Süddeutsche Zeitung

Stadtentwicklung:Erding gibt sich neue Leitlinien

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Eine Fortschreibung des Flächennutzungsplans mit integriertem Landschaftsplan ist in Arbeit. Er soll die Entwicklung steuern und dem Naturschutz zu seinem Recht verhelfen

Von Antonia Steiger, Erding

Dass Erding weiter wächst, ist unstrittig. In welche Richtung sich dieses Wachstum bewegt, das möchte die Stadtpolitik aber mitbestimmen. Rathaus und Planungsbüros arbeiten seit Monaten an einer Fortschreibung des Flächennutzungsplans mit integriertem Landschaftsplan. Er ist bald so weit fertig, dass er den Bürgern gezeigt werden kann, die dann dazu Stellung nehmen sollen. Ziele sind bereits formuliert, sie alle lassen sich zusammenfassen in der Forderung nach einer ökologischen und nachhaltigen Entwickelung, die sich an den Bedürfnissen kommender Generationen orientieren und deren kritischem Urteil standhalten soll. Ein wichtiges Detail ist ein grüner Ring, der nicht bebaut werden darf.

Um durchschnittlich mehr als 400 Menschen im Jahr wächst Erding. Und es ist mit weiterem Zuzug zu rechnen, wobei der Zuwachs laut Statistikern abgebremst wird. Analysen von Fachleuten haben nun gezeigt, dass Erding die Neuankömmlinge unterbringen kann - alleine in den Bereichen, für die jetzt schon Bebauungspläne in Planung oder in Vorbereitung sind. Im wesentlichen betrifft dies Flächen an der Dachauer Straße, an der Taufkirchener Kreuzung und an der Haager Straße Ost. Ob dort überall wirklich gebaut wird, entzieht sich manchmal jedoch der Macht der Stadtpolitik, denn die Eigentümer müssen sich untereinander einigen. Und sie müssen sich auch mit der Stadt einigen, zum Beispiel weil Erding mit dem Instrument der sozialen Bodennutzung dem auf maximalen Gewinn angelegten Streben von Grundeigentümern Fesseln anlegen will. Ziel ist es, dass ein Teil der neuen Wohnbebauung unter marktüblichen Preisen verkauft und vermietet wird. Sollte das Bevölkerungswachstum aber noch einmal anziehen, hat die Stadt Erding eine weitere Option: Der Fliegerhorst Erding wird in einigen Jahren genutzt werden können. Der Flächennutzungsplan 2015 wird jedoch auch schon den Zuzug der vergangenen Jahre deutlich machen: Die Flächen der allgemeinen Wohngebiete wird bei 425 Hektar liegen und damit um knapp 40 Hektar höher als noch im Flächennutzungsplan von 2004. OB Max Gotz (CSU) sprach in der vergangenen Stadtratssitzung erneut von seinem Ziel, dass Erding jährlich um nicht mehr als ein Prozent wachsen soll. Das wären weniger als 400 Einwohner jährlich. Dies sei als "politisches Signal" zu verstehen, sagte er, dass Erding die Lasten des Zuzugs nicht alleine tragen könne.

Laut dem neuen Flächennutzungsplan kommen dem militärischen Gelände, das bislang als Sondergebiet gilt, weitere Aufgaben zu. Platz soll dort auch sein für Gewerbe, Freizeitgestaltung und für ökologisch wertvolles Grün. Denn Erding hat in dieser Hinsicht Nachholbedarf. So halten die Landschaftsarchitekten des Büros Narr, Rist und Türk fest, dass Erding einen eher mickrigen Baumbestand hat: Nur gut vier Prozent der Fläche ist mit Wald bedeckt. Das soll besser werden, deswegen freue man sich über jede Aufforstung. Außerdem gibt es Vorschläge für neue Naturdenkmäler, dazu gehört die zweistämmige Linde bei Pretzen.

Im Flächennutzungsplan 2015 sollen laut dem Entwurf 470 Hektar Grünfläche ausgewiesen werden, das sind 181 Hektar mehr als 2004. Die Zunahme betrifft zum Großteil den Fliegerhorst, wo sich ökologisch sehr hochwertige Flächen finden. Die Rede ist unter anderem von unterschiedlichen Gehölz- und Feuchtbiotopstrukturen und wertvollen Lebensräumen für Vögel und Amphibien. Ein weiteres Leitziel betrifft die Sempt, die als "überregional bedeutsames Biotopverbundsystem" weiter entwickelt werden soll. Am meisten spürbar für die Bevölkerung wird jedoch der geplante grüne Ring sein. Er soll aus parkartigen Strukturen bestehen, Grünanlagen und Freizeit- und Erholungsflächen, aber auch Kleingärten, Friedhofsflächen und extensiv genutzte Felder und Wiesen. Mit dem grünen Ring vernetzt werden schon bestehende Grünzüge wie der Kronthaler Weiher und der Stadtpark. Redner aller Fraktionen stellten sich im Stadtrat hinter die Idee eines grünen Rings.

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Quelle:
SZ vom 05.08.2015
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