Stadtpark in Erding:Stumpf des Anstoßes

Ärger um Baumstümpfe im Stadtpark: Die einen stören sich an deren Anblick. Stadtparkreferent Seeholzer treibt noch etwas anderes um: der Handel unter Stiftungen.

Antonia Steiger

Ein Grundstückshandel zwischen der Heiliggeist-Stiftung und der Fischers Wohltätigkeitsstiftung und dessen Folgen bringt die Gemüter in Erding in Wallung: Der Grund liegt im Stadtpark, ist fünf Meter breit und siebzig Meter lang. Vor fünf Jahren hat die Fischers Wohltätigkeitsstiftung den Streifen von der Heiliggeist-Spitalstiftung gekauft, jetzt braucht sie ihn: Der Anbau für das betreute Wohnen ist fast fertig, nun fehlen noch eine Mauer und ein Zaun. Acht bis zehn Bäume sind deswegen gefällt worden, doch jetzt wird Kritik laut. Nicht nur an den Baumfällungen, sondern auch an dem Grundstückshandel.

Stadtpark in Erding: Wegen der gefällten Bäume gibt es einen Briefwechsel zwischen dem Rathaus und der Fischers Wohltätigkeitsstiftung.

Wegen der gefällten Bäume gibt es einen Briefwechsel zwischen dem Rathaus und der Fischers Wohltätigkeitsstiftung.

(Foto: Peter Bauersachs)

Wann immer sich ein Arbeiter mit einer Säge dem Stadtpark nähert, darf er sich sicher sein, dass ihm misstrauische Blicke folgen. In der Diskussion um die Landesgartenschau zeigte sich, wie sehr die Erdinger an ihrem kleinen Urwald hängen. Der Anblick der Baumstümpfe beim Seniorenzentrum hat nun zu ein paar Protesten geführt: Beim Stadtparkreferenten Harry Seeholzer (Erding jetzt) sind zwei Anrufe eingegangen, darunter einer von Josef Gotz, Vater des Bürgermeisters Max Gotz und ehemaliger CSU-Stadtrat. Wie Seeholzer sagt, wollten die Anrufer wissen, was es mit den Bäumen auf sich habe.

In der Stadtratsitzung am Dienstag hakte Seeholzer nach. Ihn störe weniger die Fällaktion, da es sich nicht um wertvollen alten Baumbestand handle, erläuterte er der SZ. "Mich interessiert, dass ein Scheibchen des Stadtparks verkauft wurde. Das finde ich ein bisschen merkwürdig." Der Park müsse als Ganzes "unantastbar" sein, sagte Seeholzer.

Verkäufer des Streifens war die Heiliggeist-Spitalstiftung, deren Stiftungszweck der Betrieb des Heiliggeist-Stifts im Stadtpark ist. Für diese Stiftung hat der Stadtkämmerer Herrmann Held am Dienstag einen Situationsbericht für das Jahr 2009 vorgelegt, demzufolge die Stiftung schwarze Zahlen schreibt. Grund, Gebäude und Waldungen bilden das Grundstockvermögen der Heiliggeist-Spitalstiftung, unter anderem ist auch der gesamte Stadtpark im Besitz der Stiftung.

Dass der Verkauf des Streifens rechtlich in Ordnung sei, wird von Hans Egger, Fraktionssprecher von "Erding jetzt", nicht bezweifelt. "Der Stiftungsrat entscheidet, was mit dem Vermögen passiert", hatte dazu auch Gotz gesagt. Der Stiftungsrat ist besetzt mit dem Bürgermeister und vier Stadträten, derzeit sind dies Johanna Heindl (UWE), Siegfried Draxler (SPD), Walter Rauscher und Hubert Sandtner (beide CSU). Den Stiftungsvorstand bilden Held und als dessen Stellvertreter Roland Schöttner. Eggers Anregung, Angelegenheiten des Stadtparks im Stadtrat zu verhandeln - falls erforderlich nicht-öffentlich - blieb ohne Antwort. Es handle sich dabei um ein Sondervermögen der Stadt, sagte Egger der SZ.

Zu den Baumfällaktionen hat sich Bürgermeister Max Gotz (CSU) jedoch äußerst kritisch geäußert. Er kündigte einen Beschwerdebrief an die Fischers Wohltätigkeitsstiftung an. Deren Geschäftsführer Matthias Vögele sagt jedoch, er habe überhaupt nicht das Gefühl, etwas Unrechtes getan zu haben. In seiner Antwort habe er der Stadt ein Gespräch angeboten, um die Angelegenheit zu klären. Wie Vögele weiter sagte, ist bei den Baumfällarbeiten ein Mitarbeiter der Stadt zugegen gewesen, den die Stiftung schon bei ähnlichen Arbeiten zu Rate gezogen habe. "Es ist alles abgestimmt worden", sagt Vögele. Die Bäume seien geschnitten worden, weil Platz für einen Zaun und eine Mauer benötigt werde. Ein Baum musste allerdings auch weichen, weil er so schief gewachsen sei, dass er hätte entwurzelt werden können.

Vögele ist seit 2008 Geschäftsführer der Fischers Stiftung. Er sagt, er könne nichts dafür, dass die Stiftung vor fünf Jahren den Grund gekauft habe. Damals war eine Einrichtung für Frauen und Männer mit erhöhtem Pflegebedarf geplant, nun entsteht dort das betreute Wohnen. An diesem Freitag will Vögele das Problem dem Verwaltungsrat der Fischers Stiftung vorlegen. Mit Gotz kann er dort aber nicht über die gefällten Bäume reden: Gotz saß zwar lange im Verwaltungsrat der Fischers Wohltätigkeitstiftung. Im April 2009 zog er sich von diesem Posten jedoch zurück.

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