SZ-Adventskalender:Noch einmal das Leben einsaugen

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Der Innenhof vom Sophienhospiz Freising-Erding im Dezember. Dorthin zeigen die Terrassen der Zimmer und von dort geht der Blick in den Garten. (Foto: Stephan Görlich)

Das Sophienhospiz Freising-Erding betreut Menschen auf dem letzten Lebensweg. Die Patienten und Patientinnen lieben den Garten hinterm Haus, doch der benötigt fachmännische und kostspielige Pflege.

Von Regina Bluhme, Erding

Der SZ-Adventskalender will Menschen in Not helfen, sei es aufgrund von Krankheit, Alter, Behinderung oder eines unerwarteten Schicksalsschlags. Manchmal gibt es aber keine Aussicht mehr auf Linderung oder Heilung. Das Sophienhospiz Freising-Erding begleitet todkranke Menschen auf ihrem letzten Weg. Die Verantwortlichen tun das auf sehr fürsorgliche, kompetente und liebevolle Weise, um den Aufenthalt für die Patienten und Patientinnen so angenehm wie möglich zu gestalten. Der Garten hinter dem Haus ist für alle ein ganz besonderer Platz.

Die Patienten haben oft einen sehr langen Krankenverlauf und viele belastende Behandlungen hinter sich. Die meisten sind, wie es Heimleiterin Rita Gabler ausdrückt, jahrelang durch die "Therapiehölle der großen Kliniken" gegangen. Sie haben Operationen, Bestrahlungen, Chemotherapie und leider immer wieder Rückfälle hinter sich. Die Mehrheit habe dies in den großen Unikliniken erlebt. "Viel Beton, kaum Fenster und keine Natur."

(Foto: SZ)

Wenn dann alle Behandlungen eingestellt werden und ihnen gesagt wird, dass nichts mehr zu machen ist und der letzte Weg anbricht, "kommen sie oft völlig zermürbt und seelisch ausgebrannt zu uns", berichtet die Hospizleiterin. Überrascht und manchmal zu Tränen gerührt würden sie dann im Sophienhospiz Freising-Erding erleben, dass sie zum Frühstücken in der Sonne auf der Veranda sitzen können, nachmittags in den Garten geschoben werden und abends ihr Bierchen bei Sonnenuntergang hinterm Haus genießen dürfen. Das Haus am Erdinger Sternweg liegt auf einer kleinen Anhöhe, zur Dämmerung kommen die Rehe auf die Wiese vor das Hospiz und ab und zu streift auch ein Fuchs durch den Garten. Für die Bewohner eine willkommene Ablenkung.

"Menschen in dieser Lebensphase sehnen sich wie ein ausgetrockneter Schwamm nach Eindrücken, die ihr Herz und ihre Seele erfreuen und sie trösten", betont Rita Gabler. Und hier spielt der Garten eine große Rolle. Da ist ein Vogel, der schon morgens singt, Hummeln und Bienen, die vor der Zimmertür summen, Schmetterlinge, die sich auf dem Frühstückstisch niederlassen. "Manche unserer Schwerstkranken sind von morgens bis abends auf der Terrasse, so als müssten sie das ganze volle Leben nochmal in sich einsaugen."

Pflegekräfte im Sommer im verwilderten Garten des Sophienhospizes. (Foto: Sophienhospiz/oh)
Blick im Sommer auf das im Halbrund angelegte Haus. Alle Zimmer haben eine Terrasse zum Garten. (Foto: Sophienhospiz/oh)

Der Garten ist naturnah angelegt, auch wegen der Insektenvielfalt. Dennoch benötigt er sehr viel Pflege. "Das Unkraut schießt geradezu aus dem Boden", erklärt Rita Gabler. Bis jetzt habe die Pflege immer eine Gruppe Ehrenamtlicher übernommen. Leider sei deren Einsatz sehr unsicher. Ist das Wetter zu heiß, kommen statt fünf Personen auch gerne mal nur zwei oder keiner. Regnet es, komme auch mal gar niemand. Und diejenigen, die helfen wollen, hätten oft keine Vorkenntnisse - mit dem Ergebnis, dass mitunter Blumen mit Unkraut verwechselt und ausgerissen oder Sträucher falsch zugeschnitten werden.

"Uns war schnell klar, wir müssen da etwas ändern, um den Garten wirklich schön zu erhalten, so dass die Menschen immer ihre Freude haben", sagt Rita Gabler. Die Einrichtung Pfennigparade, die solche Arbeiten gegen Entgelt gerne mit ihren Bewohnern übernimmt, war ausgebucht. Daraufhin wandte sich das Haus an die Fachfirma, die den Garten angelegt hatte. Hier sei der Vorschlag gekommen, dass der Garten circa acht Mal im Jahr einen Durchgang benötigt, um wirklich schön zu sein und auch zu bleiben - und diese Aufgabe sollten Fachleute übernehmen. Rita Gabler rechnet dabei mit Kosten von mehreren tausend Euro im Jahr.

Das ist viel Geld für die Einrichtung, die auf Spenden angewiesen ist. Am 10. Oktober 2022 wurde das Hospiz mit zwölf in einem Halbrund angelegten Zimmern eröffnet. Die Patienten kommen aus den beiden Landkreisen Erding und Freising - und die Warteliste ist inzwischen lang. Die nächstgelegenen Hospize sind in München, Ingolstadt oder Vilsbiburg. Seit kurzem gibt es auch ein Haus in der Chiemsee-Region. Dass die Landkreise Erding und Freising über ein gemeinsames Hospiz verfügen, ist der Initiative der MWS-Hospiz-Stiftung des Freisinger Ehepaars Marianne und Werner Folger und ihrer Tochter Sofia zu verdanken. Die Stiftung hat mehrere Millionen Euro in das Projekt investiert - ohne staatliche Unterstützung. Die Kosten für den Betrieb können nicht durch die Krankenkassenbeiträge komplett aufgefangen werden.

Der Adventskalender der guten Werke der Süddeutschen Zeitung hat das Hospiz beim Start bereits mit einem hohen sechsstelligen Betrag unterstützt. Das Haus ist weiterhin auf Spenden angewiesen. "Die SZ als mehrjährigen Gartenpaten für das Sophienhospiz, das wäre mein Traum", sagt Rita Gabler.

So können Sie spenden:

Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.

Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 600700

BIC: SSKMDEMMXXX

www.sz-adventskalender.de

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