Stadtentwicklung in Dorfen:"Wir sitzen am längeren Hebel"

Stadtentwicklung in Dorfen: Das Gemeinwohl muss bei der Entwicklung eines neuen Stadtteils auf dem Meindl-Gelände berücksichtigt werden, fordert die SPD.

Das Gemeinwohl muss bei der Entwicklung eines neuen Stadtteils auf dem Meindl-Gelände berücksichtigt werden, fordert die SPD.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Planung für eine Wohnbebauung auf dem Meindl-Areal will die SPD nicht dem Eigentümer Etex überlassen, sondern fordert einen Architektenwettbewerb

Von Thomas Daller, Dorfen

Das städtebauliche Konzept der Etex-Holding für das Meindl-Areal ist nach Auffassung der Dorfener SPD lediglich ein Vorschlag, den der Stadtrat keinesfalls so akzeptieren sollte. Die Stadt sollte vielmehr einen Architektenwettbewerb für das Areal ausschreiben, unter besonderer Berücksichtigung einer sozialen Bodennutzung. Vor allem die Belange einer neuen Wohnungsgenossenschaft, die sich derzeit in der Gründungsphase befinde, müssten einfließen. "Wir werden nicht nach der Pfeife von Etex tanzen", sagte Heiner Müller-Ermann.

Bei einem Pressegespräch betonte Müller-Ermann, die Dorfener SPD spreche sich nicht gegen eine verdichtete Bebauung auf dem Werksgelände der stillgelegten Dachziegelei aus. Die Lage in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs sei dafür ideal, aber man könne nicht nur "900 Wohnungen hinknallen", ergänzte Michaela Meister, wie es sich die Etex vorstelle. Das sieht nach Einschätzung der SPD auch ein großer Teil des Dorfener Stadtrats so, der auf die Vorstellung dieses Entwurfs "sehr zurückhaltend" reagiert habe. Etex hatte im Stadtrat ein Konzept vorgelegt, dass 800 Wohnungen und 60 Häuser für mehr als 1800 Bewohner vorsieht. "Der Entwurf hat uns nicht gefallen und wir werden einen städtebaulichen Wettbewerb beantragen", sagte Simone Jell.

"Wir sitzen am längeren Hebel", betonte Müller-Ermann. Als baurechtliche Nutzung für das Gebiet sei die Gewerbenutzung definiert. Wenn Etex die Flächen für eine Wohnbebauung verkaufen wolle, müsse sich das Unternehmen auch nach den Vorstellungen der Stadt richten. "So etwas entwickelt man nicht alle paar Tage", sagte Michaela Meister. Immerhin gehe es um einen neuen Stadtteil für 1500 Menschen. "So eine Gelegenheit bekommen wir nie wieder", sagte Müller-Ermann. "Wir haben die Aufgabe, das Gemeinwohl zu berücksichtigen."

Das sei auch Konsens im Stadtrat, der einstimmig beschlossen habe, einer noch zu gründenden Wohnungsgenossenschaft ein vergünstigtes Grundstück zur Verfügung zu stellen. Auf Initiative der SPD hat im November bereits ein gut besuchter Informationsabend stattgefunden, bei dem Andreas Pritschet vom Verband der Wohnungswirtschaft erläutert hatte, wie man beim genossenschaftlichen Bauen vorgehe. "Bisher haben sich etwa 30 Leute gemeldet", sagte Josef Schmid. Noch vor Ende Januar sei ein zweites Treffen geplant, bei dem sich eine Kerngruppe bilden und den Zweck der Genossenschaft definieren soll: ob man beispielsweise altersgerecht bauen wolle oder ob integratives Wohnen gewünscht sei. "Genossenschaftliches Wohnen ist mehr als ein Mietshaus", sagte Schmid. "Es könnte ein zentraler Ort in so einem neuen Wohngebiet sein." Schmid nahm dabei Bezug auf den Etex-Vorschlag, die ein einzelnes Gebäude der Fabrik als "identitätsstiftendes Souvenir" stehen lassen will. Das könnte man beispielsweise als Kulturhaus nutzen, sagte Schmid, und die Genossenschaft könnte der Betreiber sein.

Die Genossenschaft müsse nun schnell gegründet werden, das zeige der große Bedarf. Als Interessenten hätten sich beispielsweise ein Architektenpaar gemeldet oder Ärztinnen, sagte Schmid. "Auch aus finanziellen Gründen. Das sagt einiges aus über die Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt." Das Ziel sei daher, dass man es nicht bei einem Objekt belasse, sondern auch bei weiteren Baugebieten das genossenschaftliche Modell weiter anzubieten.

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