Baugebiets" zu schaffen, um einem Trauma bei den Kindern "proaktiv zu begegnen"; die Kindern seien deprimiert, schreibt ein Anwohner. Es habe sich bei ihnen eine "Protestbewegung gegen die Bebauung" gebildet. Auf der anderen Seite fordert der gleiche Schreiber, dass der Spielplatz eingezäunt werden solle, damit sich er sich nicht zu einem "gemütlichen Aufenthaltsort für alkoholisierte Jugendliche, Stadtstreicher oder zu einem Umschlagort für Drogenabhängige " entwickle. Erlaubt bleiben in einem Allgemeinen Wohngebiet wie diesem Anlangen für "kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke", wie die Verwaltung in einer Stellungnahme betont. Ein Minarett sei hingegen nicht möglich, weil Wandhöhe und Dachform festgelegt seien.

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SZ vom 22.06.2021
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