Starkbierfest:Spitzfindige Frotzeleien

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Anton Silbernagl derbleckt beim Starkbierfest in St. Wolfgang Politiker, von Kommunalpolitikern, über Landespolitiker bis hin zur Bundespolitik. (Foto: Renate Schmidt)

Beim Politikerderblecken in St. Wolfgang ist Anton "Schex" Silbernagl als Fastenprediger nach Jahren der Corona-Pause wieder in alter Form und noch keineswegs altersmilde.

Von Thomas Daller, ST. Wolfgang

Den Nockherberg kennt man in Bayern, und auch den Fastenprediger, der der Prominenz die Leviten liest. So einen kleinen Nockherberg gibt es auch im Landkreis Erding. Das ist das Starkbierfest beim Schex in St. Wolfgang. Und der Wirt persönlich, Anton "Schex" Silbernagl, salzt und kocht es der anwesenden Politprominenz. Aber versalzen hat er noch nie eine Predigt, und richtig sauer geht dabei auch niemand heim.

Mit Spannung wurde daher wieder seine politische Jahresbilanz erwartet, fürs Starkbierfest sind die Karten schon Wochen vorher ausverkauft. Auch bei der Politprominenz ist das ein beliebter Termin, heuer waren unter anderem der CSU-Bundestagsabgeordnete Andi Lenz, Staatsministerin Ulrike Scharf und der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz zu Gast. Zur Begrüßung erkundigte sich Silbernagl bei Lenz, ob er schon noch seinen Doktortitel habe, weil man bei der CSU mittlerweile nicht mehr so genau wisse, wer noch einen Doktortitel habe und wer nicht. Mit der neuen Wahlrechtsreform könne es ja richtig eng werden für die CSU. "Aber di Andi, bring ma scho wieda eine in den Bundestag - und wenn es da Andy Scheuer nimmer schafft, macht`s a nix." Bemerkenswert sei dabei, dass sich Söder vor allem um die Linken sorge: "Aber so is er halt, da Söder, immer uneigennützig."

"OB Max Gotz hat immer noch den Tunnelblick"

OB Gotz habe immer noch ein bisschen den Tunnelblick, sagte der Schex in Anspielung auf den "sündteuren" Tunnel, der in Erding das alte und das neue Rathausgebäude verbindet. Sogar das Fernsehmagazin Quer sei deswegen eigens nach Erding gekommen. "I war bei dieser G`schicht immer deiner Meinung", sagte der Fastenprediger. Denn man könne einem Behördenbeamten nicht zumuten, dass er am Tag mehrmals über die Straße gehe und mit der Realität konfrontiert werde.

Zu Ulrike Scharf sagte er, über sie lese und höre man ja nur das Allerbeste, "also zumindest wenn man auf deine Homepage geht". Sie sei mitverantwortlich, dass es doch wieder ein Starkbierfest gebe. Angesichts von Corona und Personalmangel habe er schon mal mit dem Gedanken gespielt, es ausfallen zu lassen. Dann sei Ulrike bei ihm zu Gast gewesen und man habe sich unterhalten. Jetzt, da sie wieder Ministerin sei, könne er doch nicht das Starkbierfest ausfallen lassen, habe sie gesagt und angeboten, vielleicht sogar den Söder mitzubringen. Silbernagl sagte, er habe sich dann doch wieder bereiterklärt, aber nur unter der Bedingung, dass Söder nicht komme.

"Solange hibenzt, bis ma den Klimawandel ham"

Eine interessante These vertrat er zum Klimawandel: Die Grünen mit ihrem "Scheiß Klimawandel" hätten so lange "hibenzt, bis man jetzt endlich da ham". Die CSU bezeichne die Grünen als eine reine Verbotspartei, aber das stimme nicht, im Gegenteil. Die Grünen seien dafür, dass man Cannabis ungestraft rauchen dürfe. Ausgerechnet jetzt, seufzte der Schex, nachdem er das Rauchen aufgegeben habe.

Kritisch seien die Grünen aber in punkto Landwirtschaft, die zu hohe Nitratwerte in Boden und Grundwasser verursache. Bereits vor mehr als zehn Jahren habe Jakob Schwimmer als "gefühlt einziger CSU-Politiker in Bayern" dieses Problem angeprangert und gefordert, dass die Bauern nicht mehr Vieh im Stall halten sollen, als ihr Grund Gülle verträgt. Kurz darauf sei Schwimmer bei der Nominierung zum Landtagskandidaten für Erding durchgefallen. Daran sehe man, dass es für Politiker gescheiter sei, wenn sie mit hohen Nitratwerten kein Problem haben.

Silbernagl warf auch mal einen Blick über den bayerischen Tellerrand hinaus, beispielsweise nach Mecklenburg Vorpommern. Dort hätten die eigenen Finanzbeamten von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig für sie belastende Steuerunterlagen "von dieser ominösen Klimastiftung" eigenhändig verbrannt. Solche Steuerbeamte hätte Alfons Schuhbeck auch brauchen können, konstatierte er.

Neben dem politischen Kabarett zog der Schex auch anderweitig bekannte Persönlichkeiten durch den Kakao, riss ein paar Witze und erzählte Anekdoten aus dem Gasthausalltag. Über diese Geschichten aus dem Wirtshaus schreibe er ohnehin an einem Buch, kündigte er an. Heutzutage schreibe jeder Depp ein Buch, sagte er, also könne er auch eines schreiben. Das könnte unterhaltsam werden.

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