Stadtentwicklung Erding:"Man sollte erst mal abwarten"

Stadtentwicklung Erding: Für den CSU-Fraktionsvorsitzenden Jakob Mittermeier ist die massive Kritik "nicht nachvollziehbar".

Für den CSU-Fraktionsvorsitzenden Jakob Mittermeier ist die massive Kritik "nicht nachvollziehbar".

(Foto: Renate Schmidt)

CSU-Stadtratsfraktion plädiert für Gelassenheit in der Diskussion über den umstrittenen Gewerbehallenkomplex

Von Florian Tempel, Erding

Die massive Kritik an der Planung eines 80 000 Quadratmeter großen Gewerbehallenkomplexes am westlichen Stadtrand hat die CSU-Stadtratsfraktion veranlasst, ihre Position noch einmal zu erklären. Man sei grundsätzlich für das Projekt, sagten der Fraktionsvorsitzende Jakob Mittermeier, der Zweite Bürgermeister Ludwig Kirmair und Stadtrat Alois Flötzinger bei einem Pressegespräch, da man so auch einen "Handwerkerhof" und einen neuen städtischen Recyclinghof bekommen werde. Außerdem seien die Planungen im derzeitigen Stadium völlig unproblematisch, weil gar nichts entschieden sei. Ein "gigantisches Logistikzentrum" werde es aber sicher nicht geben, sagte Mittermeier: "Wenn es hier in die Richtung ginge, dass sich dort eine Spedition wie Schenker oder Dachser etablieren wollte, sind wir bei Gott nicht dabei." Kirmaier sagte es leicht abgewandelt, aber ganz ähnlich: "Auf Teufel komm raus muss da draußen gar nichts passieren."

CSU-Fraktionschef Mittermeier erinnerte daran, dass das Stadtratsplenum im Dezember 2015 und ein Jahr darauf der Planungs- und Bauausschuss jeweils mit großer Mehrheit grundsätzlich für die Planung eines großen Industrie- und Gewerbegebiets gestimmt hätten. Insofern sei es "nicht nachvollziehbar", dass sich nun die Freien Wähler gegen das Projekt stellten. Kirmair kritisierte die Freien Wähler, weil "die schon genau wissen wollen, dass das grauenhaft aussehen wird und nur Niedriglohnarbeitsplätze entstehen würden - woher wissen die das alles?" Solche Einzelheiten gebe der aktuelle Planungsstand überhaupt nicht her. Wenn zum Beispiel ein Autokonzern in einem Teil des 80 000 Quadratmeter großen Hallenkomplexes eine "Vorfertigung" einrichten würde, würden damit sehr wohl qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Auch die angeblich jetzt bereits absehbaren Auswirkungen auf die Verkehrssituation seien unredliche Spekulationen, die auf allzu simplen Rechnungen basierten, so Kirmair.

CSU-Fraktionschef Mittermeier sagte, "man sollte erst mal abwarten, was der Investor im Angebot hat." Das Gewerbegebiet wird vom Unternehmen VIB Vermögen AG aus Neuburg an der Donau entwickelt, die Grundstücke gehören derzeit noch zwei Erdinger Privatleuten. Nach Ostern werde die Investor-Firma VIB genauere Pläne öffentlich bekannt geben, kündigte Mittermeier an. Laut dem Aufstellungsbeschluss ist so ziemlich alles möglich außer Schwerindustrie. Mittermeier betonte mehrmals, dass es aber der Stadtrat in der Hand habe, welche Art und Größe von Unternehmen sich später im Hallenkomplex einmieten werden: "Wir können per Beschluss Nutzungsausschließungen machen - so einfach ist das." Er habe aber nichts gegen "kleinere Logistikunternehmen" ähnlich wie die Firma Alpha im Gewerbegebiet Erding-West.

Gleichwohl sei eines klar und gehe auch in Ordnung, erklärten die CSU-Stadträte. Das Gebiet werde gewissermaßen in einer "Mischkalkulation" konzipiert. Dabei sei die Gewerbeimmobilie mit 80 000 Quadratmetern Fläche verständlicherweise sehr groß. Denn für den Grund für den neuen städtischen Recyclinghof werden die Eigentümer nur wenig erhalten und auch der sogenannte Handwerkerhof soll ein relativ günstiges Angebot an Erdinger Betriebe werden. Stadtrat Flötzinger hob insbesondere diesen Teil des Gesamtareals hervor: "Man muss bei dem Ganzen auch den Handwerkerhof in Betracht ziehen." Er kenne mehrere Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen in Erding, die sich vergrößern wollten. Es stünden jedoch so wenige Flächen zur Verfügung, dass immer wieder Betriebe aus der Stadt wegzögen. Wenn es Angebote an Grundstücken gäbe - so wie es mit dem Handwerkerhof geplant sei - dann würden sogar bereits abgewanderte "Erdinger Firmen" wieder in die Stadt zurückkehren. Der Gewerbehallenkomplex müsse mit Blick auf den Handwerkerhof und den Recyclinghof notwendigerweise ein lukratives Projekt sein, sagte Kirmair, "sonst kriegt man das andere da nicht hin."

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