Sonic in Erding:Großes Haus, großer Auftrag

Heute Jazz, morgen Punk, übermorgen Indie: Das Jugendkulturhaus Sonic erfährt viel Zuspruch

Von Mathias Weber

Das hört sich nicht sehr lecker an, hat am Tradition: Freitags wird im Jugendkulturhaus Sonic immer der "Salzige Spucknapf" veranstaltet, ein Musikercafé mit alternativer Musik und günstigen Getränkepreisen. Musikalisch wird der Abend oft von den Gallow Sailors begleitet. Die Erdinger Band macht passend zum Namen so genannten Pirate Punk, der dem normalen Punk Rock verdächtig ähnlich ist: Schreiend laut, alternativ, unterhaltsam. Die Gallow Sailors passen damit sehr gut ins Sonic an der Dorfener Straße.

Alternativ und unterhaltsam soll es ja sein, das Jugendkulturhaus. "Ein Ort, an dem man sich selbst verwirklichen kann", so beschreibt es Ulrich Hofstaller, der die offene Jugendarbeit der Stadt Erding (und somit auch das Sonic) leitet. "Viele junge Menschen ziehen nach Erding", sagt er, "und die sollen ihre eigene Jugendkultur aufbauen." Das sei der Sinn des Sonic, und das passiert dort auch: 17 Vereine und Gruppen nutzen die Räume, die das Sonic zur Verfügung stellt. Der Fotoclub Erding trifft sich zum Beispiel dort, der Verein Rosinka, das deutsch-russische Kulturinstitut Erdings, die Aktionsgruppe Asyl, eine Breakedance-Gruppe ist immer mittwochs im Konzertsaal und natürlich gibt es Proberäume für Erdinger Bands. Denn gerade für Musik abseits des Mainstreams ist das Sonic bekannt und bietet so alternativen Bands ein Zuhause. Regelmäßig werden Konzerte veranstaltet, von Metal über Jazz bis Indie. "Woher kommen diese Bands", fragt Hofstaller, "die fallen ja nicht vom Himmel". Denn die musikalische Nachwuchsförderung - das Sonic veranstaltet auch Nachwuchswettbewerbe - ist ein Anliegen Hofstallers. Und der Zuspruch steigt: "Es kommen mehr Leute ins Haus", sagt Hofstaller, und Booking-Anfragen kommen von Bands aus der ganzen Welt, aus Schottland, den USA und Schweden. Über Besucherzahlen, und ob jedes Konzert auch gut ankommt, darüber schweigt sich Hofstaller aber aus. Natürlich schaue man sich schon an, wie die Resonanz auf die Konzerte sei: "Dass ein Konzert schiefgeht, das kann auch mal passieren." Aber die Quantität sei eben auch nicht alles, man wolle ein vielfältiges Programm bieten. Dazu sei das Sonic ja auch da - für die musikalische Nische.

Hofstaller leitet bereits seit sieben Jahren die Jugendarbeit in der Stadt. Seitdem wurde das Konzept verändert. Zwei Jugendhäuser leistet sich die Stadt, eines in Altenerding und eben das Sonic. Das Haus in Altenerding richtet sich an Jugendliche von zehn bis 15 Jahren, dort stehe Tier- und Naturpädagogik im Vordergrund, wie Hofstaller sagt. Dort gib es auch eine Skateanlage, die offenbar gut angenommen wird. Im Sonic richtet man sich an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 27, hier steht die Jugendkultur im Fokus, außerdem das Thema Migration. Zwei Vollzeitstellen gibt es für die Jugendarbeit, zwei Teilzeitstellen und eine weitere Verwaltungskraft gibt es. Etwa 336 000 Euro hat die Stadt für die Einrichtungen der Jugendarbeit im Jahr 2014 ausgegeben, für die Haushalte der Jahre 2015 und 2016 sind jeweils 20 000 Euro mehr eingeplant. Ein bisschen Gewinn macht die Stadt aber auch: Knapp 28 000 Euro waren es 2014, etwa durch den Verkauf von Lebensmitteln und vor allem durch die Einnahme von Mieten und Pachten.

Unterstützung kommt aber noch von anderer Seite: Das Sonic hat einen eigenen Förderverein, der seit mehr als einem Jahr existiert und neben Hofstaller von zwei Erdinger Musikern und Studenten geführt wird. Wenige Euro kostet der Jahresbeitrag, aber eigentlich geht es beim Verein mehr den Aufbau von Synergieeffekten - wenn zum Beispiel der Fotoclub Konzerte fotografiert. Wer Mitglied ist, kann auch in Pools mitarbeiten, zum Beispiel beim Booking oder bei der Technik. Die Hilfe kommt gerade recht, bei der Kapazität sei man am Anschlag, sagt Hofstaller. "Ohne freiwillige Helfer könnten wir das hier gar nicht mehr stemmen."

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