Solaranlage Dorfen:Solarpark auf 15 Hektar Fläche

Stadtrat Dorfen fasst Aufstellungsbeschluss für Bebauungsplan: Die Anlage mit mehr als 44 000 Solarmodulen soll auf einem bisher landwirtschaftlich genutzten Hang bei Grüntegernbach entstehen

Von Philipp Schmitt, Dorfen

Die Energiewende mit Weichenstellung ins Zeitalter erneuerbarer Energien ist ein wichtiges Zukunftsthema: In Dorfen stellen bei der Energiewende Freifeld-Photovoltaikanlagen (PV) den Stadtrat vor neue Herausforderungen. Auch der Strukturwandel in der Landwirtschaft spielt in diesem Kontext in der großflächigen Kommune eine Rolle, weil einige Landwirte nach alternativen Nutzungsmöglichkeiten für ihre Flächen suchen. Es gibt bereits mehrere PV-Sondergebiete. 2021 wurden Bauamtsleiter Franz Wandinger zufolge rund um Dorfen bereits vier große Projekte für Freifeld-PV-Anlagen behandelt. Am Mittwoch stand während der Stadtratssitzung in der Aula des Schulzentrums ein weiteres Projekt eines Mega-Solarparks mit 15 Hektar Fläche in Hanglage bei Wies in der Nähe von Grüntegernbach auf der Tagesordnung. Es gab dazu eine heftige Debatte der Befürworter und Kritiker. Das Ergebnis: Der Stadtrat hat mehrheitlich (bei je fünf Gegenstimmen) die erforderliche FNP-Änderung beschlossen und der erforderlichen Einleitung des Verfahrens zur 19. Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) für die Darstellung einer Sonderbaufläche für die Freifeld PV-Anlage bei Grüntegernbach zugestimmt. Darüber hinaus wurde der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nummer 116 "Sonderfläche Freifeld-PV-Anlagen bei Wies bei Grüntegernbach" ebenfalls mehrheitlich (bei fünf Gegenstimmen) gefasst. Die Verwaltung soll die Verfahren in Gang setzen.

Das 15 Hektar große Areal des Landwirts bei Wies würde bei einer Genehmigung des Vorhabens zur Erzeugung erneuerbarer Energie mit PV-Modulen überbaut werden. Die erfolgte Prüfung des Antrags nach einem vom Stadtrat 2010 festgelegten Prüfschema für derartige PV-Anlagen durch die Verwaltung habe Franz Wandinger zufolge zu einem positiven Ergebnis geführt: Flora-Fauna-Habitat (FFH)- oder Überschwemmungsgebiete und kartierte Biotope wären vom geplanten Solarpark auf bislang weitgehend landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht betroffen. Nun musste der Stadtrat in einem zweiten Schritt diskutieren, ob die Bauleitplanverfahren gestartet werden sollten. Die Meinungen im Stadtrat waren verschieden, es kam zur kontroversen Diskussion: Martin Heilmeier und Renate Döllel (Landliste Dorfen West, LDW) kritisierten die Auswirkungen auf das Landschaftsbild und die Landwirtschaft, falls 15 Hektar mit zehntausenden Solarmodulen (insgesamt 44298) überbaut würden. "Die Größe der Anlage ist Wahnsinn, überwältigend, so groß wie 20 Fußballfelder", sagte die neue Stadträtin Döllel, die für den verstorbenen Johann Selmair nachgerückt und zuvor vereidigt worden war. Zudem könnten Wildtiere das Areal bei einer Realisierung nicht mehr queren und müsste der Hochwasserschutz beachtet werden. Die Energiewende sei wichtig, aber nicht mit Mega-Freifeld-PV-Anlagen zu schaffen, hieß es dazu von der LDW. Die produzierte Energie könne derzeit noch nicht gespeichert werden. Falls derartige PV-Projekte Schule machen würden, könnte das auch in Dorfen zu beobachtende "Bauernhofsterben" weiter beschleunigt werden, sagte Heilmeier. Ganz anders sah Sabine Berger (CSU) das Vorhaben: Die Energiewende politisch gewollt. Wenn Bauern aus der Tierhaltung aussteigen wollen und die aus PV-Anlagen erzeugte erneuerbare Energie im Zusammenhang mit der Energiewende benötigt werde, müssten alternative Nutzungen der landwirtschaftlichen Flächen auch in den Kommunen politisch unterstützt werden. Gewerbereferent Martin Greimel (CSU), Heiner Müller-Ermann (SPD) und Hochwasserreferent Gerald Forstmaier (GAL) zählten ebenfalls zu den Befürwortern des PV-Vorhabens bei Grüntegernbach. "Es spricht nichts dagegen, die Anlage ist innovativ, mutig, zukunftsweisend und besser als die Gewinnung von Energie durch Biogasanlagen und den dafür nötigen intensiven Maisanbau", sagte Greimel. Mit Müller-Ermann und Forstmaier war er sich einig, dass die Technologien für die Speicherung der aus PV-Anlagen gewonnenen Energie bald auf den Markt kommen würden. "Wir brauchen die PV-Anlagen für die Energiewende, weil Windräder nicht überall möglich sind", fügte Forstmaier an. "Super, dass sich der Landwirt so etwas traut", sagte Josef Wagenlechner, der die Debatte beenden wollte, was von Martin Heilmeier mit Empörung zur Kenntnis genommen wurde: "Traurig, wenn wir über solche Projekte im Stadtrat nicht mehr diskutieren dürfen".

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) teilte mit, dass der Landwirt die produzierte Energie teilweise selbst nutzen wolle. Der Buchbacher Energieversorger Bauer Netz sei damit einverstanden, könne den produzierten Strom im Netz nicht abnehmen. Offene Fragen müssten im Detail in den Bauleitplanverfahren geklärt und abgewogen werden, sagte Grundner. In Dorfen gibt es bereits mehrere Sondergebiete für Freifeld-PV-Anlagen.

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